Journal Montag, 26. August 2024 – Bürofrieren im August

Dienstag, 27. August 2024 um 6:26

Beim Lüften am Morgen kam es sehr kalt herein, ich hatte mir für den Arbeitstag bereits warme Kleidung rausgelegt.

Kurzer Schreck, als ich den gestrigen Blogpost veröffentlichen wollte: Die Internet-Verbindung war weg. Ich behalf mich mit dem Mobilfunk-Zugang meines Smartphones (böses, böses Handy, an dem ich schon wieder hing).

Erfrischender Weg in die Arbeit, allerdings wurde ich an dessen Ende völlig unangekündigt (!) ordentlich angeregnet.

Den Büro-Vormittag verbrachte ich mit ruhiger Emsigkeit. Dazu gehörte auch, dass ich meinen Kolbenfüller mit schwarzer Tinte nachfüllte, danach hatte ich wieder mal Finger wie Schulkind. Ansonsten wieder großes Bürofrieren, ich hatte nur die Außentemperatur bedacht, nicht aber den Kühlschrank-Charakter meines Arbeitsplatzes. Ich werde dann doch dicke Wärmung dort stationieren müssen für ähnliche Fälle von Vergesslichkeit.

Es regnete immer wieder, für meinen Mittagscappuccino ging ich nur schnell zu Nachbars. Als Brotzeit hatte ich Pumpernickel mit Butter dabei und einen hervorragenden Apfel aus neuer Ernte.

Am Ende des Arbeitstags war ich trotz Baumwollpulli, Jeansjacke und Schnürschuhen völlig durchgefroren, sehnte mich nach einem heißen Vollbad – und war wieder so sauer darüber wie im Winter.

Auf dem Heimweg in leichtem Nieseln besorgte ich Obst, unter anderem Zwetschgen für einen weiteren Kuchen mit Nuss-Mürbteig. An den machte ich mich daheim umgehend, der Kuchen wird mein Beitrag zu einer Arbeits-Geselligkeit am Dienstag.

Nachricht von den Nifften: Sind nach ihrem Madrid-Urlaub wieder daheim.

Nach dem Kuchenbacken war noch Zeit für Yoga-Gymnastik, die ich sehr genoss und die mich schön wärmte. Das Nachtmahl hatte Herr Kaltmamsell schon vorbereitete: Mit Frühlingszwiebeln aus Ernteanteil machte er eines meiner Lieblingsgerichte, nämlich Glasnudelsalat mit Garnelen, frischen Kräutern und Soja-Hack nach Jamie Oliver. Schmeckte hervorragend und besänftigte mich. Nachtisch Schokolade.

Mit den Eisentabletten kam meine sportliche Fitness zurück, aber meine Mundwinkel blieben wund. Vorm Zu-Bett-Gehen ließ ich zum ersten Mal seit Jahren das Zahnseideln weg: Damit lande ich nämlich immer irgendwie im rechten wunden Mundwinkel, ich wollte die Chance auf Heilen vergrößern.

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Eine Sammlung von Grimms Märchen gehörte zu den ersten Büchern, die ich selbst las, in einer Ausgabe, die mit schönen Holzschnitten von Ludwig Richter illustriert und in keiner Weise für Kinder überarbeitet/vereinfacht war.

Etwa ein Viertel der Wörter verstand ich nicht: Aber das war als Kind für mich normal, ich wusste nicht, wie viele dieser Wörter tatsächlich sehr exotisch und schon lang nicht mehr gebräuchlich waren. Über die folgenden Jahrzehnte erlebte ich immer wieder Momente, in denen ich endlich lernte, was ein Wort (z.B. Oheim) aus meinem Band Grimms Märchen bedeutete.

In der eigenen Muttersprache tauchen natürlich immer wieder neue Wörter oder Wendungen auf; im wiederholten Kontext wird üblicherweise ihre Bedeutung klar. Gestern aber musste ich aktiv die Bedeutung eines Worts in meiner Muttersprache nachschlagen, weil sie mir auch nach wiederholtem Hören nicht klar werden wollte: Safe. Höre ich seit Jahren immer wieder in Gesprächen junger Leute, und dass es nicht in der englischen Bedeutung vewendet wird, war mir schnell klar. Aber in welcher dann? Hier stieß ich auf eine Erklärung, die zu dem Gehörten passt. Jetzt brauche ich aber noch ein paar Life-Einsätze, bis ich mir auch Einverleibung in meinen aktiven Wortschatz zutraue.

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Dass Neubauten einer der großen CO2-Emittenden sind, weiß man schon lange, doch bislang hat das kaum Auswirkungen auf die Bau-Industrie. Noch, so kommt es mir vor, schafft es jedes Projekt, das Abriss verhindert, zu einer eigenen großen Reportage – hier haben in Bern BHSF Architekten ein Lager- und ein Bürohaus in ungewöhnliche Wohnbauten verwandelt. Zumindest zeigen diese Einzelprojekte, dass das geht:
“Wohnen im Bürogebäude: Schweizer Architekten recyceln Häuser”.

Das Ziel “Umbauen statt neu bauen” ist aus Klimaschutzgründen heute ins Zentrum der Architektur gerückt, und die Schweiz gilt als Vorreiter dieser Wiederverwertungskultur.

(…)

“Es hat für uns mit ganz normalem Menschenverstand zu tun, dass man etwas, das nicht kaputt ist, nicht wegwirft”, sagt der Architekt.

die Kaltmamsell

11 Kommentare zu „Journal Montag, 26. August 2024 – Bürofrieren im August“

  1. B. Reimers meint:

    Sie wollen wirklich „safe“ in Ihren aktiven Wortschatz aufnehmen (oder habe ich den satirischen Wink überlesen)?
    Ich habe noch bei keinem umherschwirrendem jugendsprachlichen Ausdruck das Bedürfnis verspürt, ihn mir einzuverleiben, zumal deren Lebensdauer idR begrenzt ist. Wenn ich daran zurückdenke, was im Laufe der Jahrzehnte im Umlauf war (und glücklicherweise wieder in der Versenkung abgetaucht ist), läuft es mir kalt den Rücken runter.

  2. adelhaid meint:

    safe wurde vor zwei, drei jahren in den duden übernommen, in seiner bedeutung als ‘sicherlich’. in meinem business ist das natürlich wieder eine vollkatastrophe, wird safe im englischen nun dann halt auch wie im deutschen genutzt. und bis man das wieder raus hat….

  3. Sandra meint:

    Ich komme mir immer noch blöd vor „sitt“für „nicht mehr durstig“ zu sagen, ich mache das nur zu Hause mit einem kleinen Lacher, weil wir hier immer darüber reden, dass das nie Einzug in den allgemeinen Sprachgebrauch gefunden hat, obwohl es so logisch ist und gut zu merken.
    Ein Wort für einen positiven Wermutstropfen suche ich ständig… da hätte ich echt Bedarf.
    Und „safe“ hab ich auch noch nie gehört von irgendwem.

  4. Stefanie meint:

    Meine Kinder nutzen safe schon lange und häufig in eben dem beschriebenen Sinn und der Begriff ist mir daher in der deutschen Verwendung so geläufig, dass ich gar nicht mehr darüber stolpere. Er erscheint mir also überhaupt nicht “random” – auch so etwas, das man nur oft genug hören muss, damit man es völlig normal findet. Das neu Hinzukommende finde ich genauso spannend wie verblassende Wörter – den Oheim, die Muhme, die Base, den Gevatter -, absolut bereichernd. Sitt hatte ich noch nie gehört, auch die Geschichte dahinter nicht, ist aber toll!

  5. Kirsten meint:

    Haha, als nächste bitte versuchen “mäßig”, wie es die Jugend gerade verwendet, zu verstehen. Falls es da einen guten Erklärlink für gibt, wäre ich sehr dankbar!

    Ich kann gefühlsmäßig nachvollziehen, dass/ob es passt, aber könnte es nie selber verwenden ohne Angst, mich vertan zu haben. Und es ist mir tatsächlich schon mal im Business-Kontext begegnet (ich habe z.T. sehr junge Kunden)

  6. Andrea meint:

    Safe ist hier auch unter meinen jungen KollegInnen (zwischen 26 und 38) völlig normaler Sprachgebrauch. „Mäßig“ ist mir allerdings noch nicht begegnet.

  7. Barbara meint:

    Erstaunlich, wie viele englische Adjektive übernommen werden, ich habe das Gefühl, mehr als Nomen und Verben. Oder werden Verben gleich deutsch konjugierten fallen weniger auf?

  8. Sonni meint:

    Nach meiner Beobachtung gab es “safe” in der Bedeutung von “ganz bestimmt” zunächst als bestätigenden Einwortsatz:
    “Oh, je, ich glaube, X hat Corona!” – “Safe!”
    Meinst du, die heiraten bald?” – “Safe.”

    Dann entwickelte sich der Gebrauch im Satz:
    “X hat safe Corona.”
    “Die heiraten safe.”

    Ich selbst werde es safe nie gebrauchen

  9. Ilka meint:

    „Mäßig“ wird von den Jugendlichen in meinem Umfeld nicht als eigenständiges Wort verwendet, sondern an Nomen gehängt.

  10. Frau Kelu meint:

    Jetzt habe ich über “Safe,” nachgedacht, vielen Dank. Im beruflichen Kontakt mit Kolleginnen nutze ich das Wort aktiv (Team zwischen Mitte zwanzig und Mitte dreißig), privat nutze ich das Wort nicht. Meine Kinder (KiTa und Gymnasium) nutzen das Wort auch nicht. Spannend.
    Immer wenn ich es nutze, könnte ich es durch “sicherlich” ersetzen.

  11. Neeva meint:

    @Sandra Lichtblick? Silberstreif am Horizont?

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