Journal Ostersonntag, 20. April 2025 – Mein Feind die Wade
Montag, 21. April 2025 um 7:45Eher unruhige Nacht, weil vorm Schlafzimmerfenster viel los war (als ich nach Klogang um vier den Rollladen herabließ, stand draußen ein Polizei-Kleinbus, davor Beamter und Zivilist in Gespräch), doch es war wieder genug Zeit für reichlich Schlaf.
Jetzt war aber mal OSTERN! Gebraucht hatte es nur ein “Dieses Jahre wünsche ich mir zu Ostern ein Riesenei von Venchi” vor drei Wochen, und schon war Herr Kaltmamsell aktiv geworden (inkl. der einen oder anderen Nachfrage). Denn wie sagt dieser mein Mann so schön: “Ich lese dir jeden Wunsch von den Lippen ab, wenn du nur deutlich genug sprichst!”
Nach dem Morgenmilchkaffee und Textbloggen, noch vor der Bildbearbeitung für den Blogpost des Tages machte ich mich an meinen Beitrag zum ostermontäglichen Familientreffen: Fiese Eierlikörtorte. Ich hatte sie so lange nicht mehr gebacken, dass ich die Waffelröllchen für den Rand bereits vor zwei Wochen auf die Einkaufliste gesetzt hatte: Am End’ waren die gar nicht mehr Supermarkt-Standard und ich würde sie suchen müssen! Doch Herr Kaltmamsell fand sie im nächstbesten Supermarkt sogar in Varianten, ich sah sie ebenfalls in Keksregalen (an die ich sonst nur auf der Suche nach Löffelbiskuit für Tiramisu komme).
Die Kastanien vorm Haus starten ihre diesjährige Blüte.
In leicht dunstiger Sonne machte ich mich in kurzen Ärmeln, 3/4-Hose und Sonnenbrille auf den Weg zu meinem Isarlauf. U-Bahn zum Odeonsplatz, von dort über Hofgarten, Englischen Garten zur Isar, dort Richtung Norden. Ich lief locker los, fühlte mich leicht, kam schnell in den ersehnten Gedankenfluss.
Doch der Genuss wurde abrupt abgekürzt, meine linke Wade machte mir auch nach zwei Wochen Pause einen Strich durch die Rechnung. Diesmal spürte ich schon nach 35 Minuten ein wenig verdächtiges Zwicken, jetzt ließ sich die Wade noch ausdehnen und lockerschütteln. Doch nach 45 Minuten Laufzeit ging nichts mehr, sie war ein einziger harter Block mit stechendem Schmerzzentrum mitten im dicksten Teil. Zefix, was sollte das denn?! Dann halt Spazieren. Mit der Zeit überwand ich meine Enttäuschung und genoss das Draußen. Es blieb die Sorge, wie ich diesen Vorfall künftig verhindern kann – bitte nehmt mir nicht das Laufen!
Vielfältige schöne Frühlingsanblicke. Unter anderem sah ich besonders viele Wacholderdrosseln, aber hier noch keine Schwalben, am Ostufer der Isar bei Unterföhring wurde gegrillt und in größeren Familiengruppen gefeiert.
Im Englischen Garten waren deutlich weniger Menschen unterwegs als erwartet, Münchner*innen scheinen den Ostersonntag tatsächlich in Familie zu feiern. Die Luft sehr warm, ein ärmelloses Oberteil wäre angemessen gewesen.
Qi Gong mit Blick auf Monopteros.
Mein liebster Laufboden, doch ich konnte nur gehen.
Tram nach Hause. Den Rest des Tages humpelte ich – alles Dehnen und Massieren war ohne Wirkung.
Frühstück um zwei: Avocado mit Grapefruit, selbstgebackenes dänisches Roggenbrot (gut, aber die gekochten eingeweichten Roggenkörner am Rand waren beim Backen ein wenig zu hart geworden). Dann stellte ich die Eierlikörtorte fertig, die Buttercreme ließ sich wie erinnert problemlos zubereiten.
Zwei Stunden Bügeln, ich hörte dabei ein Interview von Holger Klein mit Knopfmacherin Sandra Müller (die ihm hoffentlich wie angekündigt anschließend beigebracht hat, wie man einen Knopf annäht, angefangen mit Faden in Nadelöhr einfädeln und einen Knoten reinmachen).
“Sandra Müller: Eine Knopfmacherin über den Knopfboom, Trachten und Feierabendkappen”.
Ergebnis: Jetzt träume ich von einem Gewand, das meine Wurzeln vereinigt, von einer kastilisch-südpolnisch-bayerisch-katholischen Tracht. Kastilisch in diese Richtung, also dicker roter Wollrock mit schwarzen Bändern und schwarzer kleiner Schürze. Südpolnisch müsste ich erstmal recherchieren. An oberbayerischer Tradition von Anlass-gebundener Kleidung in Ingolstadt müsste ich ebenfalls erstmal forschen, wohl im Zentrum für Trachtengewand.
Und große Begeisterung für den Namen von Sandra Müllers Label: Trachtenpunk – darunter auch Kunstwerke.
Zeitunglesen, bis es Zeit fürs Nachtmahl wurde: Herr Kaltmamsell testete eine neue Zubereitungsart für gebratenes Rindfleisch (aus dem Kochbuch zur Jahrhunderthochzeit 2024); da sich diese länger hinzog als vorhergesehen, gab es erstmal arabische Nüsschen, dann den zweiten Kopf Erntenanteil-Salat, den ich mit Tahini-Dressing angemacht hatte – und dann das Entrecôte. Die Verzögerung hatte sich definitiv gelohnt, Herr Kaltmamsell verkündete: “Ab jetzt nur noch so.”
Nachtisch Torrijas, dann knackte ich das Venchi-Ei – das sich voller ganzer gerösteter Haselnüsse erwies. Und die Schokoladenhülle schmeckte besonders gut.
Im Fernsehen lief Feiertags-gemäß Das Leben des Brian.
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Als ich in den 1980ern bei einer regionalen Tageszeitung volontierte, war die Salmonellen-Epidemie ein großes Thema – und mein erstes jemals veröffentlichtes Rezept wurde in dieser Zeitung das meines Tiramisus: Weil die Eier dafür erhitzt werden, was Salmonellen abtötet.
Knapp 40 Jahre später erfuhr ich gestern, was eigentlich das Besondere und die Ursache dieser Salmonellenwelle1 war:
“Die Pandemie, die aus den Eiern kam”.
(Dem Autor, Lars Fischer, ist übrigens der Hinweis wichtig, dass vegane Ernähung keineswegs vor Salmonellen schützt.)
§
Schlaue Tiere, hier: Die Ratte. (Und das sieht wirklich nicht KI-gefälscht aus.)
- Es war stärker als ich. [↩]
3 Kommentare zu „Journal Ostersonntag, 20. April 2025 – Mein Feind die Wade“
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21. April 2025 um 8:29
Oh ja, wenn man, wie ich regelmäßig, auf Lebensmittelwarnung.de nach Rückrufen schaut, kann man erstaunt sein, was abseits der üblichen Verdächtigen gerne mal verunreinigt ist. An manches denkt man da gar nicht. Schokolade z.B. Zum Glück ist mir das erst nach den Schwangerschaften aufgefallen.
Das Tiramisu will ich gerne nachmachen. Habe 500g Mascarpone da.
Und dieses Ei wünsche ich mir nächstes Jahr auch. Vielleicht gibts ja auch schon an Weihnachten eine Weihnachtsvariante :)
21. April 2025 um 9:47
In punkto Trachtenpunk schleiche ich ja schon länger um diesen Shop herum. Allerdings komme ich ja nicht aus dem Spreewald, sondern aus der Oberlausitz, das ist ne halbe Stunde weiter südlich, andererseits: Punk halt!
21. April 2025 um 11:40
Es gibt ein Zentrum für Trachtengewand? Huiii.
Diese Trachten liebe ich sehr. Ich scharwenzel mein Leben lang um eine Schwarzwälder Tracht rum. Bestickte schwarze Samtweste.
Nur, wohin gehe ich mit Bollenhut?
Trachten sind wie Dialekte für‘s Auge.
https://www.hochschwarzwald.de/reisemagazin/alle-geschichten/kultur/hochschwarzwaelder-trachten-abc
An Ostern trug Wladimir Selelnsky ein besticktes Hemd aus Belarus.
https://www.voiceofbelarus.org/de/belarus-nachrichten/selenskyj-trug-ein-hemd-mit-stickerei-von-einer-belarusischen-kuenstlerin/