Wo ich herkomme
Sonntag, 26. Dezember 2010 um 8:47Gestern Vormittag besuchte ich nach Jahren mal wieder die Innenstadt meiner Geburtsstadt. Ich bekam trotz aller (völlig anlassloser) Abneigung Mitleid mit ihr: So vernachlässigt wie die früheren Prachtstraßen aussehen, scheint die Innenstadt den Einheimischen recht egal zu sein. Viele leer stehende Geschäfte, kaum Cafés oder Restaurants, frühere Ausgehmöglichkeiten leer und verbarrikadiert, kein einziges Kino mehr, heruntergekommene Häuser, abgebrochene Leuchtreklame, Schrammen und Kratzer unausgebessert, aus Traditionsgeschäften und -wirtschaften sind Büros geworden. Die Einheimischen erledigen Einkäufe lieber in den Malls und Schnäppchenpalästen am Stadtrand, außer Wochen- oder Christkindlmarkt gibt es kaum mehr etwas, was in die Altstadt lockt.
Doch selbst als es noch Vergnügungsangebote gab, wurden sie nicht genutzt: Von den zwei kleinen Kinos stehen noch die leeren Hüllen. Die beiden großen sind längst abgerissen; an ihrer Stelle stehen Wohn- und Geschäftsklötze.
Eine große Freude war mir, dass ein kleines Bäckerchen meiner Kindheit überlebt zu haben scheint (da gab es die besten Brezen), gleich gegenüber dem Gebäude, in dem ich zur Welt kam (immer noch ohne Gedenkplakette – ich werde mich ein wenig anstrengen müssen).
Für schöne Anblicke und Verzauberung sorgten die Geschichte der Stadt und dicker Schnee.
die Kaltmamsell5 Kommentare zu „Wo ich herkomme“
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26. Dezember 2010 um 11:24
Vielleicht lag’s ja nur an Weihnachten, dieses Ghosttown-Syndrom?
26. Dezember 2010 um 12:04
(tschuldigung, mir ist der Kommentar gerade unter den falschen Eintrag gerutscht, hier soll er hin, bitte unten löschen!)
Das Union-Kino war aber in einem besonders schönen Haus. Eine kleine Villa! Schnäppchenpalast ist ein schönes Wort für eine nicht so schöne Sache. Und das mit den Gedenkplatten habe ich neulich mit einem anderen Verrückten überlegt, sollte man einfach selbst in die Hand nehmen. Man schaut sich an, wie die Schilder jeweils vor Ort auszuschauen haben und geht mit einem eigenen, angepassten Entwurf zum Graveur seines Vertrauens. Anschrauben kann man dann ja selber. Hätte ich kein Problem! Wenn einer blöd kommt, sagt man einfach “Das ist Kunst!” Ganz abgesehen davon, dass der Steuerzahler nicht belastet wird!
26. Dezember 2010 um 19:00
Oh ja, das Union war nett, Gaga, hatte einen Vorführraum mit Doppelsitzen und Tischlämpchen, in dem man sogar rauchen durfte (seinerzeit (TM)).
Ich früchte, ilse, mein Eindruck ist nicht nur momentan: Vor drei Jahren war ich an einem Adventsamstag dort – ebenso geisterhaft. Damals hatte ich noch die Hoffnung, dass aus den verlassenen Einkaufsstraßen mit aufgelassenen Geschäften vielleicht Vergnügungsstraßen mit Cafés, Pralinerien, Restaurants, Bars werden könnten. Doch die damals nur leeren Geschäfte (ach, der Schwarz, ach, das Poppenbräu) sind nach drei Jahren leere, mit Holzbrettern barrikadierte Geschäfte geworden. Und laut meinem Vater widersetzen sich Anwohner erfolgreich der Umwandlung in Restaurants oder Cafés, “wegen dem Lärm”.
26. Dezember 2010 um 23:15
Ich erinnere mich an etliche mahnende Artikel in der SZ vor einigen Jahren, als die Malls von Ingolstadt vorerst in den Köpfen der Stadtpolitiker spukten. Aussterbende Innenstadt , Tod von Einzelhandelsgeschäften und Verlust von Urbanität wurden heraufbeschworen. Nun haben die Unken Recht behalten.
27. Juli 2011 um 15:50
Das mit den Kinos bedauert fr.gross auch immer sehr. Gibt ja nur noch das Multiding und das mit vier Ringen (wobei das sehr ordentliches Programm hat).