Journal Samstag, 26. Oktober 2024 – Energischer Hochnebel, Kulinaritäten

Sonntag, 27. Oktober 2024 um 7:58

Nach gutem und reichlichem Nachtschlaf gab es Mokkatorte zum Frühstück: Ich hatte am Vorabend bereits die Kuvertüre für das Überziehen des Haselnusskuchens bereitgestellt, und zwar in einer Tasse für Milchkaffee. Schmelzen in der Mikrowelle (seltener Einsatz), Kuchen rundum bepinselt – und in diese Tasse goss ich dann Espresso und geschäumte Milch. Eine üppige Mahlzeit.

Im Vordergrund auf einem kleinen weißen Teller zwei Scheiben Kastenkuchen, im Hintergrund der restliche mit Schokolade überzogene Nuusskuchen

Herr Kaltmamsell ließ sich später zum Frühstück zwei Scheiben servieren und kam zu demselben Ergebnis wie ich beim Kosten am Nachmittag: Guter Haselnusskuchen, aber nicht besser als unsere bisherigen Rezepte. Meine Erkenntnis: Nussgebäck mag ich am liebsten in Form von Hefezopf.

Nach dem Bloggen kochte ich Kartoffeln zur Verwertung der restlichen Majonese, setzte Hefeteig für die Pizza am Abend an, der im Kühlschrank gehen sollte.

Telefonat mit genesendem Familienmitglied: Endlich die erlösende Nachricht deutlicher, sogar schlagartiger Besserung, es fiel der Begriff “Wunder”; da wir beide aber nicht gläubig sind, er zumindest nicht katholisch, fiel uns nicht gleich ein Heiliger oder eine Heilige ein, der wir ein Votivtäfelchen pinseln könnten.

Draußen war es wieder hochneblig düster, aber mild. Ich radelte zum Olympiabad.

Draußen vor einer mehrspurigen Straße ein SUV-Auto in Originalgröße, das aussieht, als sei es mit einer vermodernden Decke überworfen

Am Stiglmaierplatz: Über dieses Kunstprojekt “Mash & Heal” von Folke Köbberling hatte ich bereits im Blog von Heiko Bielinski gelesen. Der scheinbare SUV wurde “aus einem selbsthergestellten kompostierbaren Verbundstoff aus nachwachsenden Rohstoffen gefertigt”. Der Zersetzungsprozess bis Oktober 2025 ist Teil des Projekts – da ich auf dem Weg zum Schwimmen regelmäßig daran vorbeikomme, bin ich schon gespannt auf den wechselnden Anblick. Gestern kehrte ich fürs Foto um (es brauchte ein paar Sekunden, bis ich begriff, was ich da gesehen hatte): Auf dem Heimweg würde ich nicht so nah dran vorbeifahren.

Die Schwimmrunde im eher mehr frequentierten Olympiabad war anstrengend, es wollte sich nicht so recht das Vergnügen an der Bewegung und dem Wasser einstellen. Außerdem zwickte und stoch es heftig im Kreuz, mal auf der einen, mal auf der anderen Seite.

Direkter Weg nach Hause (zweimal abspringen vom Rad für Ohrenzuhalten – wo die so schmerzhaft tutenden Polizeiautos an der nahezu leeren Kreuzung doch eh grün hatten!), dort gab es kurz vor zwei Frühstück: Roggenvollkornbrot mit Butter und Tomate, Nusskuchen.

Dann machte ich mich gleich wieder auf den Weg zur U-Bahn: Ich war am Rotkreuzplatz mit einer genesenden Freundin verabredet. Wir saßen vorm Garibaldi und tranken Cappuccino (gut!), auch hier gute Gesundheitsnachrichten.

Für den Nachmittag war ein Lichten des Hochnebels angekündigt. Das trat nicht ein. Ich begleitete die Freundin noch in ihr Neuhauser Zuhause, nahm dann eine U-Bahn zurück.

Daheim bereitete ich Schmalspur-ensaladilla zu (Kartoffeln, Möhren und Erbsen aus dem Glas, Majo), las dann Wochenend-Süddeutsche – die mir Herr Kaltmamsell auf seiner Einkaufsrunde besorgt hatte, Freitag und gestern war mein Briefkasten leer geblieben.

Nach Sonnenuntergang begann ich nochmal die Pilates-Woche mit Gabi Fastner (obwohl das der vierte Durchgang ist, hatte ich bereits alles vergessen und war nicht gelangweilt), dann stellte ich die Pizza fertig. Zur Vorspeise gab ein wenig ensaladilla.

Auf Backpapier eine gebackene, unregelmäßig runde Pizza Margarita

Hmja, ist mir schon besser gelungen: Der Teig war zu hart geworden. Dazu ein Glas spanischer Rotwein. Nachtisch Schokolade.

§

Hans Well fasst in der Süddeutschen die Misere der deutschen Automobilindustrie zusammen, und ich begreife einfach nicht, warum das eine Minderheiten-Erkenntnis ist (€):
“Die Fossilen”.

„Der Deutsche“ verschnarchte im Schlaf des Selbstgerechten entscheidende Entwicklungen. Konzeptstudien auch für E-Autos verschwanden offenbar zugunsten immer größerer SUVs in Schubladen; frustrierte E-Ingenieure gingen samt technologischem Know-how nach China, wo man ihre Ideen umsetzte. Deutsche Auto-Krattler setzten derweil kriminelle Energien zum Pratzln von Diesel-Kunden um.

Lang lief es ja unter der „Klima“-Kanzlerin für deutsche Autofirmen rosig. EU-Abgasregeln wurden regelmäßig nach deutschen Regeln geregelt. Schadstoffverursacher formulierten EU-Wunschwerte gleich selber. Zahlreiche Lobbyisten verhinderten mit Politikspezln in EU-Kommissionsberatungsgruppen wie Cars 21 schärfere Teststandards. Dabei hätten diese den Dieselskandal der deutschen Rosstäuscher wohl verhindert.

(…)

Minis wuchsen zu Maxis, obwohl die Reichweite von Batterien bei Viertonnern schmilzt wie Grönlandeis; der Klimawandel scheint der Autoindustrie eh wurst zu sein – man hofft wohl auf Märkte für Amphibienfahrzeuge.

(…)

München würde, statt Feinstaub zu bekämpfen, womöglich am liebsten der IAA am Marienplatz auch noch das Rathaus als Showroom bieten. Dabei dräut ab 2025 ein CO₂-Flottenwert der EU von 100 g/km. Das weiß VW schon lange, sieht aber trotz der Überschreitung darin kein Problem, weil die Chefetage gesichert ahnt, dass sie sich auf Lobbyisten und Politiker beim Verhindern von EU-Strafzahlungen verlassen kann.

Dass Politik und Autolobby damit die überlebenswichtige Transformation auf die automobile Neuzeit gefährden, könnte einem am Kotflügel vorbeigehen, wäre Massenarbeitslosigkeit kein potenzieller Turbolader für eine AfD, die schon jetzt bei 18 Prozent steht. Dabei läge es doch im Eigeninteresse aller Parteien, E-Fuel- und Antiverbrenner-Populismus einzustellen und dieser deutschen Schlüsselindustrie mit klaren Leitlinien auf die Sprünge zu helfen.

Und nein: Diesmal geht es nicht darum, dass man hinterher immer schlauer ist. Diese Stimmen und Hinweise samt Belegen gibt es seit Jahrzehnten.

§

Aber: Klimakatastrophe Schmimakatastrophe, kommen wir zu den wahren Skandalen. In England hat sich ein Betrüger 22 Tonnen handwerklich hergestellten Cheddars erschlichen, die hoch geschätzte Neal’s Yard Dairy steht vor großem Schaden.
“Cheesemakers in shock as £300,000 of produce stolen in sophisticated scam”.

The 950 stolen cheeses were Hafod Welsh organic cheddar, Westcombe cheddar, and Pitchfork cheddar, which have won a number of awards and are among “the most sought-after artisan cheeses in the UK”, Neal’s Yard Dairy said.

Jamie Oliver hat zur Unterstützung der Polizei-Ermittlungen aufgerufen.

(Wo zum Henker will der Betrüger seinen Käse gewinnbringend verkaufen? Der Betrug hat sich doch sofort in der Feinschmecker-Community herumgesprochen! HANDELT ES SICH UM EINE AUFTRAGSTAT?!)

die Kaltmamsell

7 Kommentare zu „Journal Samstag, 26. Oktober 2024 – Energischer Hochnebel, Kulinaritäten“

  1. Chris Kurbjuhn meint:

    Inspector Barnaby würde seinen Assistenten die Alibis der Mitbewerber der Käserei überprüfen lassen.

  2. Sabine meint:

    Hat schon mal wer bei Wallace und Gromit nachgeschaut?

    Das idiotische Verhalten der Autoindustrie empfinde ich schon seit vielen Jahren als nicht nur standortgefährdend, sondern auch als beleidigend und rufschädigend für das Land und fühle mich bizarrerweise sogar als Radl-Ultra persönlich gekränkt davon. Wo bleiben Mut und Erfindergeist?

    Es geht aber noch schlimmer: ich habe in letzter Zeit schon einige Pickups mit amerikanischen Ausmaßen durch Haidhausen stampfen sehen. Wenn das erst Schule macht…

  3. Annbellis meint:

    Zum Garibaldi: Wo jetzt das 2. Schaufenster vom Garibaldi ist, war früher ein schöner Vorgarten mit schmiedeeisernem Gitter – und auf der großen Terrasse zwischen dem Vorgarten und der Wohnung vom damaligen Lebensmittel Hirschberger hing eine Hängematte. Die war für mich unwiderstehlich – und so schlüpfte ich immer wieder mal an der Stelle, wo das Gitter einen etwas breiteren Spalt hatte durch und schaukelte in der Hängematte. Unvergesslich!

  4. rum meint:

    ******************KOMMENTAROMAT**********************

    Gerne gelesen

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  5. Hauptschulblues meint:

    @Annbellis: Ja! Es ändert sich nicht immer zum Besten.

    Ach, der gute alte Neal’s Yard …

  6. Gundi meint:

    Unser echt altes Familienrezept für Nusskuchen ist eigentlich ein völlig normaler Pfundkuchen aber versetzt mit geriebener Orangenschale und einer Tafel gehackter Zartbitterschoki. Esse ich seit sechzig Jahren, ebenso sämtliche Geschwister, Kinder und Enkelkinder. Falls du Interesse hast, suche ich das Rezept gerne raus.
    Ja, und zur Automobil (- und sonstige) Industrien und vor allem den rechtskonservativen Politikern (da muss man ja nicht allzu viel gendern) fällt mir echt nix mehr ein, nur große Fassungslosigkeit. Und Sorge.

  7. Flusskiesel meint:

    > HANDELT ES SICH UM EINE AUFTRAGSTAT?!

    Hunger. Einfach Hunger.

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