Journal Freitag, 17. Januar 2025 – Die schwarze Cordhose, Tante Martl von Ursula März
Samstag, 18. Januar 2025 um 8:25Gut geschlafen, das ist zu einer angenehmen Gewohnheit geworden. In weniger tiefen Schlafphasen freute ich mich aufs Freitagsfleisch, stellte mir große Stücke gebratenes Rind vor, kam auf die Idee, morgens dazu Knoblauchbutter zu kneten (damit sie bis abends fest wurde), legte fest, welche beiden Rotweine ich Herrn Kaltmamsell zur Auswahl anbieten würde.
Auf dem Marsch in die Arbeit Knacken und Knirschen unter den Schuhen, ein frostiger Morgen. Noch dazu neblig und bedeckt, ich marschierte im Stockdunklen.
Im Büro geordnetes Wegarbeiten, dazwischen allerdings ein paar Schrecken wegen Fehlern (meinen) und Missverständnissen.
Der Tag hielt sich dann gar nicht erst mit Hellwerden auf, es blieb neblig düster, bis es gegen vier wieder ganz dunkel wurde. Dennoch Marsch ins Westend für Mittagscappuccino, ich genoss die Bewegung.
Beim Kaffeetrinken das Gespräch hinter mir: Zwei Leute diskutierten Mathematisches, es fielen die Wörter “Unendlichkeit”, “Operationen” und “Konsistenz”. Cooler Laden.
Am Schreibtisch gab es zu Mittag Orangen und Hüttenkäse.
Geschäftiger Nachmittag, wieso arbeiteten so viele Leute Freitagnachmittag? (Kernzeit endet freitags um 12 Uhr.)
Fast pünktlicher Feierabend, auf dem Heimweg umfassende Wochenend-Einkäufe im Vollcorner.
Zu Hause empfing mich das Paket mit der online gekauften schwarzen Cordhose – zwei Wochen nach Bestellung, denn es hatte sich herausgestellt, dass es sich um eine Lieferung aus China handelte. Gemerkt hatte ich das erst an der ersten Versandankündigung: Das Tracking führte mich zu einem chinesischen Versandunternehmen. Das hätte ich auf jeden Fall vermieden, doch man hatte mir mit den Shop-Namen “Wagner Mode München” und dem Hinweis, die Ware werde mit DHL geliefert, erfolgreich vorgegaukelt, es handle sich um einen inländischen Absender. Hier auch für Sie zum Merken: “Wagner Mode München” ist ein Anbieter in China.
Und dann passte die Hose nicht, vor allem war sie 10 Zentimeter zu kurz. Ich werde mich also in den Spaß der Rücksendung stürzen, für die ich erstmal per E-Mail Anweisungen anfordern musste.
Aber JETZT ging das Wochenende los: Eine Runde Yoga-Gymnastik, dann das Freitagabend-Line-up.
Aperitiv Negroni, zum Essen einen apulischen Primitivo.
Kuh-Kotelett, erster Test der neuen gusseisernen Pfanne, die ich Herrn Kaltmamsell als Ersatz für die durch Sturz kaputte geschenkt hatte.
Hervorragend inklusive Karotten und Petersilienwurzeln aus Ernteanteil zur Beilage. Nachtisch reichlich Schokolade.
Früh ins Bett zum Lesen, ich beendete Tante Martl von Ursula März, bis zuletzt sehr angetan.
Zwar verstehe ich weiterhin nicht, warum das Buch als “Roman” verkauft wird und würde Verlag wie Autorin gerne nach den Gründen fragen: Ursula März ist erfolgreiche Journalistin und Feuilletonistin, und sie kann gut schreiben, da darf die Geschichte ihrer Tante doch einfach ein gut erzählter Sachtext sein. Denn der Inhalt ist die wirklich gut erzählte Lebensgeschichte einer merk-würdigen Person, Ursula März’ Tante. Noch im Krieg geboren als letzte von drei Töchtern, und natürlich wird auch die Geschichte der Zeit, der Gegend (Pfalz, Franken), der anderen Familienmitglieder miterzählt. März transportiert die Widersprüche in der Persönlichkeit ihrer Tante hervorragend: Einerseits die eigenständigste der drei Töchter mit eigenem Lebensunterhalt als Lehrerin, eigenem Auto, Reisen als Rentnerin. Andererseits ihr Leben lang ans Elternhaus gebunden, Pflegerin der alten Eltern, bei jeder Gelegenheit zu Haushaltshilfe der Schwesten abgerufen – was sie zwar immer mürrisch und wehklagend, aber dann doch erfüllte. Immer wieder betont März, wie wenig sie viele dieser Widersprüche nachvollziehen konnte, doch sie liebt ihre Tante dann halt doch so tief, dass sie sich damit zurechtfindet.
Ein Zeitzeugnis, allein schon durch die wunderbare Wiedergabe von Tante Martls Mundart, kein Roman, das natürlich wie Eigentum von Wolf Haas in der Erzählstimme auch ein Licht auf die Erzählerin wirft. Empfehlung.
die Kaltmamsell5 Kommentare zu „Journal Freitag, 17. Januar 2025 – Die schwarze Cordhose, Tante Martl von Ursula März“
Beifall spenden: (Unterlassen Sie bitte Gesundheitstipps. Ich werde sonst sehr böse.)
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18. Januar 2025 um 10:12
Wir wurden in der Schweiz mit “Berger Zürich” auch so getäuscht. Sehr seriöse Website, dann 3 Wochen warten auf die Ware, diese ebenfalls viel zu klein und die Qualität grottenschlecht. Da im Kleingedruckten steht, dass der gesamte Rückversand selbst übernommen werden muss und natürlich nicht im Verhältnis zum Kaufpreis steht, haben wir es nicht zurückgeschickt. Ausser viel Ärger und Geld nichts gewesen. Vorsicht vor solchen Adressen! Gruss, Tanja
18. Januar 2025 um 10:51
Bitte in Zukunft nur noch Glasteller zerschmeißen. 😉
18. Januar 2025 um 11:47
Einer Freundin ist das auch passiert. Es ist wohl eine neue Masche der Chinaklitschen sich deutsche Namen anzueignen.
https://www.noz.de/lebenswelten/geld-verbraucher/artikel/verbrauchertaeuschung-deutsch-wirkende-shops-stammen-aus-china-46944829
18. Januar 2025 um 16:06
Krass. Danke für den Hinweis und den Link.
18. Januar 2025 um 19:01
ich arbeite besonders gern freitagnachmittag, weil ich dann in ruhe all die dinge beende, die die woche über liegen geblieben sind. es ist ruhiger als sonst, das wochenende steht bevor, man kann den montag vorbereiten..alles ist toll am freitagnachmittag.
und wenn ich keine lust mehr habe, geh ich halt.