Journal Mittwoch, 18. September 2024 – Start des Mallorca-Abenteuers, Reise bis Barcelona

Donnerstag, 19. September 2024 um 9:27

Wecker klingelte um fünf (gut geschlafen): Kaffeekochen, den nur wenig später aufgestandenen Herrn Kaltmamsell Geburtstagsherzen, Geschenkübergabe, Servieren von Milchkaffee und Geburtstagskuchen – mehr würde ich ihn leider nicht feiern können.

Ich nahm mir Zeit für Milchkaffee und Blogposten, dann ruhiges und durchgeplantes Duschen, Anziehen, Bettmachen, Kofferschließen, Abschied von Herr Kaltmamsell, Rollkoffern zum Bahnhof.

Bildschirm in einem Zug, „Welcome on Board“

Bis jetzt war alles gut gegangen.

Ich saß bis Paris mitten in einer Schulklasse Richtung Schüleraustausch (eine 9., stellte sich heraus), ausgesprochen ruhig und gesittet.

Blick durch Zugfenster in aufgehende Sonne über Landschaft mit Straße

Erster existenzieller Schreck: Auf dem Weg zum Zugklo Seitenblick ins Gepäckregal – Koffer weg. Weg von der Stelle in der großen Ablage, an die ich ihn bei Ankunft geschoben hatte, im gesamten Gestell keine Spur meines markant-farbigen Koffers.

Beim Pinkeln überlegte ich, was jetzt zu tun war (Personal verständigen etc.). Auf dem Rückweg zum Platz checkte ich noch den einzigen alternativen Kofferplatz zwischen Sitzen: Da war er, jemand hatte ihn dorthin verlegt (warum auch immer, im Gestell war reichlich Platz). Tiefe Erleichterung, aber die Übelkeit des Schreckens hielt noch eine ganze Weile.

Ausführliches Zeitunglesen auf meinem Laptop, um halb zwölf Mittagskaffee in der Zug-Bar, schmeckte erwartbar französisch, nicht so das Meine. Bei dieser Gelegenheit wollte ich die per Durchsage angekündigte Möglichkeit nutzen, ein Metro-Ticket für meinen Transfer in Paris zu kaufen: Waren aber schon alle.

Es stellte sich heraus, dass das wirklich praktisch gewesen wäre: Am Pariser Bahnhof Gare de l’Est standen lange Schlangen vor allen Ticketautomaten, bestehend aus Tourist*innen wie mir mit großen Koffern, die sich am Bildschirm alle erstmal in das Tarifsystem einlesen mussten. Bei mir ging’s schnell: Ich brauchte lediglich einen Einzelfahrschein, und der ließ sich mit Maestro-Karte bezahlen. Aber ich hatte eh Zeit: Fast zwei Stunden, bis mein Zug nach Barcelona am Gare de Lyon abfuhr. Zeit für einen ausführlichen Klogang inklusive Wegpacken meines Pullovers in den Koffer, U-Bahn-Fahrt mit einmal Umsteigen.

Ausschnitt einer Bahnhofshalle mit Dach aus Glas und weißen Metallstreben, dadurch sieht man blauen Himmel und die weiße Wand eines Nebengebäudes, darunter Passagiere mit Koffern, einen rot-grünen Snackstand mit der Aufschrift "Rolls"

Nahaufnahme rundes Schild an Snackbude, darauf steht neben "Rolls" auch "Healthy Fooding"

Zeit für Wundern über selbst erfundenes Englisch.

Zuggroßabteil mit Bildschirm „Welcome on board“

Im zeitig bereitgestellten Zug machte ich kurz vor halb drei Brotzeit mit Mitgebrachtem: Äpfel, Hüttenkäse. Es begann die lange, lange Fahrt nach Barcelona, mehr als acht Stunden. Ich verbrachte sie mit viel Aus-dem-Fenster-schauen, da draußen war schließlich exotisches Frankreich! Leider hatte ich im Oberdeck keinen Fensterplatz, musste an wechselnden Nachbar*innen vorbei gucken. Ich hörte dabei meist Musik, fing Fetzen von Gesprächen in den drei Sprachen auf, die ich verstehe: Deutsch, Spanisch, Englisch – ich konnte nicht nicht mithören. Für die rührige Gruppe, die sich in mir unverständlichem Niederländisch unterhielt, war ich richtig dankbar.

Nach Stunden mit Blick auf Weideland (weiße Rinder können die hier) und Schauplätze französischer Landhausfilme wurde die Landschaft immer mediterraner. Elf Stunden nach Abfahrt: Vorm Zugfenster Eukalyptus, Zypressen, Kiefern, Palmen (Montpellier). Jetzt war Urlaub. Zwischen Narbonne und Perpignon gab es im Licht der Abendsonne auch die angekündigten Flamingos zu sehen – leider vor allem auf der anderen Seite des Zuges, es kamen sogar Passagier*innen extra hoch zu Gucken.

Volles Gepäckgestell vor Zugfenster

Meine Aussicht auf die Flamingoseite.

Als die Sonne weg war, las ich in Ted Chiang, Exhalation, immer erschöpfter und mit immer unangenehmerem linksseitigen Kopfweh.

Wir erreichten pünktlich um halb zehn Barcelona Sants. Ich ignorierte die recherchierte U-Bahn-Verbindung zum Hotel in der Nähe des Fährenhafens: Eine 40-minütiger Fußmarsch war jetzt genau, was ich wollte. Die Luft war mild, der Boden noch nass von einem offensichtlichen kürzlichen Regenguss.

Hotelbett mit Lampenlicht von links, rechts Fenster in die Nacht

Einchecken im großen Hotel (Gepäckaufbewahrung für den nächsten Tag war mir gleich angeboten worden, ich habe bis zur nächtlichen Fährenfahrt einen ganzen Tag). Die Übernachtungspreise in Barcelona waren bei Buchung überraschend hoch gewesen; in diesem Fall wohl erklärt durch die eigene Terrasse, die zum Zimmer gehört: Durch die Tür rechts vom Bett, gut doppelt so groß wie das Zimmer selbst. Ich ließ die angenehme Nachtluft herein, aß noch etwas, sogar mit Appetit: Äpfel, die ich auf dem Hermarsch in einem 24-Stunden-Obstladen gekauft hatte, eine aus München mitgebrachte Körnersemmel.

Völlig erledigt ins Bett, die Ibu wollte nicht recht gegen das Kopfweh helfen.

die Kaltmamsell

2 Kommentare zu „Journal Mittwoch, 18. September 2024 – Start des Mallorca-Abenteuers, Reise bis Barcelona“

  1. Joël meint:

    Ich wusste nicht dass es eine direkte Verbindung mit dem Zug zwischen Paris und Barcelona gibt. Weiterhin ein schöne Reise.

  2. Wibke meint:

    Französischer Kaffee. Mir stets ein Rätsel, warum in dem Land, das kulinarisch oft herausragend ist, ausgerechnet das Genussmittel Kaffee selten ein Genuss ist.

    Ach, ich liebe diese Reise ja schon jetzt und will auch. SO könnte ich mir Mallorca auch vorstellen. Ich reagierte auf Vorschläge aus diesem Haushalt hier stets bockig, weil ich nicht ohne Not fliegen will. Aber Bahn und Fähre, wunderbar! Reisen, nicht irgendwohin hektiken. So. Ja.

    Gutes Reisen weiterhin.

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