Journal Karsamstag, 19. April 2025 – Mit Besuch zu Archäologie und in den Münchner Frühling
Sonntag, 20. April 2025 um 9:40Die Nacht ein wenig unruhig, aber lang genug für ausgeschlafen. Ich stand zu wolkenlosem Sonnenschein auf, die Wetter-App zeigt erst für nächsten Mittwoch eine Regen-Möglichkeit an, doch das ist zu weit weg, als dass ich es ernst nehmen könnte.
Nachdem ich Waschmaschine angeschaltet und Frühstücksmilchkaffee serviert hatte, sah ich nach der Zeitung. Vergangene Woche waren wieder Zeitungssuchtage, jeden Tag an einer anderen Stelle abgelegt (vereinbart wäre, wenig überraschend, Briefkasten): Hoftor, eigenes Stockwerk, vor der Haustür, gar nicht, Briefkasten, aber erst im Lauf des Vormittags. Gestern eine ganz neue Variante:
Ich hoffe, diese tägliche Sucherei geht bald vorüber, vorerst gehe ich von einer Urlaubsvertretung an.
Hauptprogrammpunkt für gestern war Besucherin aus der Schweiz, mit der ich mich mittags für die Archäologische Staatssammlung und Zusammensitzen verabredet hatte. Davor war reichlich Zeit für Bloggen, Zeitunglesen, eine Einkaufsrunde.
Die Pettenkoferstraße zwischen Goethe- und Paul-Heyse-Straße entwickelt sich zu einem weiteren Münchner Zierkirschblüten-Hotspot. Lebensmittelkauf in Vollcorner, und weil ich dort nicht alles bekam, im Edeka darunter.
Daheim duftete die Wohnung nach der Kaltmamsell’schen und spanische geprägten Kar-Tradition Torrijas: Dieses Jahr hatte Herr Kaltmamsell übernommen.
Gründliches Sonnencremen, denn Draußenaufenthalt war an diesem Nachmittag durchaus einkalkuliert, bevor ich in kurzen Ärmeln einmal quer durch die Fußgängerzone und über den Hofgarten zur Archäologischen Staatssammlung ging, im dichten Karsamstagsvolk in Slalombewegungen.
Menschentrauben am Brückengeländer zur Eisbachwelle, nach einem schweren Unfall am Mittwochabend aber auch Rettungs- und Polizeiwagen (derzeit beäuge ich sie besonders misstrauisch, nicht dass einer plötzlich in Martinshorn ausbricht). Die nassen Fußspuren wiesen allerdings darauf hin, dass die Sperrung, von der in der Zeitungsmeldung die Rede ist, wieder aufgehoben wurde.
Gleichzeitig mit Besuch Frau Brüllen traf ich an der Archäologischen Staatssammlung ein, Freude und aufgeregtes Geschnatter von beiden Seiten. Ich hatte vorgeschlagen, dass wir uns einzeln durch die Ausstellung bewegten, denn für mich war es der zweite Besuch, für sie der erste, außerdem wusste ich von anderen seltenen Freundinnentreffen, dass ich sonst so schnell ins Gespräch mit ihr abzweigen würde, dass das Museum keine Chance mehr hatte. Was ich mir dadurch allerdings nahm: Ihre Perspektive als Ausgrabungserfahrene zu hören (ein paar Einordnungen bekam ich aber nachträglich).
Funde aus dem Münchner Marienhof bei Grabungen zur zweiten S-Bahn-Strecke.
In diesem Raum werden Grabungsfunde ja in der Auffindeumgebung im Boden präsentiert, zu jedem Kasten per Audioguide die ausführliche Geschichte und Anlyse (auch wenn sie in “wissen wir nicht” endet). Ab hier beschloss ich, ALLES anzusehen/zu lesen/anzuhören/zu klicken, auch wenn ich dadurch nicht die ganze Ausstellung schaffen würde, denn: Ich wohne doch in München, den Rest nahm ich mir halt für den nächsten Besuch vor. Das war eine sehr gute Idee, ich lernte eine Menge – bis ich nicht mehr aufnahmefähig war.
In zahlreichen Exponaten waren Ostereier versteckt/eingelegt – eine Osteraktion für Kinder.
Die sehr attraktive Dachterrasse des Museums – gestern allerdings nicht geöffnet.
Aus den zahllosen Möglichkeiten, einen gemeinsamen Nachmittag bei diesem sensationellen Wetter mitten in München zu verbringen, schlug ich einen kurzen Spaziergang an Isar und Auer Mühlbach zum Müller’schen Volksbad vor, dort Einkehren in der Rustikeria zur florentiner Schiacciata, von der ich seit dem ersten Besuch dort lebhaft träume. So machten wir das.
Die Isar lieferte.
Monsterchen an Mauersteg
Zu meiner Erleichterung hatten wir im Hof des Müller’schen Volksbads (mit Baugerüst) große Auswahl an freien Tischen.
Meine Schiacciata mit Schinken, Gorgonzola, gegrillter Paprika schmeckte hervorragend, der Drink dazu – Spritz biondo mit Crodino – schön erfrischend bitter.
Und dann saßen wir da in wunderschönem Licht. Ich genoss es sehr, so viel gemeinsame Zeit zu haben, dass wir vom Abhaken zentraler Lebensinformationen über Austausch von praktischen Alltagsinfos (welche Erfahrungen hast du mit deiner Turnschuhmarke ich spiele mit dem Gedanken Ähnliches zu kaufen?) und Erfahrungen mit Gemüseanbaugenossenschaften auch tiefer rutschten zu den Dingen, die uns gerade bewegen, die uns vielleicht erst im Gespräch bewusst wurden.
Der Besuch fuhr zurück zur Restfamilie nach Fürstenfeldbruck, ich spazierte mäandernd heim mit viel Gucken: Die Isarbänke schwarz vor fröhlichen Menschen, auf jeder Brücke vor allem junge Menschen in die eine oder andere Richtung, oft ein Getränk in der Hand, alle Außenbereiche der Gastronomie wurrlig von Gästen – einfach herrlichstes Stadtleben.
Auch der Alte Südfriedhof kann Kirschblüte.
Dieses Licht!
Daheim erbat ich zehn Minuten Verschiebung des (bewunderswert immer auf die Minute servierten) Abendessens, ich sehnte mich sehr nach einer Einheit Yoga-Gymnastik. Auch das war drin, und dann gab es aus Ernteanteil-Lauch und -Kartoffeln Kartoffel-Lauch-Auflauf aus den Vogesen.
Sehr gut – wenn auch die Oberfläche ein wenig zu hart und trocken für unseren Geschmack war, das nächste Mal bleibt der Deckel wohl bis zum Schluss auf dem Topf. Nachtisch Torrijas, ganz hervorragend.
§
Diese Techniktagebuch-Geschichte werde ich meinem Arbeitgeber zur illustration von “angewandter Forschung” anbieten:
“#wasfehlt: Der elektronische Hundeabstandshalter”.
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