Journal Dienstag, 29. Oktober 2024 – Raphaela Edelbauer, Die Inkommensurablen
Mittwoch, 30. Oktober 2024 um 6:32Guter Nachtschlaf, allerdings Verwirrung, als ich um 5:42 Uhr aufwachte, überzeugt war, dass ich noch eine Stunde schlafen konnte und mich nach dem Klogang wieder hinlegte: Der Wecker klingelte planmäßig in dem Moment, in dem mein Kopf auf das Kissen traf um 5:45 Uhr.
Zu meiner Überraschung und Freude gab es zum Hellwerden klaren Himmel mit Mondsichel und Sternen.
Der Bürovormittag war mit reichlich Arbeit und Bewegung gefüllt, wie an den meisten Dienstagen waren die Büros gut besetzt. Mittagscappuccino bei Nachbars, dann spazierte ich weiter zu Discounter-Einkäufen. Die sonnige Luft roch kalt, war aber mild, ich genoss jeden Atemzug.
Spätes Mittagessen, weil Querschüsse: Roggenvollkornbrot, Granatapfelkerne mit Soja-Joghurt.
Emsiger Nachmittag, ohne dass ich mich hetzen musste. Feierabend in letzter Abenddämmerung, auf meinem Heimweg roch die Luft wunderbar.
Unterwegs weitere Lebensmitteleinkäufe unter anderem fürs Abendessen: Herr Kaltmamsell war aushäusig, ich musste mich selbst versorgen.
Leider hatte ich enorm schlechte Laune inklusive Bereitschaft, alles, jede und jeden schlecht und blöd zu finden.
Zu Hause Häuslichkeiten, nach Pilates und Brotzeitvorbereitung machte ich mir als Abendessen Nudeln mit frischen Tomaten und Paprika in Joghurtsauce – da keine kurzen Nudeln im Haus waren (Orecchiette zählen meiner Ansicht nach nicht, zu speziell), bediente ich mich an dem Berg Spaghetti, der sich durch Einkaufslisten-App-Fehlfunktion angehäuft hatte. Ein wenig Gelbe-Bete-Salat war auch noch da, Nachtisch Schokolade. Schon wieder aß ich insgesamt zu viel und wurde mit Bauchdrücken bestraft.
Früh ins Bett zum Lesen, ich wollte Raphaela Edelbauer, Die Inkommensurablen wegbekommen, das mir auf die Dauer dann doch zu abgedreht saturnalisch war. Ich las es dann auch aus.
Die Romanhandlung umfasst 48 Stunden um die Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien Ende Juli 1914 in Wien und dreht sich um vier sehr außergewöhnliche Personen:
– Der 17-jährige Hans, mit dem die Handlung einsetzt, ist gerade von dem Bauernhof in Tirol geflohen, auf dem er nach dem frühen Tod seines bürgerlichen Vaters seit Jahren schuften musste. Warum er trotz diesem Hintergrund fast ohne Dialekt sprechen kann und soviel gelesen hat, wird über die weitere Handlung hin erzählt.
– Klara, die gerade in Mathematik promoviert wird – aus bitterarmem Lumpenproletariat stammend. Dieser Widerspruch klärt sich auf den nächtlichen Streifzügen durch Wien, sie macht mit ihren Freunden Station an den wichtigsten Orten ihrer Vergangenheit. Hans trifft sie im Stiegenhaus von
– Helene, der resolute Psychoanalytikerin, wegen der er unbedingt nach Wien wollte. Ihre Geschichte wird in einem eigenen Kapitel erzählt.
– Adam, junger Sohn einer adligen Militärfamilie, mit Klara befreundet und Patient von Helene, der von Kleinkindbeinen an brutal auf eine Offizierskarriere gedrillt wurde. Auch seine Geschichte wird in eigenen Kapiteln erzählt.
Um sie herum tobt Kriegsbegeisterung, ganz Wien ist im Taumel. Die drei absolvieren ein Abendessen bei Adams Familie, auf dem alte, hohe Offizielle die Kriegslage diskutieren. Dann ziehen sie los durch die Wiener Zwischenwelt von Homosexuellen und Drogen. Dazwischen diskutieren sie ausführlich Klassenfrage und Weltlage. Was sie verbindet, sind übersinnliche Wahrnehmungen.
Das alles ist rauschhaft mit vielen Details erzählt, politische Diskussionen wechseln sich ab mit tumultartigen Schlägereien, Orgien, Wahn, am Ende wird Klaras Rigorosums-Vortrag über die Inkommensurablen seitenlang wörtlich wiedergegeben. Mir wurde schon klar, dass die Erzählweise das Durcheinander direkt vor Kriegsausbruch spiegelte, die Gleichzeitigkeit von allem Nicht-Alltäglichen, den irrationalen Kriegsrausch. Doch mir war das insgesamt einfach zu viel, zu konstruiert: Ich kam keiner Figur, keinem Ort und keinem Thema (eingebaut sind auch Suffragetten und Zwölftonmusik) nahe.
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Entdeckung auf instagram (Beifang aus dem beruflichen Pressespiegel: Der Tagesspiegel hatte “Vermittlungskünstler” aus der Forschung vorgestellt.):
robinga_schnoegelroegel, Plantfluencer, informiert zu Biodiversität.
Hier sein Rant zu Zuchtsorte aus dem Supermarkt und ihre ökologische Auswirkung auf den heimischen Garten.
2 Kommentare zu „Journal Dienstag, 29. Oktober 2024 – Raphaela Edelbauer, Die Inkommensurablen“
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30. Oktober 2024 um 10:06
Danke für den Insta-Link – da habe ich gleich mal auf “Folgen” geklickt!
31. Oktober 2024 um 12:20
Vielleicht finden Sie auch Gefallen am Podcast „Weird animals“. Robinga kennt sich nämlich auch damit aus. Ich mag die Folge über die Blauschwarze Holzbiene.