Wurstebrot
Freitag, 18. März 2011 um 6:49Nein, geneigte Leserinnen und Leser, die Überschrift enthält keineswegs ein E zu viel. Wenn Sie aus der Münsteraner Gegend kommen, wissen Sie das ohnehin, haben vielleicht sogar schon von dieser Speise gekostet.
Eine Freundin mit Münsteraner Migrationshintergrund (zweiter Generation) hatte davon erzählt und mich sofort neugierig gemacht: Schweineblut mit Roggenschrot und Gewürzen vermischt und zu einem Laib geformt. Als Pendant gibt es das Ganze auch mit Leber, dann aber mit Mehl vermischt. Traditionell, so erzählte die Freundin, sei Wurstebrot in ihrer Familie ein traditionelles Winteressen, das als gebratene Scheiben serviert werde, anbei gebratene Apfelschnitze, Rübensirup und Apfelkraut.
Und da ihr kürzlich ihre Eltern beiderlei Sorten mitgebracht hatten, trafen wir uns bei dieser Freundin und trieben mit dem wahrscheinlich letzten in Bayern verfügbaren Wurstebrot den Winter aus. Wurstebrot roh:
Und Wurstebrot in Butterschmalz gebraten:
Es schmeckte köstlich. Wieder einmal zeigte sich die offensichtlichste Bereicherung durch Multikulti: Import von Leckereien.
die Kaltmamsell13 Kommentare zu „Wurstebrot“
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18. März 2011 um 10:16
Als Süddeutsche in Berlin war ich vor vielen Jahren das erste Mal in Münster und war bei “Pinkus” sofort in beide Wurstebrot-Varianten vernarrt. Den Zug zurück hätte ich beinahe verpasst, weil ich auf dem Bahnsteig auf den rennenden Freund wartete, der sich mit Wurstebroten beider Sorten in größter Ausführung verabschieden wollte. Der Abfertiger zeigte aber für einige Sekunden Verständnis. Sehr spät ein wurstebrotiges Danke für den späten “Zugabpfiff”! Und jetzt möchte ich, chère Mamsell, sofort Wurstebrot…
18. März 2011 um 11:01
“Wurstebrot” heißt diese Speise eigentlich nur bei den “Zugereisten”: Im Münsterland und noch ein ganzes Stück südlicher nennt man das “Panhas”, und dies wurde – zumindest noch vor 50 Jahren – keineswegs mit süßen Beilagen gegessen. Und was Multikulti angeht: Eine gleiche Rezeptur liegt dem schottischen “black pudding” zugrunde. Dennoch guten Appetit!
18. März 2011 um 11:14
oh, Panhas! habe ich auch schon aus dem Ruhrgebiet importiert. Mit Kartoffelbrei, Äpfeln und Zwiebeln.
18. März 2011 um 11:41
Eigentlich kennt ja jede Schweinfleisch essende Kultur Blutwurst. Dass sie auch in Schottland mit Roggenschrot vermischt wird, Rochus, war mir allerdings neu – mir hat man dort lediglich den Black Pudding serviert, den ich auch aus Nordengland kannte. Vermutlich wollte man mich nur nicht überfordern.
18. März 2011 um 12:35
Auch mir als Exil-Münsterländerin haben Sie mit diesem Beitrag den Freitag versüßt, liebe Kaltmamsell. Ich habe mich immer eher an die gebratenen Apfelscheiben gehalten, die aber diesen besonderen Geschmack auch nur erhalten, wenn sie gemeinsam mit dem Wurstebrot gebraten werden.
Den Begriff Wurstebrot würde ich übrigens weniger dem Zugereistsein zuschreiben, eher ist es einfach Hochdeutsch. In unserer Region sagt man ‘Möpkenbrot’: http://de.wikipedia.org/wiki/M%C3%B6ppkenbrot
18. März 2011 um 14:50
In Vorpommern gibt (oder gab?) es etwas namens Tollatsch: Klöße auf der Grundlage von Mehl und Schweineblut. Wenn man es gut meinte, mit Rosinen gefüllt. Keine Ahnung, womit man die würzt, klingt jedenfalls artverwandt zu Wurstebrot.
18. März 2011 um 16:25
Bei uns in Ostfriesland (Moormerland) wird Blutwurst auch mit Roggenschrot und meistens ohne Schwartenwürfel zubereitet. Sie sieht daher genauso aus, wie das oben abgebildete Wurstebrot und hat wenig mit der Blutwurst gemein, die ich hier in Hessen zum Teil sogar als Aufschnitt bekomme. Serviert wurde Blutwurst bei uns immer mit Grützwurst (welche dem Wurstebrei aus dem Münsterland ähnelt) und Bratkartoffeln.
18. März 2011 um 21:43
Tja, bin doch tiefer im Münsterland verwurzelt als gedacht. Ich hatte bei Wurstebrot sofort die dunkle Variante vor Augen (die andere mag ich nicht und die gab es zum Glück auch nie). Und den Schlachttag beim Bauern gegenüber, wo mir als ca. 8jährige dann die Schüssel mit dem Blut anvertraut wurde. Das muss nämlich gerührt werden, damit es nicht klumpt und mit der anderen Hand musste man die Katzen davon weghalten. Ich war damals sehr stolz auf mich, dass ich das geschafft habe, das weiß ich noch.
Und dann wurde es in einer riesigen Schüssel mit den anderen Zutaten vermengt und zu diesen großen Würsten verarbeitet.
Eines meiner Lieblingsessen in der Kindheit, bestimmt seit 20 Jahren hatte ich das nicht mehr. Ob es das wohl irgendwo in Hamburg (aus artgerechter Haltung) gibt? Weiß jemand was?
18. März 2011 um 22:19
Oh, Sigourney, da scheint Bedarf nach einem Wurstebrotversand zu bestehen. Ich werde die Freundin nach ihrer Quelle fragen – vielleicht liefern die auch.
Oder: Es gibt nächsten Winter ein Bloggertreffen bei Pinkus…
19. März 2011 um 10:00
Oh, ich kenne auch nur die rote Variante als “Panhas” und mit den oben genannten Beilagen. Gebratene Leberwurst fand in Hagen/Westfalen nicht statt. Wahrscheinlich war das von Hof zu Hof, von Dorf zu Dorf verschieden.
Sieht lecker und wuchtig aus. Oh ja, Bloggertreffen! Ich käm auch mal ins Pinkus.
19. März 2011 um 11:38
Hallo
köstlich! Ich gehe gleich mal auf den Markt, um Leberbrot zu kaufen, Wurstebrot schmeckt mir nicht ganz so gut. Meine Oma nannte das Wurstebrot übrigens Möppkesbrot.
Meine Lieblingsvariante: Mit gebratenen Apfelringen, Grieben und Kartoffelpüree
Gruß aus dem sonnigen Münster,
Daniela
21. März 2011 um 11:58
Hallo, da möchte ich mich gerne einmal einschalten:
Panhas ist etwas völlig anderes als Wurstebrot, fehlt ihm doch der Roggenschroft und wird er mit Mehl steif gekocht. Auch weist sein aus dem Französisch stammender Name (Panache, Vermischtes) auf einen Ursprung im Rheinland hin. Wurstebrot ist keineswegs hochdeutsch, man muss es nur westfälisch aussprechen. Möppkenbrot ist das rote mit dem Blut, da kann man die weißen Roggenstippen, die Möppken eben, im Anschnitt gut erkennen. Und Möppkenbrot unterscheidet man so eben vom Leberbrot.
Und ein Bloggertreffen bei Pinkus Müller wäre formidable.
Grüße
Milla
3. Januar 2013 um 22:36
Die Beiträge sind schon alt, möchte aber etwas hinzufügen, vielleicht ließt es jemand: ich komme aus dem Münsterland und Wurstebrot (das dunkle auf dem Bild) liegt zur Zeit in meinem Kühlschrank. Ich esse es immer gebraten zu Kartoffelbrei und Sauerkraut – tolle Kombination, wirklich! Probiert es aus :)
Gruß,
Anne