Wann wurde dir eigentlich klar, dass du hetero bist?

Freitag, 14. Oktober 2011 um 16:02

Magda von der Mädchenmannschaft schreibt über eine Straßenumfrage, die die Ansicht, Homosexualität sei eine bewusste Entscheidung, umdreht. Ich mache das ja gerne zur Entlarvung von Geschlechter-Stereotypen: Mir Szenen oder ganze Geschichten mit umgekehrter Geschlechterbesetzung vorstellen (siehe Good Wilma Hunting). Ähnlich funktioniert die Entlarvung von Heteronormativität.

Schwule und Lesben müssen sich fast standardmäßig fragen lassen, wann sie sich ihrer sexuellen Orientierung bewusst wurden (in Deutschland, so hoffe ich, ist die Ansicht nicht so weit verbreitet wie in den USA, dass Homosexualität eine Entscheidung, eine „Lebensart“ ist). Wann also wurde mir eigentlich klar, dass ich hetero bin? Ziemlich spät, fürchte ich. Ich fand Frauen schon als junges Mädchen ausgesprochen interessant und attraktiv, auch meine Mutter wies mich immer wieder auf besonders schöne Frauenaugen, oder -beine hin, sie schwärmte ganz speziell für dicke, lange rote Haare. So bewunderte ich an meinen Freundinnen samtige Haut, Charakternase, perfekten Busen. Aber bei einer Umarmung meinen Busen auf dem einer Freundin zu spüren, fühlte sich komisch an – und keineswegs reizvoll komisch. So richtig verknallt mit allen damit verbundenen Wallungen hatte ich mich ohnehin schon immer in Buben (das erst Mal noch im Vorschulalter in den gleichaltrigen Stefan; es folgten im Teenageralter Thomas, Markus, Michael, Markus – hmm, viel generationstypischer geht es wohl kaum).

Wirklich bewusst wurde ich mir meiner Heterosexualität aber erst durch die Reflexion über Homosexualität: Der Freund, der mich auf der Straße zur Seite zog, weil er einem Mann nicht begegnen wollte: „Der steht auf mich und baggert mich nur wieder an.“ Die Ex-Freundin eines Freundes, die sich unsterblich in ihre Kollegin verliebte und mit ihr zusammenzog. Da erst wurde mir bewusst, dass das bei mir nicht so ist, dass ich halt ganz auf das andere Geschlecht stehe.
Und so sehe ich auch weiterhin mit Wohlgefallen Frauen an, ihre vielfältigen Formen, ihre Bewegungen, ihr Lachen, ihre Kraft, ihre Eleganz, ihre Eigenheiten und Befindlichkeiten. Doch das kopflose körperliche Begehren (RROARRR!) stellte sich immer nur bei Männern ein. Ist ja auch in Ordnung so, finde ich.

die Kaltmamsell

11 Kommentare zu „Wann wurde dir eigentlich klar, dass du hetero bist?“

  1. PepeB meint:

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    Gerne gelesen

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  2. daniela meint:

    Faszinierendes Video, danke!
    Aber ich finde es einen riesigen Unerschied zu fragen “Did you chose to be gay / straight” oder “Wann bist Du Dir Deiner sexuellen Orientierung bewusst geworden” – ist doch eine völlig andere Frage, oder?

  3. Micha meint:

    Uff, bist du so offen! Und das als Deutsche?! Du bist doch deutsch?

    Und was mir auch direkt auffällt: wir müssen gleichalt sein – die Kette an Männernamen ist eindeutig!

    Würden wir jetzt an einem Tisch sitzen, würde das ne prima Unterhaltung geben. Aber so übers Netz, hmmm, ist mir das zu intim.

    Prinzipiell verliebt man sich in Menschen. Ein Lieblingszitat von Goethe: Gegen große Vorzügen eines andern gibt es kein Rettungsmittel als die Liebe. Und nimmt man die Liebe als Himmelsmacht greift das für mich sogar tiefer als das kopflose Begehren. Aber es geht um sexuelle Ausrichtung.

    Ich glaub, wer dann mit wem und warum, muss jeder mit sich selbst ausmachen. Kann sich ja auch ändern, Beispiel Familienpapa der mit Lover durchbrennt… Aber Klarkommen mit sich UND dem andern, das Zusammenleben, bleibt nicht einfach – so oder so ;O)!

  4. Sven E. meint:

    Micha, ich glaube nicht, dass sich die sexuelle Ausrichtung des Familienvaters, der sich für seinen Liebhaber entscheidet, geändert hat, sondern, dass er sich seine Bi- oder Homosexualität bisher nicht eingestanden oder sie nicht ausgelebt hat. Interessant finde ich auch, dass Frauen in meinem Umfeld, mit denen ich darüber gesprochen habe, häufig andere Frauen als Partner nicht komplett ausschließen wollen – auch, wenn sie sich bsiher nur zu Männern hingezogen fühlten. In der Hinsicht sind Frauen deutlich aufgeschlossener und offener.

    Daniela: Sehe ich auch so. Aber auch die Frage, wann es einem bewusst geworden sei, kann extrem nervig sein, weil immer erwartet wird, dass man irgendwann diesen finalen Aha-Moment hatte, ab dem alles glasklar war.

    (Und wo wir bei nervtötenden Fragen zur Sexualität sind: Als Bisexueller werde ich häufig gefragt, ob mein Idealpartner denn inter- oder transsexuell sei. Heteronormative Logik kann so schlüssig sein … )

  5. Lu meint:

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  6. Mel meint:

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  7. susanne meint:

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  8. Julia meint:

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  9. Bäumchen meint:

    Hatte auch Lukas, Michael und Markus, aber dann kamen Annika, Annika und Esther :-D

  10. Naekubi meint:

    Vielen Dank für dieses kleine entlarvende Video :)

  11. Daniela meint:

    @Sven E. – Ja, das kann ich mir vorstellen, stimmt.

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