Journal Sonntag, 17. April 2011, Berlin-Ausgabe

Montag, 18. April 2011 um 6:28

Viel passte nicht zwischen Ausschlafen und Rückflug am Nachmittag. Ich ließ mein Gepäck im Hotel, trank in einem Café Cappuccino und machte mich auf ins Bode-Museum. Der Eingangsbereich war so leer (zu meiner Überraschung: Es war schießlich Sonntag, und die Umgebung ansonsten schwarz von Touristen), dass ich kurz fürchtete, das Museum sei geschlossen. Doch nein, es interessieren sich einfach nicht besonders viele Menschen für diese Skulpturensammlung.

Ich ließ mir den Audio-Guide geben, da ich mit dem im Pergamon-Museum sehr gute Erfahrungen gemacht hatte. Auch dieser war brauchbar, aber ich träumte davon, einmal mit Lila durch solch ein Museum zu gehen. (Tatsächlich träume ich von einem kompletten Kunstgeschichtestudium bei Lila, aber das ist dann doch zu unrealistisch.)

Bald faszinierten mich die völlig unterschiedlichen Gesichter der Muttergottes in Maria-und-Jesusbaby-Darstellungen.

Auch sonst blieb ich an vielen Exponaten hängen und ließ sie mir vom Audio-Guide erklären, vor allem die aus der italienischen Renaissance.

Wie immer versiegte nach knapp drei Stunden meine Aufnahmefähigkeit. Ich ließ mich im Museumscafé zu Cappuccino und Apfelkuchen nieder. Ein sehr schönes Café mit Blick über den großen Kuppelsaal – allerdings gestern störend mit Enya beschallt. (Fände ich deren Musik nicht ohnehin klebrig, muss ich zudem seit einigen Jahren beim Hören immer an die Gynäkologin denken, die heftig darunter litt, dass das jahrelang die bevorzugte Musik von Gebärenden bei der Entbindung war.)

Noch einige genüssliche Blicke über die Spree, dann war es Zeit, den Koffer abzuholen und zum Flughafen zu fahren.

Daheim gleich mal die unglaublichste Plakatwerbung des noch jungen Jahrhunderts. BITTE sagen sie mir, dass das ein Scherz ist!

die Kaltmamsell

20 Kommentare zu „Journal Sonntag, 17. April 2011, Berlin-Ausgabe“

  1. Thomas meint:

    Liebe Kaltmamsell,

    leider ist das kein Scherz – es gibt auch »Vom Winde verweht – Jetzt mit Happy End!« …

    Thomas (jeden Tag leidend, wenn er nach Hause fährt und links die eine, rechts die andere Plakatwerbung sieht)

  2. Naekubi meint:

    Die Bilder aus der Skulpturensammlung finde ich sehr schön, danke dafür! Sehr interessant, wie sich die Gestaltung bei einem konstanten Thema immer wieder wandelt.

    Und zu der Werbung: Wahrscheinlich haben wir bei Eis schon jede mögliche Geschmackskombination durch. Hilft also nur noch verkitschtes Marketing…

  3. Evi meint:

    Drei Stunden ist doch ein prima Schnitt. Ich war neulich bei Picasso und Lam und nach einer Stunde schon fertig mit der Welt.

    Doktor Schiwago (und übrigens auch Vom Winde Verweht) haben hier gerade in der Frühstücksrunde ein heiteres Gelächter hervorgerufen. Muss also ein gelungener Scherz sein. ;)

  4. Chris Kurbjuhn meint:

    “Vom Winde verweht” mit Happy-End? “Frankly, my dear, I give a damn”?

  5. die Kaltmamsell meint:

    Oh nein. Genau solche Werbung führt zu Momenten, in denen mir ein Einsiedlerdasein fern im Wald sehr attraktiv erscheint (mit Breitband-Internetanschluss).

  6. Liisa meint:

    Das Doktor Schiwago-Eis ist ja wohl wirklich unfassbar. Wenn es wenigstens Wodka-Eis wäre aber Zitrone???? Und wann kommt wohl das “Das Schweigen der Lämmer-Eis”?

  7. kid37 meint:

    @ Liisa: Coole Idee, “Lecker Lecter-Eis – für eiskalten Genuß”.

  8. Sebastian Dickhaut meint:

    „in der Frühstücksrunde ein heiteres Gelächter hervorgerufen” Genau das ist der Plan – spätestens beim Servieren ist jede Party erst mal gerettet. Und hier sorgt’s auch schon für viel Gespräch und Ideen. Ich denke vor allem drüber nach, wie das Briefing für die Agentur ausgesehen hat.

    Übrigens ein gelungenes Gegenstück zu Jessas & Maria.

  9. Anne meint:

    “Schneeweißes Eis mit Mascarpone und Zitroneneis, durchzogen von einer Vodka-(sic!) Zitronen-Sauce und verfeinert mit kleinen Schoko-Schneeflocken.”
    (und schmeckt gar nicht mal schlecht…)
    Zum Briefing: Es musste eine Steigerung gefunden werden zu
    “Einführung des ersten Eises mit einer ganz besonderen Zutat: Gefühl!” (2006) – “Reise für die Sinne” (2008) – “Magische Momente” (2010)
    Die Lösung: “Großes Gefühlskino” (2011)
    (Zitate aus http://www.unilever.de/unseremarken/nahrungsmittel/cremissimo.aspx)

  10. Cornelia meint:

    Zu dem Eis finde ich aber interessant, dass Dschugelbuch anscheinend nicht verwendet werden durfte, zumindest fehlt bei dieser Kreation der direkte Hinweis auf einen Kinofilm. (Oder habe ich ihn bloß übersehen oder nicht verstanden?)

  11. Evi meint:

    @Sebastian Dickhaut: Das war weniger “Haha, wie lustig!” sondern eher “Haha, wie bescheuert sind die denn, wer kauft denn den Scheiß?” Also bei uns eher Marketingfail. ;) Mal ganz abgesehen davon, dass an meinen milchverweigernden Magen sowieso nur Sorbet kommt. So!

  12. Buchfink meint:

    Das Bode-Museum ist auch einer meiner Berlin-Favoriten. Schon zwei mal war ich dort, weil ich eigentlich in eine andere Ausstellung wollte, aber keinen Bock auf lange Schlangen hatte. Mir gefällt auch die Architektur des Baus und empfinde als angenehm, dass die Kunstwerke nicht so dicht gehängt sind.

  13. die Kaltmamsell meint:

    Vielen Dank für den Hinweis, Anne. Das hat mich schon sehr neugierig auf die Zutaten gemacht. Doch eine Zutatenliste konnte ich auf den Produktseiten nicht finden (der Link “Beste Zutaten und Qualität” führt ins Nichts).

    Sie stehen allerdings in einem Testbericht über das Kinoeis:

    Entrahmte Milch, Molkenerzeugnis, Glukose-Fruktose-Sirup, Zucker, Glukosesirup, Zitronensaft aus Fruchtsaftkonzentrat (8%), Pflanzenfett, Mascarpone, Kakaobutter, Wodka, Vollmilchpulver, Emulgatoren (Mono- und Diglyceride von Speisefettsäuren, Ammoniumsalze von Phosphatidsäuren), Stabilisatoren (Johannisbrotkernmehl, Carrageen, Guarkernmehl), Aroma, Säuerungsmittel (Citronensäure), Farbstoffe (Kurkumin, gemischte Carotine), Brennnesselextrakt, Spinatextrakt

    Da kriege sogar ich Gefühle. Schwummrige.

  14. Liisa meint:

    was die “Steigerung” angeht, geht es ja jetzt wohl nicht mehr viel weiter – ich schlage für 2012 vor “Apokalypse” bzw. “Weltuntergang” lässt sich beides besser mit Eis ertragen und die Geschmacksrichtungen könnten sich an Südamerika (Maya!!) orientieren. Exotische Früchte und so … ;o) und nach 2012 kann man dann wieder bei der Stunde Null starten und die (Eis)Welt neu aufbauen.

  15. Sebastian Dickhaut meint:

    Danke für den Link, Anne, bei dem mich vor allem dieser Hinweis freudig schnuppern lässt: „Der heißgeliebte und lang vermisste Dessert-Klassiker „kalter Hund“ wird neu interpretiert von Cremissimo als Eiskalter Hund.” Auf zum Kaufmann.

  16. walküre meint:

    “Eiskalter Hund”. Mit Bruce Willis als Testimonial ?

  17. Nathalie meint:

    Habe im ersten Moment die Werbung überhaupt nicht verstanden. Gehöre scheinbar nicht zur Zielgruppe oder bin zu bescheuert.
    Beim zweiten Blick ging mir dann ein Licht auf, das aber dann nur zu Kopfschütteln führte.

  18. Stefan meint:

    Eine Steigerung wäre noch das »Lord-Voldemort-Eis«: nicht am Stiel, sondern am Zauberstab;-)

  19. generator meint:

    Dr. Schiwago raubt mir anders den Nerv. Die letzten Jahre spielten die Trupps der Akkordeonmafia auf dem Berliner Touristenstrich ausschließlich “Besame Mucho” (oder zahnwehverstärkende Variationen davon), jetzt setzt es viertelstündlich das Schiwago-Thema unter meinem Balkon. Bei Plakaten kann man doch wenigstens wegschaun, oder?

  20. Petra S. meint:

    Können Kaltmamsell und Dittsche ein gemeinsames Thema haben?
    Niemals!
    Von wegen!
    Dittsche hatte diese Woche das Thema Marketing und damit auch das Doktor Schiwago Eis im Programm.
    Wers verträgt, zu sehen in der großen Video-Mattscheibe Datum 17.04.2011 beginnend ab 7:47… in Teil 1/3 (Trau mich nicht verlinken)
    “Das is n Bottich, n reiner Plastikbottich,wie ein Terrarium, und da is bis oben hin weißes Eis mit so kleinen Hügeln. Und wenn du das näher ran an das Auge führst, isses im Grunde ne Illusion, wie wenn das ne Taiga is, ne Tundra … das ganze Programm” ff

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