Journal Freitag, 29. November 2024 – Dysmorphie
Samstag, 30. November 2024 um 9:00Diese Woche hatte sich derart lang gezogen, dass ich mich gestern Morgen erinnern musste, dass echt ehrlich wirklich Freitag war.
Marsch in die Arbeit in kalter, angenehmer Luft unter düsterem Himmel, ich trug dicke Winterjacke.
Es wurde sogar hell, um 9 Uhr versuchte ich es erstmals ohne Deckenlicht.
Geschäftiger Vormittag. Mittags raus ins Westend auf meinen Cappuccino, ich fühlte mich wackelig.
Weitere Geschäftigkeit, dann Mittagessen: Banane, gelbe Kiwi (sehr gut), Hüttenkäse.
Higlight des Arbeitsnachmittags: Ich sah die Christkindl-Dampflok vom Bürofenster aus, inklusive markantem Schu-Schu-Schu-Geräusch und Dampf-Fahne.
Auch schön am Winter: Vorm Bürofenster wurden auf den Dächern die Rabenkrähen wieder von den gravitätischen Saatkrähen abgelöst.
Wie angekündigt wurde der Himmel immer klarer, fürs Wochenende sind zwei Sonnentage angekündigt (wenn der Nebel sie lässt).
Beim Verlassen des Bürohauses zu Feierabend hörte ich laut einen revierflötenden Amslerich, die Jahreszeit passte wirklich gar nicht.
Auf dem Heimweg Wochenendeinkäufe beim Vollcorner, die große Wochenenderleichterung wollte sich nicht recht einstellen. Auch nicht daheim bei Yoga-Gymnastik. Ich half also mit einem hochprozentigen Feierabend-Cocktail Cosmopolitan nach.
Das funktionierte ein wenig.
Herr Kaltmamsell hatte zum Nachtmahl den mächtigen Sellerum aus Ernteanteil zu Sellerie-Lasagne verarbeitet. Dazu gab es das letzte Viertel Zuckerhut aus Ernteanteil mit Haselnussmus-Dressing.
Und ein Glas Pittnauer Rosé Dogma. Nachtisch Schokolade, zu viel davon.
Früh ins Bett zum Lesen.
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Wie tief meine überwunden geglaubte Dysmorphie sitzt. Zur Erinnerung: Als Jugendliche mit diesem Aussehen (bei dieser Aufnahme 1985 in Hannover zu einem Chorfestival war ich 17, den Overall hatte ich von einer Freundin geliehen, die roten Ballerinas würde ich noch heute tragen, sie waren halt irgendwann durch)
war ich überzeugt, in dieselbe Körper-Kategorie zu gehören wie Alison Moyet damals (heute sieht sie so aus).
https://youtu.be/3wWi6OrgZe4?si=9yVIMYsjhneKGK_9
Schon bevor es die Konzepte body shaming und body positivity gab, kämpfte ich lauthals dafür, dass alle Körperformen Anerkennung verdienen, auch meine: “Mehr Kilos, weniger Scham!” stand unter anderem auf den Aufklebern der ersten kommerziellen Kampagne ca. 1988 (eines Bekleidungsherstellers?), der ich mich mit Verve anschloss.
Ich kann nur vermuten, dass meine Umwelt außerhalb der Familie davon ausging, dass ich wie so oft scherzte, denn niemand widersprach mir – bis zu dem Liebhaber, dessen ehrlich verständnislose Miene während einer meiner aktivistischen Tiraden mich endlich auf die Idee brachte, dass mein äußeres Selbstbild nicht real sein könnte.
Doch Jahrzehnte konstruktives Hadern später ertappe ich mich dabei, dass eine einzige Bemerkung in Kombination mit einem Blick reicht – und schon sind jede passende Kleidergröße, jeder problemlos schließende Gürtel überstimmt.
§
“Wahlkampfhilfe für FDP, Grüne und CDU | Bosetti will reden!”
Ich sage es in jedem Wahlkampf, so auch in diesem: Am liebsten würde ich einfach nicht hingucken. Aber wenn es schon sein muss, dann kann ich ja auch ein bisschen Wahlkampfhilfe leisten! Heute für FDP, Grüne und CDU.
(Die anderen Parteien kommen nächste Woche dran.)
die Kaltmamsell2 Kommentare zu „Journal Freitag, 29. November 2024 – Dysmorphie“
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30. November 2024 um 10:37
Private Ripley in der Mittagspause.
30. November 2024 um 14:41
In meinem Kopf war der Auftritt der Stripperin in Tango & Cash zu “Don’t go” das offizielle Musikvideo, so dass ich auch erst einmal realisieren musste, dass Alison Moyet zu der Zeit ganz anders aussah.