Journal Sonntag, 6. April 2025 – Schlapper, kalter Sonnensonntag

Montag, 7. April 2025 um 6:22

Ausgeschlafen, das war schön.

Gerade noch den Übernachtungsgast gesehen, Abschied bis Ostern. Beim Gehen meldete sich die Vortages-Wadenverhärtung mit deutlichen Schmerzen, dazu kam ein verklebtes, schmerzendes linkes Matschauge – ich fühlte mich insgesamt nicht wirklich gesund.

Neben dem Bloggen erhaschte ich auf den sonnenbeschienenen, kahlen Ästen auf den Bäumen vorm Wohnzimmer einen Blick auf einen sich putzenden Distelfink, beim Temperaturtest auf dem Balkon (kalt!) sah ich im Nebenbaum eine Grasmücke.

Ich hatte immer weniger Lust auf Sport, auch nicht auf die geplante Schwimmrunde. Sie wissen ja: Einen inneren Schweinehund kenne ich nicht, in mir lebt statt dessen die Angst vor slippery slope, ungefährer Inhalt: Wenn ich jetzt nicht schwimmen gehe, werde ich nie wieder Lust auf Sport haben, Couch Potatoe werden, stramm auf Kleidergröße 56 zumarschieren, mich in eine verabscheuungswürdige Kreatur verwandeln. Ich trug dieses Hadern bis zum Punkt slippery slope an Herrn Kaltmamsell, der mich zumindest darauf hinwies, dass es slippery slope heiße und nicht free fall.

Was ich damit allerdings auch aufgab: Den Blick auf sonnenbeschienene Kirschblüte in der Agnesstraße und im Olympiapark. Nächstes Jahre wieder.

Also Maniküre (gna), ungeschwommenes Duschen und Anziehen. Zum Erhaschen potentieller Frühlingslüfte ging ich raus auf einen Mittagscappuccino: Ja, tatsächlich wie angekündigt scheißkalt (und entsprechend geruchsfrei), aber der Cappuccino im schick-weißen Suupinga in der Müllerstraße war sehr gut – immer ein gutes Zeichen, wenn ich kein Bedürfnis nach Süßen habe. (These: Man wird diese Zeit wahrscheinlich dereinst die Zimtschneckenjahre nennen, auch der eigentliche Aufhänger dieses Cafés.)

ber eine Tasse Cappuccino hinweg Richtung weißer Café-Theke fotografiert, dahinter Baristas

Frühstück daheim um halb zwei: Ein restliches Hühnerbein vom Vorabend mit selbstgebackenem Brot (Die Verwendung eines Stücks Brot als Besteck für die linke Hand zur Gabel in der rechten: Gilt das bei uns eigentlich als schlechtes Benehmen? Ich habe mal wieder festgestellt, wie gern ich so esse, mich dabei besonders geschickt fühle.), Mango mit reichlich Joghurt.

Davon wurde ich müde und bettschwer, ich gönnte mir ein Stündchen Siesta und schlief tief.

Danach strahlte immer noch die Sonne, ich setzte die Idee um, im Westpark nach dem Frühling zu sehen. Mütze ließ ich daheim, war aber froh um meine Handschuhe, zur kühlen Luft kam eisiger Wind.

Schöne sonnige Ansichten über Theresienwiese, Bavariapark und im Westpark, doch ich fühlte mich weiterhin schlapp und dumpf, die Schönheiten kamen nicht recht bei mir an. Außerdem hatte ich nicht einkalkuliert, dass ich die ganze Zeit gegen die Sonne gehen würde, hatte keine Sonnenbrille aufgesetzt und wurde durchgehend geblendet. So spazierte ich bloß bis zum Ende des Westparks (Rosengarten, Biergarten bereits in Betrieb) und dann direkt zur U-Bahn. Wobei ich vergessen hatte, dass dieses Stück der U6 derzeit renoviert wird: Also Ersatzbus bis Brudermühlstraße und erst dann U-Bahn, ich brauchte lang nach Hause.

Gegenlichtaufnahme eines Eisentorbogens, dadurch ein asphaltierter Weg nach oben gesäumt von kahlen Bäumen mit erstem Grün, darauf Fußgeher und Radler

Östlicher Eingang zum Westpark.

Erhöhter Blick auf eine Parklandschaft mit Teich, ergrünenden Bäumen

Erhöhter Blick auf sonnige Parklandschaft, im Vordergrund breite Wege mit Menschen, dahinter ein Teich, an dessen gegenüberliegendem Ufer ein Biergarten dich besetzt

In Sonnenschein vor blauem Himmel in einem Teich eine Pagode, daneben blühende Büsche, fotografiert von verschiedenen Menschen

Es war viel Kirschbaumknipsens (allerdings alles Zierkirschen – ich habe Zeitlang nach echten Kirschbäumen). Ohnehin war natürlich viel los im Westpark, Gewusel aller Altersgruppen und Herkünfte, das Gans am Wasser knallvoll, gegrillt wurde auch schon.

Daheim kanalisierte ich meine Schlappheit in Romanlesen, das war genau richtig. Vor dem Abendessen auch eine Runde Yoga-Gymnastik, allerdings eine Folge mit einigen Abschnitten, die ich nicht konnte (u.a. Varianten tree pose).

Festliches Nachtmahl: Herr Kaltmamsell hatte auf meinen Wunsch Grünkernschrot-Lasagne zubereitet, sehr herzhaft und gut. Er hatte auch Nachtisch gekocht: Orangenbeseitigung in Form von Orangen-Tapioka-Pudding, serviert mit flüssiger Sahne.

Gedeckter Tisch, im Vordergrund ein Glas mit orangem Pudding, darüber eine weiße Schicht, im Hintergrund unscharf ein weiteres solches Glas

Sehr gute Idee (nach seiner Aussage ungesüßt, lediglich mit ein wenig Aperol aromatisiert).

§

Schöne Fotosammlung der Anti-Trump-Demos von Samstag im Guardian.

die Kaltmamsell

3 Kommentare zu „Journal Sonntag, 6. April 2025 – Schlapper, kalter Sonnensonntag“

  1. Trulla meint:

    Obwohl mein Elternhaus kein reiches war, wurde Wert gelegt auf Tischetikette. So lernte ich beizeiten, einen Tisch ansehnlich und korrekt zu decken, Spargel und Fisch “richtig” zu essen u.a.m. Gemeinsame Mahlzeiten wurden hoch geschätzt, was schön war und wofür ich meinen Eltern noch immer sehr dankbar bin.
    Doch mittlerweile, durch Reisen und (begrenztes) Kennenlernen anderer Kulturen, unterwerfe ich mich auch auf diesem Gebiet nur noch, wenn ich es für sinnvoll bzw. angebracht halte.
    Andere Länder, andere Sitten – weder besser noch schlechter ist meine Devise.
    Es ist schließlich keine Religion und deshalb nehme ich gern auch die fremden Sitten mit in meinen Gebrauch der Speisen auf. Gelernt durch Beobachten oder durch Fragen oder auch Nachlesen “wie isst man…”
    In meinem Fall ein eher praktischer Ansatz.

    Die Hand ist durchaus ein gutes Werkzeug, warum also nicht links Brot und rechts Gabel?

    Was gutes Benehmen ist, würde ich allerdings eher anders verorten. Von Höflichkeit und Respekt halte ich sehr viel.

  2. Frau Klugscheisser meint:

    Die Kirschblüten in der Agnesstraße brauchen noch ein paar warme Tage bis sie bersten. Also nix verpasst!

  3. die Kaltmamsell meint:

    Ah danke, Frau Klugscheisser – Lokalreporterin vor Ort einfach unersetzlich.

Beifall spenden: (Unterlassen Sie bitte Gesundheitstipps. Ich werde sonst sehr böse.)

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