Journal Mittwoch, 19. Februar 2025 – Alte Haut
Donnerstag, 20. Februar 2025 um 6:30Als ich um fünf zu früh aufwachte, leuchtete gerade ein halber Mond in mein Schlafzimmer. Ich schlief nochmal bis Weckerklingeln.
Es tagte zu weiterhin klarem Himmel. Auf dem Weg in die Arbeit traf ich vor der Alten Kongresshalle eine Kollegin mit Frühstück in der Hand: Das Gebäude ist Schauplatz einer zweitägigen internen Veranstaltung meines Arbeitgebers, sie gehört zu den Organisatorinnen.
Diesmal enthielt das elektronische Postfach im Büro keine Bombe. Wohlstrukturierter Arbeitsvormittag.
Marsch zum Mittagscappuccino in frostig-strahlener Sonne. Dort eine kleine Bizzarro-Einlage:
„Ein kleiner Cappuccino für hier bitte.“
„Groß oder klein?“
„Klein.“
„Für hier oder zum Mitnehmen?“
„Ähm. Für hier.“
Mittagessen später am Schreibtisch: Orangen und Sahnequark.
Zum zweiten Mal machte sich der eigentlich fast abgeheilte Sprung in der Kuppe meines rechten Zeigefingers daran aufzuplatzen, ich merkte es daran, dass er beim Tastaturschreiben wieder schmerzte. Mittlerweile habe ich ja die wirklich hilfreichen Fingerkuppenriss-Pflaster vorrätig, war allerdings nicht darauf gefasst, dass die so schnell weggehen.
Apropos: Letzhin auch noch eine blutig geplatzte Falte am oberen Lippenrand, die meine lebenslange Hautpflege-Argumentation zunichte machte. Weil nämlich: Auch nach der Pubertät litt ich immer wieder unter schmerzhaft entzündeten Pickeln, Hautärzte verschrieben mir auch als Erwachsene eine Salbe mit einem Wirkstoff, der die Überproduktion von Talg bremste. Der allerdings auch die Haut entfettete und dadurch Faltenentstehung wahrscheinlicher machte. Nahm ich in Kauf, denn, so mein Argument: Falten tun nicht weh, Pickel schon. Jenseits der 45 glaubte ich, diesen Wirkstoff absetzen zu können und meiner deutlich alternden Gesichtshaut mehr Feuchtigkeit gönnen zu müssen: ZACK, entzündete Pickel, auch bei lediglich Gel als Feuchtigkeitsspender. Also beschränke ich mich seit vielen Jahren auf Wasser zur Reinigung und ein “talgregulierendes” Gesichtswasser (plus Augencreme), weil: Falten tun nicht weh, Pickel schon. Bis jetzt eben eine Falte zu einem Riss wurde und sehr wohl weh tat. Tse!
Gestern war endlich mal nicht sturzviel zu tun im Büro. Und da ich abends eh einen Friseurtermin hatte, machte ich verrücktes Huhn einfach mal wirklich pünktlich Feierabend, als sogar noch die Sonne schien.
Auf dem Heimweg holte ich meinen Ledermantel mit teilerneuertem Futter von der Schneiderei ab, kaufte Tulpen. Zu Hause erwartete mich eine eben gelieferte Kiste Wein. Nur dass genau diese Bestellung auch schon am Vortag geliefert worden war, mit identischer Rechnung. Le big Augenroll, das muss also irgendwie geradegerückt werden (nein: einfach nicht melden ist keine Option).
Der frühe Feierabend verschaffte mir Zeit für eine Einheit Yoga-Gymnastik vor dem Friseurbesuch, dann ging ich rüber zu ihm ins Kreuzviertel. Diesmal hatte ich überhaupt keine konkrete Vorstellung, hatte nur festgestellt, dass ich mehr Länge über Ohren und im Nacken gar nicht schlecht fand. Wir einigten uns auf “in Form bringen”, ich verließ den Laden zurfrieden.
Herr Kaltmamsell verbrachte den Abend aushäusig, hatte aber für mich gekocht: Pasta e fagioli, ganz wunderbar. Nachtisch Orange (musste weg wegen Matsch-Stelle), Schokolade.
Stöbern in Rezensionen von Weltalltage, ich wunderte mich über Besprechungen, die kein Wort über die Form und die Erzähltechniken des Romans verlieren – die meiner Ansicht nach definitorisch sind. Am besten gefiel mir diese von Lisa Evertz, unter anderem wegen ihrer Beobachtungen “Textgewebe” – und das alles mit leichtem Ton.
“Paula Fürstenberg: Weltalltage”.
Früh ins Bett zum Lesen: Zsuzsa Bánk, Der Schwimmer, diesmal wieder als E-Book gepachtet. Die ersten Kapitel nahmen mich in eine ungarischen Kindheit am Ende des Kalten Kriegs mit.
§
Herzerfrischung in meiner Mastodon-Timeline (bitte auszusprechen wie den Namen einer Gallierin bei Asterix & Obelix): Der Kanal Asterix Archiv. Gestern zum Beispiel zu Hintergründen der Piratentruppe (in den Kaltmamsell’schen Familienjargon eingegangen u.a. mit “Hie’ sind nu’ Hasenfüße d’in!”).
3 Kommentare zu „Journal Mittwoch, 19. Februar 2025 – Alte Haut“
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20. Februar 2025 um 6:38
Die Timeline! Already made my day!
20. Februar 2025 um 7:03
Oh man ey, die aufgeplatzten Fingerkuppen im Winter kenne ich auch. Bei mir sind es die Daumen, die dann nur mit Hilfe von Brustwarzensalbe (reines Lanolin) abheilen. Die Fingerpflaster kenne ich noch nicht, gleich mal bestellen… Danke für den Hinweis!
20. Februar 2025 um 8:26
Im Podcast “Zwei Seiten” von Christine Westermann wurde Weltalltag unterhaltsam undmit Blick auf Erzählstruktur besprochen, in der Folge “Ordnung”.