Archiv für April 2025

Journal Mittwoch, 23. April 2025 – Der Zauber eines Schriftzugs

Donnerstag, 24. April 2025

Nach gutem Schlaf einige Minuten vor Wecker erfrischt aufgewacht. Erster Gedanke: Diese Minuten könnte ich für Schuheputzen nutzen! Meine weißen Leder-Turnschuhe hatten das schon seit längerem nötig, aber immer wenn es mir auffiel, war gerade keine Zeit. Jetzt dachte ich wunderbarerweise in einem Moment dran, in dem ich Zeit dafür hatte! Warum auch immer!

Malerischer Himmel in Blau-weiß auf dem Weg in die Arbeit.

Blütenzweig von unten vor weiß-blauem Himmel

Wenn ein Schriftzug dich 40 Jahre jünger fühlen lassen kann und dich umgehend in ein Autoscooter-Wägelchen unter Diskokugel setzt:

Lkw-Auflieger von der Seite, auf weißem Grund ein altmodischer Schriftzug „Distel“, drumrum Wiese

Im Büro geordnetes Arbeiten, Geplantes und Ungeplantes in guter Mischung.

Mittagscappuccino im Westend, Fußmarsch in angenehmer, leicht sonniger Luft.

Im Vordergrund Holztisch mit Tasse Cappuccino, im Hintergrund Café-Tische aus Holz, an manchen davon Menschen, auf der Wand im Hintergrund Schriftzug aus Lampenband "Notting Hill"

Zu Mittag gab es einen Rest-Kanten Dänenbrot (harte Körner gut gekaut), Mango mit Sojajoghurt.

In der neuen und hoffentlich letzten Hausarztpraxis jemals zum ersten Mal um Rezepte gebeten. Bei Anruf verwies mich ein AB (vom Arzt selbst besprochen) auf ein Online-Formular für Rezeptbitten bei Dauerrezepten. Schon im dritten Browser, den ich verwendete, funktionierte das Absenden des Formulars. Kurz darauf telefonische Nachfrage einer Praxis-Angestellten wegen eines Details, Donnerstag nach Feierabend kann ich die Rezepte abholen. Das System gefällt mir.

Den ganzen Nachmittag über konnte ich das Bürofenster gekippt lassen, ideale Außentemperatur. Die böse Wade fühlte sich bei Renn-Einsätzen (drohende rote Fußgängerampeln) leider nicht so an, als würde sie die geplante Laufrunde vor der Arbeit am Donnerstagmorgen mitmachen – ach meia!

Leider konnte ich auch noch meinen beruflichen Erfolg vom Dienstag nicht wiederholen: Nach der Kanne Kräutertee (die ich mir nach der Riesentasse Schwarztee am Morgen aufgebrüht hatte) brauchte ich bis Feierabend zusätzlich ein Glas Wasser.

Auf dem Heimweg kurzer Schlenker über einen Drogeriemarkt. Zu Hause Abendsport: Ich lege sieben Einheiten Pilates ein, ein weiteres Mal die Pilates-Woche mit Gabi Fastner. Die erste davon fühlte sich super an (das Zwicken und Rumpeln im Kreuz konnte ich gut ignorieren, Sorge nur über die Warnungen aus der bösen Wade, wenn ich mich auf Zehenspitzen hochschob) und hob meine Laune.

Zum Nachtmahl hatte Herr Kaltmammsell die letzten Stücke des halben Schafes langsam gegart, das er für die jüngste Einladung gekauft hatte und die in der Gefriere Platz weggenommen hatten. Schmeckte nochmal ausgezeichnet. (Jetzt sehne ich mich aber wirklich nach einer Weile fleischfrei.) Nachtisch reichlich Osterschokolade.

Mein Pech mit Ferienwohnungen hält an. Ende August mache ich mit Herrn Kaltmamsell eine Woche Wien-Urlaub. Ich folgte der Empfehlung einer Ferienwohnung auf Airbnb und fragte für die als frei gekennzeichnete Woche an. Antwort: “Leider hat meine Frau die Wohnung zu diesem Zeitpunkt bereits Freunden versprochen. Ich habe es noch nicht auf Airbnb eingetragen.” Hm, hm.

Schon zum Abendessen hörte ich Regentropfen, das Geräusch hielt zumindest eine Stunde an.

Neue Lektüre im Bett das Granta, das gestern der Postbote gebracht hatte: Ausgabe 171 hat das Thema “Dead Friends”.

§

Jeanette Winterson, Oranges Are Not The Only Fruit.

Für mich las sich der Roman von 1985 seltsam veraltet, vielleicht sieht man daran, wie stark sich seither die Stellung von Lesben in der Gesellschaft verändert hat. Vor allem aber kam ich mit der Erzählstimme nicht klar. Der Roman erzählt in der ersten Person die Geschichte von Jeanette, die als Adoptivtochter bei einer missionarisch-evangelikalen Christin im Lancashire der 1970er (?) aufwächst (der Vater taucht nur als Erwähnung auf). Und die sich als Teenager in Mädchen verliebt, dafür von ihrer Religions-Community mit Exorzismus bestraft wird.

Mein Problem: Aus welcher Sicht wird erzählt? Die Perspektive ist immer wieder naiv kindlich, dann wieder fließen Phastasien im Duktus von Fantasy-Geschichten ein, dazu wiederum passt nicht, dass die Erzählerin sehr erwachsen Zusammenhänge und zwischenmenschliche Mechanismen analysiert.

Passagenweise ist das Buch sehr lustig, verstärkt durch die Kinder-Perspektive, zum Beispiel wenn Jeanette von ihrer Mutter nicht nur mit einer komplett verschobenen Sicht auf Religion erzogen wurde, sondern auch sonst mit einer sehr Fakten-fernen Version der Realität – und so irgendwann doch in eine richtige Schule gehen muss (die Behörden zwingen sie). Wo sie die anderen Schulkinder mit ihren Bibelgeschichten in Furcht und Schrecken versetzt.

Am kongruentesten ist der rote Faden Altes Testament; unter den wenigen Besprechungen, die ich fand, leuchtete mir diese im Guardian am meisten ein:
“Bible story”.

Gestern las ich noch die “Introduction” der Autorin zur Neuauflage von 2009. Ich hatte sie vor der Lektüre übersprungen, weil solche Einführungen zu Neuauflage praktisch immer Spoiler enthalten (WHY?).

Die Nachträglichkeit war eine gute Idee, denn ja: Spoiler. Winterson legt ihre Absichten beim Schreiben des Romans ausführlich dar; wie so oft nicht das Interessanteste oder auch nur Nachvollziehbarste an einem literarischen Werk (muss ja auch nicht, wichtig ist das Werk). Eine Passage aber mochte ich:

Oranges is autobiographical in so much as I used my own life as the base for a story. There’s nothing unusual about that. The trick is to turn your own life into something that has meaning for people whose experience is nothing like your own.

§

Maximilian Buddenbohm bloggt über Musik und lang vergangene Jugend:
“Pop und Pathos”.

Nicht wenige in meiner Altersgruppe werden leider heute noch verhaltensauffällig, wenn sie auf Partys zu späterer Stunde ein Stück aus diesem Genre und also aus ihrer Jugend hören. Ich dagegen höre etwa einmal im Jahr das alte „Bat out of hell“-Album von Steinman/Meatloaf auf einem Spaziergang durch eine möglichst menschenleere Gegend. Dabei habe ich einen Nostalgieflash in Drogentripqualität und bin mit dem Thema dann wieder fertig für ein Jahr, ohne jemanden damit zu belästigen. Rücksicht auf andere, so wichtig.

Mich bewahrt zum Glück vor dieser Verhaltensauffälligkeit, dass ich als Überwahrnehmerin nach den vielen Malen Hören nur noch die Bestandteile der Songs einzeln (gleichzeitig) höre, also jedes Instrument, jede Stimme, jeden Klang, jeden Akkord und Akkordwechsel – nicht mehr die Musik. Wald vor lauter Bäumen etc. Das Pathos durchaus auch, aber als weiteres, eher unangenehmes Detail.

§

Antje Schrupp war in China – nicht als Politikwissenschaftlerin, sondern ganz privat:
“Lieber schmutzige Toiletten als gar keine”.

Tatsächlich ist es ja so, dass unsere Kritik am chinesischen Politikmodell bisher immer auf dem Vergleich mit dem parlamentarischen Rechtsstaat basierte – im Vergleich dazu schneidet China in Punkto Menschenrechte, Klimaschutz, Gerechtigkeit und so weiter sehr schlecht ab. Aber was, wenn es uns nicht gelingen sollte, eine autoritär-faschistisch-oligarchische Übernahme der „westlichen” Staaten aufzuhalten? Dann wäre dieses Argument ja futsch.

Dann würde sich zum Beispiel die Frage stellen, wie klug es war, den sozialen Medien unter dem Schlachtruf der Meinungsfreiheit ihren Lauf zu lassen. Oder ob nicht China richtig gelegen hat mit der Einschätzung, das Internet müsse kontrolliert und zensiert werden, damit es nicht aus dem Ruder läuft? Was nützt uns denn am Ende das Recht, die eigene Meinung frei in unsere Blogs zu schreiben, wenn der Preis, den wir dafür bezahlen, ist, dass russische Bots unsere Wahlen manipulieren und autokratische Diktatoren an die Macht bringen? Und dass sich Incels, Rechtsradikale oder Islamisten im Internet zu Gewalttaten und Terroranschlägen radikalisieren?

§

Immer noch nicht durch mit Papstwahl?
Bitte, hier: Der Kardinal-o-mat.

Journal Dienstag, 22. April 2025 – Osterschokolade-um-die-Hälfte-Tag, stille Blüte

Mittwoch, 23. April 2025

Aufwachen wegen Angst erfolgreich niedergerungen, das Niederringen kostete aber wohl einige Kraft: Bei Weckerklingeln war ich steinmüde. Außerdem komischer Bauch, der sich auch 14 Stunden nach der letzten Mahlzeit noch nicht leer anfühlte (SO viel hatte ich Vortag wirklich nicht gegessen). Und komisches Kopfweh mit Lichtempfindlichkeit – ich würde mich wahrscheinlich vor seltsamen Aussetzern hüten müssen.

Bunter Himmel, die Luft kündigte einen weiteren (zu) milden Tag an. Auf dem Arbeitsweg immer noch Blütenparty, die nächste Schicht hatte übernommen.

Nahaufnahme eines Zweigs mit weißen Blüten und grünen Blättern, im Hintergrund ein städtischer Platz mit vielen Bäumen, auf der Straße Radler

Allerdings fiel mir jetzt wie schon beim Spaziergang am Ostermontag die Stille in den blühenden Bäumen und Büschen auf: Der erwartete Soundtrack mit Summen und Brummen fehlte.

Auf einer weiten Fläche ein Volksfest mit links Riesenrad, rechts einer hohen Stange, ganz rechts einer Kirche, im Hintergrund ein sonnenbeschienener Wohnblock

Theresienwiese Richtung Frühlingsfest.

Weite Fläche mit weißen Bögen eines abgebauten Zirkuszelts, davor Zirkuswagen und Lkw-Zugmaschinen, rechts Bäume auf Hügel, ein sonnenbeischienenes Denkmal mit Säulen

Theresienwiese Richtung Circus Krone im Abbau.

Asphaltierter Weg zwischen Bürogebäuden, gesäumt von mittelgroßen, weiß blühenden Bäumen

Zierapfelblüte vorm Bürohaus doch nicht verpasst!

Überraschend geordneter Arbeitsvormittag: Nach dem langen Wochenende hatte ich das Postfach mit schützend zusammengekniffenen Augen geöffnet, aber es ergoss sich keineswegs ein Strom von neuen Aufgaben. Blöderweise entwickelte sich aber das komische Kopfweh zu Hackbeilchen über linkem Auge, eigentlich mein typischer Migräne-Kopfschmerz. Das es mir ansonsten ganz ok ging, hielt ich lediglich mit Ibu gegen, erfolgreich. Meiner bösen Wade ging es besser, was mir bewusst wurde, als es mir vor einem Termin pressierte und ich einen langen Gang runterrannte – ohne Probleme.

Eine berufliche Geselligkeit hielt mich von meinem Mittagscappuccino fern, ich genoss das Draußen nur bei einem kurzen Abstecher zum Briefkasten.

Um die Mittagszeit knurrte dann doch endlich mein Magen: Es gab Apfel sowie Mango mit Sojajoghurt.

Nachmittag mit Schreibtischarbeit und mehreren Besprechungen (Dienstag ist der neue Montag).

Erfolg des Tages: Die Kanne Kräutertee reichte genau so lang wie mein Durst.

Auf dem Heimweg den gestrigen Feiertag begangen: Osterschokolade-um-die-Hälfte-Tag!

Ausschnitt eines Supermarktkassenbands schräg von oben, darauf ein Haufen Osterschokolade, darunter Osterhasen und Packungen mit Ostereiern

Das muss inklusive der Osterschokoladengeschenke aber wirklich bis Ende Mai reichen!

Außerdem noch beim Vollcorner Lebensmittel eingekauft.

Daheim die Abschlussfolge des ersten 30-Tage-Programms von Yoga with Adriene geturnt, auch hier schon ohne Ansagen: Die 20 Minuten gestaltete ich diesmal tatsächlich einfach mit den Yoga-Gymnastik-Bewegungen, nach denen mir gerade war.

Kaltes Nachtmahl: Wir hatten aus Ingolstadt geräucherten Saibling mitgebracht, den gab es mit selbstgebackenem Brot, Bruder-geriebenem Meerrettich, Chicoree-Salat mit Joghurtsauce. Nachtisch reichlich Osterschokolade.

Die Nachrichten wurden weiter dominiert vom Tod des katholischen Religionsführeres, die 20-Uhr-Tagesschau machte wieder damit auf. Da ich bei derart vielen Prämissen des Katholizismus nicht mitgehe (angefangen mit: Gott?), komme ich nicht in entfernteste Sichtweite einer Meinung zu konkreten Oberchefs dieser Community (bis auf den nicht verhandelbaren Kern meiner Maßstäbe: Menschenrechte). Zudem: Nach meiner Beobachtung picken sich Religiöse ohnehin die Details ihrer Glaubensrichtung samt Fundament raus, die ihnen halt jeweils am besten in den Kram passen – auch wenn diese Details einander von Fall zu Fall widersprechen.

Früh ins Bett zum Lesen, Jeanette Winterson, Oranges Are Not The Only Fruit ausgelesen, hm, hm. Ich werde Hintergründe recherchieren müssen.

Journal Ostermontag, 21. April 2025 – Familienosterfrühstück

Dienstag, 22. April 2025

Vom Wecker (weil Pläne) in die Verwirrung geschubst worden, der eigentlich gute Schlaf hatte unangenehme Träume mitgebracht, außerdem hatte immer wieder das Fußgelenk unter der rebellischen Wade geschmerzt (?).

Bepackt machten wir uns auf den Weg zum Bahnhof, bestiegen einen Zug nach Ingolstadt zu meinen Eltern: Familienostern mit erweiterter Bruderfamilie und den lieben Schwiegers.

Unterwegs erreichte mich die Nachricht vom Tod des katholischen Religionsführers, Papst Franziskus. Erinnerung an mein 6. Schuljahr, in dem wir im katholischen Religionsunterricht das Papsttum durchnahmen, dazu gehörte auch das Lernen der Daten zum aktuell amtierenden Papst: 1978 war das Papst Paul VI. Zunächst. Denn der starb Anfang August. Im neuen Schuljahr gab’s unter demselben Religionslehrer einen neuen Papst, Johannes Paul I. Auch dessen Lebenslauf mussten wir lernen. Doch ausgerechnet 1978 wurde das Drei-Päpste-Jahr: Johannes Paul I. starb nach 33 Tagen im Amt, sein Nachfolger wurde im Oktober 1978 der Pole Karol Wojtyła als Papst Johannes Paul II. – schon wieder mussten wir Lebensdaten lernen. Damals war ich ja noch gläubig, aber als Schülerin fühlte ich mich ein wenig angepisst.

Bei meinen Eltern große Ostertafel:

Blick auf eine für 12 Personen festlich gedeckte Tafel mit Platten Wurst und Käse

Zum Festmahl gehörten auch eine vegane Option und selbst mitgebrachte Sonder-Lebensmittel, hier die traditionell österliche Schnittmenge aller Ess-Ideologien:

Aufsicht auf den Ausschnitt eines gedeckten Tischs, eine Schüssel mit weinrotem Mus, ein offenes Glas mit Meerrettich

Pürierte rote Beete, geriebener Meerrettich (dank an den Bruder für die tränenreiche Arbeit!). Nach einem Glas Begrüßungssekt zum Anstoßen bediente ich mich an Stadtwurst, Osterschinken, Zungenwurst, Schweinskäs, gekochten Eiern (von Wachtel und Huhn), aß dazu Brot und Osterzopf – alles ganz besonders gut.

Ausführliches Schmausen, ausführliche Gespräche mit ausgesprochen sympathischen Menschen. Eine der vielen spannenden Neuigkeiten: Wir werden vorausichtlich bald jemanden in der Familie haben, der im Deutschen Bundestag arbeitet.

Ein kleines Grüppchen gab dem Bedürfnis nach Draußen und Bewegung nach, es war sonnig und warm geworden (Schmerzenswade deutlich besser).

Bahngleise auf Schotter durch Wiese und Auen im Sonnenlicht, links start angeschnitten das Andreaskreuz eines Bahnübergangs

Blick über ein Brückengeländer auf einen schmalen Bachlauf, von beiden Seiten überwachsen von frühlingsgrünen Büschen im Sonnenlicht

Die Runde wurde länger als geplant, weil wir zum einen dem Gründungsleiter des Jugendchores begegneten, in dem wir alle nacheinander gesungen haben (wohnt in der Gegend, stieg gerade auf sein sehr großes Motorrad), es zum anderen einfach zu schön da draußen war.

Zurück bei meinen Eltern wurden wir bereits ungeduldig zum nächsten Programmpunkt erwartet: Torte!

Eine Frau mit kurzen weißen Haaren und Brille in grünem Kleid schneiden gerade eine Torte an, helle Creme, die von Waffelröllchen mit Schokolade umgeben ist

Foto: Neffe 2

Weißer Kuchenteller mit einem Stück Torte mit Schokoboden und heller Creme, im Hintergrund Osterdeko

Die Eierlikörtorte schmeckte mindestens so gut, wie ich das in Erinnerung hatte. Mehr Austausch und Gespräche, ich genoss das sehr.

Ereignislose Heimfahrt mit der Regionalbahn. In München war es nicht ganz so warm wie in Ingolstadt.

Daheim Räumen, eine Runde Yoga-Gymnastik. Weder Herr Kaltmamsell noch ich hatte auch nur eine Spur von Hunger oder Appetit – wir ließen Abendessen ausfallen (ausgesprochen selten).

§

Capybaras sind sehr niedlich. Bis sie zu Hunderten in Wohngebieten leben, zum Beispiel in einem reichen Vorort vor Buenos Aires.
“Hundreds of Giant Rodents ‘Conquered’ This Town. Now What?”

via @sauer_lauwarm

Thirty years ago, Nordelta was largely untouched wetlands where capybaras roamed freely, hunted by pumas, jaguars, caiman and sport hunters. In the late 1990s, Mr. Constantini began transforming the area with roads, ponds, mansions, condo towers, a shopping center and a golf course designed by the American golfer Jack Nicklaus. Construction has been nearly nonstop — with 17 more buildings underway now — and it is now home to some of Argentina’s richest people.

§

Ich mag die Gedanken von Cory Doctorow zur negativen Entwicklung des Internets, weil er im Grunde Technikfan ist: Seine Warnungen basieren nie auf “DIE MASCHINEN WERDEN DIE WELTHERRSCHAFT ÜBERNEHMEN!!1!11”, sondern auf der Wut darüber, dass schlechte Menschen die Möglichkeit kaputt machen, die Welt mit Technik grundlegend zu verbessern.
“Plattformverfall
Die Verschlimmscheißerung von allem”.

via @aleks

Doctorow nennt in diesem ausführlichen Artikel auch Hebel, die diese Entwicklung stoppen könnten.

Journal Ostersonntag, 20. April 2025 – Mein Feind die Wade

Montag, 21. April 2025

Eher unruhige Nacht, weil vorm Schlafzimmerfenster viel los war (als ich nach Klogang um vier den Rollladen herabließ, stand draußen ein Polizei-Kleinbus, davor Beamter und Zivilist in Gespräch), doch es war wieder genug Zeit für reichlich Schlaf.

Verpackung, über 30 Zentimeter hoch, eines Schololadeneis mit Haselnüssen von Venchi vor einem Fenster, durch das man hellgrüne und sonnige Bäume sieht

Jetzt war aber mal OSTERN! Gebraucht hatte es nur ein “Dieses Jahre wünsche ich mir zu Ostern ein Riesenei von Venchi” vor drei Wochen, und schon war Herr Kaltmamsell aktiv geworden (inkl. der einen oder anderen Nachfrage). Denn wie sagt dieser mein Mann so schön: “Ich lese dir jeden Wunsch von den Lippen ab, wenn du nur deutlich genug sprichst!”

Nach dem Morgenmilchkaffee und Textbloggen, noch vor der Bildbearbeitung für den Blogpost des Tages machte ich mich an meinen Beitrag zum ostermontäglichen Familientreffen: Fiese Eierlikörtorte. Ich hatte sie so lange nicht mehr gebacken, dass ich die Waffelröllchen für den Rand bereits vor zwei Wochen auf die Einkaufliste gesetzt hatte: Am End’ waren die gar nicht mehr Supermarkt-Standard und ich würde sie suchen müssen! Doch Herr Kaltmamsell fand sie im nächstbesten Supermarkt sogar in Varianten, ich sah sie ebenfalls in Keksregalen (an die ich sonst nur auf der Suche nach Löffelbiskuit für Tiramisu komme).

Riesiger Kastanienbaum, aus halber Höhe fotografiert. Er ist belaubt und über und über mit Blütenkerzen besetzt, von denen viele bereits erblühen. Im Hintergrund stark angeschnitten Gebäude und blauer Himmel

Die Kastanien vorm Haus starten ihre diesjährige Blüte.

In leicht dunstiger Sonne machte ich mich in kurzen Ärmeln, 3/4-Hose und Sonnenbrille auf den Weg zu meinem Isarlauf. U-Bahn zum Odeonsplatz, von dort über Hofgarten, Englischen Garten zur Isar, dort Richtung Norden. Ich lief locker los, fühlte mich leicht, kam schnell in den ersehnten Gedankenfluss.

Doch der Genuss wurde abrupt abgekürzt, meine linke Wade machte mir auch nach zwei Wochen Pause einen Strich durch die Rechnung. Diesmal spürte ich schon nach 35 Minuten ein wenig verdächtiges Zwicken, jetzt ließ sich die Wade noch ausdehnen und lockerschütteln. Doch nach 45 Minuten Laufzeit ging nichts mehr, sie war ein einziger harter Block mit stechendem Schmerzzentrum mitten im dicksten Teil. Zefix, was sollte das denn?! Dann halt Spazieren. Mit der Zeit überwand ich meine Enttäuschung und genoss das Draußen. Es blieb die Sorge, wie ich diesen Vorfall künftig verhindern kann – bitte nehmt mir nicht das Laufen!

Vielfältige schöne Frühlingsanblicke. Unter anderem sah ich besonders viele Wacholderdrosseln, aber hier noch keine Schwalben, am Ostufer der Isar bei Unterföhring wurde gegrillt und in größeren Familiengruppen gefeiert.

An einem gepflasterten Stadtplatz in der Sonne die Fassade einer ockerfarbenen Barockkirche mit zwei Türmen, im Vordergrund die Silhourtten mehrerer Menschen, die dorthin blicken

Barocke Gartenanlage in grellem Frühlingsgrün, sonnenbeschieben, rechts ein Pavillon, im Hintergrund Bäume, darüber blauer Himmel mit Wolkenschleiern

Über ein eisernes Brückengelände Blick einen Bach entlang in einem Park, gesäumt von leicht frühlingsbelaubten Bäumen

Im Englischen Garten waren deutlich weniger Menschen unterwegs als erwartet, Münchner*innen scheinen den Ostersonntag tatsächlich in Familie zu feiern. Die Luft sehr warm, ein ärmelloses Oberteil wäre angemessen gewesen.

Sonnige Parkanlage in grellem Frühlingsgrün, im Vordergrund zwischen zwei mächtigen Bäumen einige Menschen, die gymnastische Übungen machen, im Hintergrund auf einem Hügel ein rundes Tempelchen

Qi Gong mit Blick auf Monopteros.

Blick unter Betonbrücke hindurch, die mit gelbem Graffiti bemalt ist und unter der gerade ein Radler hervorkommt, zwei wegfahren, im HIntergrund frühlingsgrüne Parkpflanzen

Im Vordergrund runde Halterung einer Brücke mit Metallverstrebungen, dahinter leuchtendes Frühlingsgrün der Uferauen

Einen Abhang in Uferauen hinauf fotografiert, Wurzelwerk zwischen festgetretenem Boden, ein schmales Bächlein plätschert hinunter, drumrum Büsche mit erstem Frühlingsgrün

Breiter Trampelpfad zwischen Bäumen mit erstem Frühlingsgrün, von fahlem Sonnenlicht beschienen

Mein liebster Laufboden, doch ich konnte nur gehen.

Blick einen Uferpfad entlang, links Bäume, rechts Fluss, entfernt im Hintergrund ein helles Wehr-Gebäude

Tram nach Hause. Den Rest des Tages humpelte ich – alles Dehnen und Massieren war ohne Wirkung.

Frühstück um zwei: Avocado mit Grapefruit, selbstgebackenes dänisches Roggenbrot (gut, aber die gekochten eingeweichten Roggenkörner am Rand waren beim Backen ein wenig zu hart geworden). Dann stellte ich die Eierlikörtorte fertig, die Buttercreme ließ sich wie erinnert problemlos zubereiten.

Zwei Stunden Bügeln, ich hörte dabei ein Interview von Holger Klein mit Knopfmacherin Sandra Müller (die ihm hoffentlich wie angekündigt anschließend beigebracht hat, wie man einen Knopf annäht, angefangen mit Faden in Nadelöhr einfädeln und einen Knoten reinmachen).
“Sandra Müller: Eine Knopfmacherin über den Knopfboom, Trachten und Feierabendkappen”.

Ergebnis: Jetzt träume ich von einem Gewand, das meine Wurzeln vereinigt, von einer kastilisch-südpolnisch-bayerisch-katholischen Tracht. Kastilisch in diese Richtung, also dicker roter Wollrock mit schwarzen Bändern und schwarzer kleiner Schürze. Südpolnisch müsste ich erstmal recherchieren. An oberbayerischer Tradition von Anlass-gebundener Kleidung in Ingolstadt müsste ich ebenfalls erstmal forschen, wohl im Zentrum für Trachtengewand.

Und große Begeisterung für den Namen von Sandra Müllers Label: Trachtenpunk – darunter auch Kunstwerke.

Zeitunglesen, bis es Zeit fürs Nachtmahl wurde: Herr Kaltmamsell testete eine neue Zubereitungsart für gebratenes Rindfleisch (aus dem Kochbuch zur Jahrhunderthochzeit 2024); da sich diese länger hinzog als vorhergesehen, gab es erstmal arabische Nüsschen, dann den zweiten Kopf Erntenanteil-Salat, den ich mit Tahini-Dressing angemacht hatte – und dann das Entrecôte. Die Verzögerung hatte sich definitiv gelohnt, Herr Kaltmamsell verkündete: “Ab jetzt nur noch so.”

Nachtisch Torrijas, dann knackte ich das Venchi-Ei – das sich voller ganzer gerösteter Haselnüsse erwies. Und die Schokoladenhülle schmeckte besonders gut.

Im Fernsehen lief Feiertags-gemäß Das Leben des Brian.

§

Als ich in den 1980ern bei einer regionalen Tageszeitung volontierte, war die Salmonellen-Epidemie ein großes Thema – und mein erstes jemals veröffentlichtes Rezept wurde in dieser Zeitung das meines Tiramisus: Weil die Eier dafür erhitzt werden, was Salmonellen abtötet.

Knapp 40 Jahre später erfuhr ich gestern, was eigentlich das Besondere und die Ursache dieser Salmonellenwelle1 war:
“Die Pandemie, die aus den Eiern kam”.

(Dem Autor, Lars Fischer, ist übrigens der Hinweis wichtig, dass vegane Ernähung keineswegs vor Salmonellen schützt.)

§

Schlaue Tiere, hier: Die Ratte. (Und das sieht wirklich nicht KI-gefälscht aus.)

  1. Es war stärker als ich. []

Journal Karsamstag, 19. April 2025 – Mit Besuch zu Archäologie und in den Münchner Frühling

Sonntag, 20. April 2025

Die Nacht ein wenig unruhig, aber lang genug für ausgeschlafen. Ich stand zu wolkenlosem Sonnenschein auf, die Wetter-App zeigt erst für nächsten Mittwoch eine Regen-Möglichkeit an, doch das ist zu weit weg, als dass ich es ernst nehmen könnte.

Nachdem ich Waschmaschine angeschaltet und Frühstücksmilchkaffee serviert hatte, sah ich nach der Zeitung. Vergangene Woche waren wieder Zeitungssuchtage, jeden Tag an einer anderen Stelle abgelegt (vereinbart wäre, wenig überraschend, Briefkasten): Hoftor, eigenes Stockwerk, vor der Haustür, gar nicht, Briefkasten, aber erst im Lauf des Vormittags. Gestern eine ganz neue Variante:

Blick von innen auf die Außentreppe eines Hauseingangs, rechts im Handlauf steckt eine zusammengefaltete Zeitung

Ich hoffe, diese tägliche Sucherei geht bald vorüber, vorerst gehe ich von einer Urlaubsvertretung an.

Hauptprogrammpunkt für gestern war Besucherin aus der Schweiz, mit der ich mich mittags für die Archäologische Staatssammlung und Zusammensitzen verabredet hatte. Davor war reichlich Zeit für Bloggen, Zeitunglesen, eine Einkaufsrunde.

Stadtstraße mit Altbauten in der Sonne, links gesäumt von rose blühenden Bäumen

Nahaufnahme rosa blühende Bäume im Gegenlicht, im Hintergrund Altstadt-Straßenkreuzung

Die Pettenkoferstraße zwischen Goethe- und Paul-Heyse-Straße entwickelt sich zu einem weiteren Münchner Zierkirschblüten-Hotspot. Lebensmittelkauf in Vollcorner, und weil ich dort nicht alles bekam, im Edeka darunter.

Aufsicht auf zwei Bratreinen voller panierter, gebratener Brotscheiben in Weißwein schwimmend

Daheim duftete die Wohnung nach der Kaltmamsell’schen und spanische geprägten Kar-Tradition Torrijas: Dieses Jahr hatte Herr Kaltmamsell übernommen.

Gründliches Sonnencremen, denn Draußenaufenthalt war an diesem Nachmittag durchaus einkalkuliert, bevor ich in kurzen Ärmeln einmal quer durch die Fußgängerzone und über den Hofgarten zur Archäologischen Staatssammlung ging, im dichten Karsamstagsvolk in Slalombewegungen.

Gehweg-Plaster in der Sonne, darauf die Abdrücke eines nassen, nackten Fußes, links Menschen, die nach links sehen, im Hintergrund frühlingsgrüne Bäume

Menschentrauben am Brückengeländer zur Eisbachwelle, nach einem schweren Unfall am Mittwochabend aber auch Rettungs- und Polizeiwagen (derzeit beäuge ich sie besonders misstrauisch, nicht dass einer plötzlich in Martinshorn ausbricht). Die nassen Fußspuren wiesen allerdings darauf hin, dass die Sperrung, von der in der Zeitungsmeldung die Rede ist, wieder aufgehoben wurde.

Gleichzeitig mit Besuch Frau Brüllen traf ich an der Archäologischen Staatssammlung ein, Freude und aufgeregtes Geschnatter von beiden Seiten. Ich hatte vorgeschlagen, dass wir uns einzeln durch die Ausstellung bewegten, denn für mich war es der zweite Besuch, für sie der erste, außerdem wusste ich von anderen seltenen Freundinnentreffen, dass ich sonst so schnell ins Gespräch mit ihr abzweigen würde, dass das Museum keine Chance mehr hatte. Was ich mir dadurch allerdings nahm: Ihre Perspektive als Ausgrabungserfahrene zu hören (ein paar Einordnungen bekam ich aber nachträglich).

Schmalseite einer ausgeleuchteten Museumsvitrine, darin verbogenes und schmutziges Geschirr gestapelt

Funde aus dem Münchner Marienhof bei Grabungen zur zweiten S-Bahn-Strecke.

In den Boden eingelassener Museumsschaukasten mit ausgegrabenen Alltagsgegenständen, dahinter hockt eine Person mit kurzen Haaren, die einige davon genau ansieht

In diesem Raum werden Grabungsfunde ja in der Auffindeumgebung im Boden präsentiert, zu jedem Kasten per Audioguide die ausführliche Geschichte und Anlyse (auch wenn sie in “wissen wir nicht” endet). Ab hier beschloss ich, ALLES anzusehen/zu lesen/anzuhören/zu klicken, auch wenn ich dadurch nicht die ganze Ausstellung schaffen würde, denn: Ich wohne doch in München, den Rest nahm ich mir halt für den nächsten Besuch vor. Das war eine sehr gute Idee, ich lernte eine Menge – bis ich nicht mehr aufnahmefähig war.

Museumsschaukasten mit prähistorischen Funden, ein Figürchen trägt ein Osterei mit schwarzer Bemalung im Stil Höhlenmalerei

In zahlreichen Exponaten waren Ostereier versteckt/eingelegt – eine Osteraktion für Kinder.

Durch ein großes Fenster Blick ins sonnige Draußen auf eine Dachterrasse mit Schirmen, Stühlen und Tischen, dahinter blauer Himmel und Bäume mit erstem Frühlingsgrün

Die sehr attraktive Dachterrasse des Museums – gestern allerdings nicht geöffnet.

Aus den zahllosen Möglichkeiten, einen gemeinsamen Nachmittag bei diesem sensationellen Wetter mitten in München zu verbringen, schlug ich einen kurzen Spaziergang an Isar und Auer Mühlbach zum Müller’schen Volksbad vor, dort Einkehren in der Rustikeria zur florentiner Schiacciata, von der ich seit dem ersten Besuch dort lebhaft träume. So machten wir das.

Blick hinunter auf ein Flussbett mit sehr wenig Wasser, links und rechts Mauern und Bäume, im Hintergrund Altstadttürme

Die Isar lieferte.

Alte Ufermauer mit steinernen Verzierungen, dahinter sonnenbeschienener lichter Wald

Holzsteg unter einer Brücke, rechts an einem Mauervorsprung ein kleines gesrühtes Tentakelmonster, dahinter Blick auf sonnige Flusslandschaft

Monsterchen an Mauersteg

Unter einer steinernen Brücke Blick auf besprühten Brückenpfelier, sonniges Wasser, hellgrüne Bäume

Im Vordergrund ein Mauervorsprung, dahinter Bach und sonnig lichte Bäume

Zu meiner Erleichterung hatten wir im Hof des Müller’schen Volksbads (mit Baugerüst) große Auswahl an freien Tischen.

Gedeckter Tisch in Blatt-gefilterem Sonnenlicht, darauf zwei Bretter mit belegter Foaccia, zwei Gläser mit orangem und ros Getränk, Wassergläser, Wasserflasche

Meine Schiacciata mit Schinken, Gorgonzola, gegrillter Paprika schmeckte hervorragend, der Drink dazu – Spritz biondo mit Crodino – schön erfrischend bitter.

Und dann saßen wir da in wunderschönem Licht. Ich genoss es sehr, so viel gemeinsame Zeit zu haben, dass wir vom Abhaken zentraler Lebensinformationen über Austausch von praktischen Alltagsinfos (welche Erfahrungen hast du mit deiner Turnschuhmarke ich spiele mit dem Gedanken Ähnliches zu kaufen?) und Erfahrungen mit Gemüseanbaugenossenschaften auch tiefer rutschten zu den Dingen, die uns gerade bewegen, die uns vielleicht erst im Gespräch bewusst wurden.

Der Besuch fuhr zurück zur Restfamilie nach Fürstenfeldbruck, ich spazierte mäandernd heim mit viel Gucken: Die Isarbänke schwarz vor fröhlichen Menschen, auf jeder Brücke vor allem junge Menschen in die eine oder andere Richtung, oft ein Getränk in der Hand, alle Außenbereiche der Gastronomie wurrlig von Gästen – einfach herrlichstes Stadtleben.

Alter Park-ähnlicher Friedhof mit blühenden Bäumen in schrägem Sonnenlicht

Auch der Alte Südfriedhof kann Kirschblüte.

Alter, Park-ähnlicher Firedhof mit blühenden und grünenden Bäumen

Dieses Licht!

Daheim erbat ich zehn Minuten Verschiebung des (bewunderswert immer auf die Minute servierten) Abendessens, ich sehnte mich sehr nach einer Einheit Yoga-Gymnastik. Auch das war drin, und dann gab es aus Ernteanteil-Lauch und -Kartoffeln Kartoffel-Lauch-Auflauf aus den Vogesen.

Gedeckter Tisch mit grünen Sets, auf einem großen Glasteller im Vordergrund Auflauf aus Kartoffeln, Lauch, Kasslerstücken

Sehr gut – wenn auch die Oberfläche ein wenig zu hart und trocken für unseren Geschmack war, das nächste Mal bleibt der Deckel wohl bis zum Schluss auf dem Topf. Nachtisch Torrijas, ganz hervorragend.

§

Diese Techniktagebuch-Geschichte werde ich meinem Arbeitgeber zur illustration von “angewandter Forschung” anbieten:
“#wasfehlt: Der elektronische Hundeabstandshalter”.

Journal Karfreitag, 18. April 2025 – Vergebliche Hoffnung auf Regen

Samstag, 19. April 2025

Gut und lang geschlafen, zuletzt aber so anstrengend geträumt (Anruf von spanischer Tante auf Spanisch auf meinem Handy, das ständig aussetzte oder der von Lärm gestört wurde), dass ich lieber aufstand. Draußen dunkler Himmel, kühle Luft.

Gemütlich gebloggt, daneben ein neues Brotrezept ausprobiert, dessen Ergebnis hoffentlich dem Finnenbrot vom Rischart ähnelt: Dänisches Roggenbrot.

Erst bei späterem Rumklicken im Blog lernte ich, dass dort unter “Sauerteig-Starter” gekauftes Packerl verstanden wird und nicht was die Durchschnittsbrotbäckerin im Schraubglas im Kühlschrank züchtet. (Der eigene Sauerteig zahlt halt nicht als Werbepartner.) Der Teig verhielt sich aber auch mit meinem Anstellgut angemessen.

Zur Schwimmrunde im Olympiabad nahm ich extra das Rad, um dem dunklen Himmel einen Anreiz zum Regnen zu verschaffen. Ging nicht auf. Nur hundert Kilometer südlich und südwestlich sieht das ganz anders aus: Starkregen und Schnee.

Angenehmes Schwimmen: Nicht zu viel los, freundliche Menschen, funktionierender Körper, genug Energie und Kraft.

Auf dem Heimweg Semmelkauf, zwei Körnersemmeln gab es daheim nach einem Apfel kurz vor zwei zum Frühstück.

Ruhiger Lesenachmittag (Internet, Süddeutsche, aktuelles und vergangenes SZ-Magazin), draußen hin und wieder Sonnenschein. Der zog mich dann doch raus zu einem Schaufensterbummel, die Fußgängerzone auch am Feiertag nicht ganz den Tourist*innen überlassen, nicht wahr.

Dunkles Kastenbrot mit Haferflockenkruste von oben auf Kuchengiter, dahinter Kaffeedose, Salzdose, Glas mit Küchengeräten

Dunkles Kastenbrot von vorne halbiert, die Schnittflächen mit Körnern zeigend

Brot sah gelungen aus, eine Hälfte fror ich ein, die andere sollte laut Spielanleitung erst noch bis zum nächsten Tag reifen.

Herr Kaltmamsell traf sich aushäusig mit Freunden, ich machte mich fürs Abendessen ans Wegschaffen des Ernteanteils. Tipp für alle Lagergemüse-Geschädigten: Bester und schmackhaftester Weg, viele Karotten wegzukriegen sind die Skinny Carrot Fries. (Ich schneide sie dünner als auf dem Foto und esse sie mit Majo.) Außerdem bereitete ich einen der beiden kleinen Salatköpfe (noch Gewächshaus-zart und noch nicht Freiland-kräftig) mit Tahini-Dressing zu.

Telefonische Absprache mit meiner Mutter zur Familien-Ostertafel am Montag.

Im Bett noch langes Lesen.

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Ah, endlich ein belastbarer Hinweis, dass es nicht mein Prinzessin-auf-der-Erbsentum ist, das mich im Schyrenbad beim Schwimmen frieren lässt! Hier eine Meldung aus Berlin:
“Petition für Warmwasser im Freibad”.

Man hält diese Kälte einfach nicht aus. Ein ordentliches Schwimmprogramm für die körperliche Fitness besteht aus 1.000 Metern, dafür braucht der normale Schwimmer 30 Minuten. So lange bleiben Sie aber nicht im Wasser. Da kühlen die Extremitäten dermaßen aus, es kann zu Unterkühlungen kommen. Auch an Schwimmunterricht für Kinder ist dann nicht mehr zu denken.

30 Minuten bekäme ich im Schyrenbad sogar noch hin, aber erfahrungsgemäß beginnt bei mir nach ca. 1500 Metern das große Frieren.

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Apropos Wärme: Hin und wieder braucht es kleine Herzerwärmungen wie diese.
“Hunderte werden zu ‘Buchbrigade’Buchhandlung organisiert aufsehenerregende Umzugs-Methode”.

Journal Gründonnerstag, 14. April 2025 – Ostereinkäufe mit Meltdown

Freitag, 18. April 2025

Eigentlich guter Schlaf, in der letzten Phase überfiel mich leider wieder die Angst und hielt sich an einer offenen Arbeitsaufgabe fest.

Der Weg in die Arbeit durch düstere Kühle – doch auch gestern kein einziger Regentropfen in München.

Im Büro gab es überraschend (für Tag vor langem Osterwochenende) viel zu tun, die Angst-Aufgabe konnte ich durch einen Rückruf zum Glück bald erledigen.

Aber: Spaß mit Outlook. Unter anderem bat mich jemand um mehrere Terminblocker in ihrem Kalender, die ich dort ganz sicher vor zehn Tagen bereits eingetragen hatte. Und das war nur das neueste Vorkommnis in einer langen Reihe von verschwundenen Terminen, nicht verschwindenden, aber lang gelöschten Zombie-Terminen (gerne inklusive Erinnerung), in den einen Kalender eingestellten Terminen, die plötzlich auch in einem anderen Kalender auftauchen (auf den ich Zugriffsberechtigung habe). Sollte ich demnächst paranoide Wahnvorstellungen entwickeln, muss in die Diagnose unbedingt „Gaslighting durch Outlook-Kalender“ einfließen.

Raus auf einen Mittagscappuccino im Westend, die Gollierstraße im Blütenrausch.

Altstadt-Wohnstraße mit parkenden Autos, große, weiß blühende Bäume, im Hintergrund ein Backstein-Kirchturm mit Uhr

Auf einem Holzfensterbrett vor Fensterscheibe eine Tasse Cappuccino, vor dem Fenster Straße und Hofeingang

Ich habe ja immer noch nicht genug – und sorge mich, dass die Zierapfelblüte vor meinem Bürofenster genau über die Osterfeiertage stattfinden könnte und ich sie verpasse. Es war kühl – angemessen kühl für April, ich begrüßte das.

Zu Mittag gab es nochmal Apfel sowie Mango mit Sojajoghurt.

Arbeitsreicher Nachmittag, aber superpünktlicher Feierabend.

Steiler Blick hinauf an einer Altbaufassade entlang, an der sich der dicke, verdrehte Stamm einer Glyzinie lehnt, mit ersten Blüten

Auch die Glyzinie in der Anglerstraße fühlt sich bereits bemüßigt.

Ich brachte erstmal das Weißbrot für die Torrijas heim, die Herr Kaltmamsell sich vorgenommen hat, zog dann für die Ostereinkäufe los.

Diese leider abgeschlossen durch meinen ersten complete meltdown: Als ich an der Sonnenstraße ging, beschoss mich zehn Minuten lang ein Martinshorn nach dem anderen – Feuerwehr, Krankenwagen, MVV-Notdienst. So viel Ohrenzuhalten und Gegensummen konnte ich gar nicht, es gab keinerlei Fluchtmöglichkeit, ich endete als wimmerndes, weinendes Häuflein.
Von Martinshornpause zu Martinshornpause (und NOCH ein Feuerwehrgebrüll, und NOCH ein Rettungswagenangriff) schaffte ich es ums Eck nach Hause. (Gleichzeitig natürlich das Bedürfnis, mich bei allen Passant*innen und daheim bei Herrn Kaltmamsell dafür zu entschuldigen, dass ich mich so dramatisch anstellte.) (Dazu der Gefühlspolizist, der mich strafend darauf hinwies, dass so ein Martinshorn-Auflauf ja wohl in erster Linie darauf hinwies, dass etwas Schlimmes passiert sein musste, das deutlich wichtiger war als meine Überempfindlichkeit.)

Auf dem Küchenfußboden sitzend atmete und sammelte ich mich eine Weile, wartete auf das Abklingen des Affekt-Tumults und des Zitterns. Dann Ausräumen der Einkäufe, jetzt fühlte ich mich sogar wiederhergestellt genug für Yoga-Gymnastik.

Als Nachtmahl hatte Herr Kaltmamsell auf meinen Wunsch und passend zum Tag Grie Soß zubreitet. Davor schüttelte ich als Aperitif Cosmopolitans, mir war beim Einkaufen Cranberry-Saft in einer kleinen Flasche begegnet. Dazu arabische scharfe Nüsschen.

Völlig vollgestellte Küchenarbeitfläche, u.a. mit Knetmaschine, leeren und vollen Flaschen, Kräutertopf, Schokolade - und zwei rosa gefüllten Cocktailschalen

Unsere Redaktion hat auf dem Bild zwei Cosmopolitans versteckt – findest du sie?

Schmeckte und tat sehr gut. Zur Grie Soß öffnete ich die letzte Flasche einer Lieferung von von Buhl: Deidesheimer Herrgottsacker 2016, ein besonders abgefahrener Riesling.

Nachaufnahme eines Weinflaschenetiketts "Deidesheimer Herrgottsacker", rechts angeschnitten unscharf ein gefülltes Weinglas, im Hintergrund unscharf angeschnitten ein Teller mit Grie Soß und halbierten Eiern

Das Beste an deutschen Traditionsweinen: die Namen. Nachtisch Schokolade.

Früh ins Bett zum Lesen, ich war komplett durch und freute mich aufs Ausschlafen.

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Erinnerung an eine Kindheit in Wien:
“Ein Bild und ein Ziel”.

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Sonst baut @angelicahicks auf insta ja Roter-Teppich-Outfits von Stars mit einfachsten Mitteln nach. In diesem Fall braucht es für Wiedererkennbarkeit nicht mal den SplitScreen mit Original links.