Journal Montag, 10. März 2025 – Fahrradzukunft
Dienstag, 11. März 2025 um 6:36Gut geschlafen, allerdings auch in dieser Nacht mit seltsamen, eher unangehmen Träumen. Ist jetzt da mal Ruhe im Unterbewusstsein?
Wie angekündigt hatte sich das Wetter verdüstert (wir brauchen dringend Regen), aber noch war die Luft auf meinem Marsch in die Arbeit mild.
Arbeitsvormittag mit häufigem Wechsel zwischen Stehen und Sitzen: Derzeit spielt meine angeboren krumme und immer arthrotischere Lendenwirbelsäule Schmerz-Verfang mit der Hüfte, manchmal bis in die Knie ausstrahlend.
Zu Regen reichte es nur kurz, ich spazierte raus auf einen Mittagscappuccino.
Ziemlich geordnetes Abarbeiten von Dingen. Zu Mittag gab es Avocados (von Crowdfarming und ganz hervorragend) und Grapefruit.
Etwas wirrer Nachmittag, an dessen Ende aber weniger Arbeit auf der Liste stand als am Anfang.
Für den Feierabend hatte ich einen Einkauf vor: Der Nagellack, den ich mir bei der jüngsten Pediküre ausgesucht hatte, gefällt mir so gut, dass ich ihn als Farbe des Jahres kaufen wollte. Genau die Farbe hatte ich bei keinem der Anbieter gefunden, die dm führt, also wollte ich das Original von OPI – zu meiner Freude werden deren Produkte laut Website von Douglas gehandelt. Vor Ort wollte ich sicherstellen, dass die vermutete auch genau die wunderschöne Farbe auf meinen Zehen war. Doch wieder musste ich im “Flagship Store” von Douglas in der Kaufingerstraße feststellen: Gibt es dort nicht, kann man nur in deren Online-Shop bestellen. An mir geht völlig vorbei, wozu ein (auch diesmal ziemlich unaufgeräumt wirkender) “Flagship Store” gut sein soll.
Daheim das Übliche: Yoga-Gymnastik, Brotzeitvorbereitung.
Unüblich: Umzug meines Online-Bankings, meine Bank Sparda hat den Dienstleister gewechselt. Obwohl ich von meiner Sorgfalt überzeugt war, scheiterte ich zunächst, und erst Herr Kaltmamsell wies mich auf die eine Zeile in der Anleitung hin, die ich übersehen hatte. Dann funktionierte alles.
Als Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell kalte Reste: Lammbraten vom Samstag, Käse, Brot, außerdem Kimchi und Essiggurken. Nachtisch Schokolade.
Nachdenken über Fahrraddinge.
Mein Fahrrad ist 25 Jahre alt, heißt “ADLER” (das steht zumindest drauf, und ich finde das wunderschön), ist perfekt auf meine Maße und Bedürfnisse eingestellt. Vom Lenker ist über die Jahre der gesamte schwarze Lack abgebröselt, der Gummi an den Griffen hebt aber noch zu 90 Prozent. Ich fahre es nicht oft, vermutlich im Jahresdurchschnitt drei- bis viermal im Monat: Es ist reines Transportmittel in der Stadt, denn Spazierfahrten oder Fahrradausflüge machen mir leider keinen Spaß. Alles unter einer Stunde Fußweg in der Stadt gehe ich lieber, und auf längeren Wegen ist mir die schnellere U-Bahn lieber.
Auf den jüngsten Fahrradfahrten stellte ich fest, dass die Gangschaltung mal wieder überholt werden müsste (von möglichen 15 Gängen nutze ich ohnehin seit Anfang höchstens 5, meist wechsle ich zwischen 3), außerdem quietschen die Bremsen verdächtig. Zeit also, das Radl nach ca. drei Jahren mal wieder zum vertrauten Schrauber in der Hans-Sachs-Straße zu bringen. Oder aber: Seit einigen Jahren habe ich Geld für ein neues Fahrrad beisammen und zur Seite gelegt, das meiste davon hat mein Vater mir geschenkt (seit meiner Geburt mein Fahrrad-Patron). Soll ich mir also ein neues Fahrrad kaufen?
Beim letzten Anlauf konsultierte ich besagten Fahrrad-Schrauber, der auch Neu-Fahrräder verkauft. Ganz Experte stellte er erstmal ein paar Fragen. Genauer nur eine: “San’S denn z’friedn mit Ihrm Radl?” Ja, antwortete ich, eigentlich sei daran alles daran genau richtig für mich. Experten-Folgerung: “Dann bracha’S koa neis Radl.”1 Das ist jetzt etwa zehn Jahre her. Und tatsächlich möchte ich im Grunde exakt mein jetziges Radl, nur in Neu und Schön (ok, und wenn Veränderung, dann mit nur den fünf Gängen, die ich tatsächlich verwende).
Wobei bei Neukauf unweigerlich ein zentrales Feature dieses für mich perfekten Fahrrads verloren ginge: Es sieht alt und überhaupt nicht Diebstahl-würdig aus. Zwar sperre ich es bei jedem Abstellen mit einem massiven Schloss ab, bemühe mich aber nicht um Anketten an verbauten Gegenständen, denn: Das will (in München) eh niemand. Höchstens achte ich darauf, es neben ein besonders schickes Fahrrad zu stellen: “Stiehl nicht meines, stiehl DAS!”
§
Ich arbeite immer noch die vielen interessanten Artikel rund um den Frauentag auf, darunter auf standard.at einen darüber, was Männer von Feminismus halten (zwei unzulässige Verallgemeinerungen im letzten Satzteil, der Artikel differenziert zum Glück).2
“Vincent-Immanuel Herr: ‘Bei Sexisten lässt sich wenig tun'”.
Vincent-Immanuel Herr und Martin Speer besuchen Organisationen und Unternehmen, um dort über Geschlechtergerechtigkeit zu sprechen, oft auch in rein männlichen Gesprächsrunden. Trotz einer umfassenden Datenlage zu Diskriminierung von Frauen meinen viele Männer: Ach, der Alltag von Frauen ist gar nicht so anders als meiner. Ich wurde doch auch schon mal von einem Mann angemacht – war doch nicht so arg! Dieses ganze Genderzeugs nervt gewaltig, und bald werden nur mehr Frauen befördert, weil sie halt Frauen sind. Für viele Männer ist Feminismus also noch immer ein rotes Tuch und ruft viele Ängste hervor. Genau über diese müssen wir endlich ehrlich reden, sagt Vincent-Immanuel Heer.
(…)
So könnten Männer darauf achten, von wem sie Artikel oder Bücher lesen, wem sie in sozialen Medien folgen. Sie könne sich fragen: Welche Stimmen lasse ich in mein Leben? Viele werden feststellen, dass das vor allem männliche Stimmen sind.
Das ist erst einmal nicht schlimm, Männer schreiben tolle Sachen. Doch wenn man nur Männer liest, nur Männern als Experten auf Panels zuhört oder nur Männern in sozialen Medien folgt, dann braucht man sich nicht wundern, wenn man nur eine Perspektive hat.
§
@cracked enthüllt: Die Stiefmutter in Schneewittchen war nie das eigentliche Problem.
via @343max
- Übers. “Sind Sie denn zufrieden mit Ihrem Fahrrad?” – “Dann brauchen Sie kein neues Fahrrad.” [↩]
- Warum “Not all men” dennoch als Argument gegen strukturelle Kritik untauglich ist, kann man unter anderem hier nachlesen. [↩]
2 Kommentare zu „Journal Montag, 10. März 2025 – Fahrradzukunft“
Beifall spenden: (Unterlassen Sie bitte Gesundheitstipps. Ich werde sonst sehr böse.)
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11. März 2025 um 10:37
Die Schneewittchengeschichte ist sehr schön und trifft den Kern der Sache.
Und dass Männer erst feministischen Argumenten folgen, wenn sie Töchter haben, die auf die gläserne Decke treffen, habe ich auch beobachtet.
11. März 2025 um 22:10
Hat schon jemand #notallmirrors gesagt (danke für die beiden Links)?