Schützt die ausländische Sprache!
Donnerstag, 4. Mai 2006 um 13:53Gibt es in Deutschland neben der für deutsche auch eine Gesellschaft für ausländische Sprache? Wenn, dann möchte ich die deutsche Bahn bitte bei ihr anschwärzen. Seit einigen Wochen zwingt dieses Unternehmen die Durchsagenmacher seiner Fernzüge dazu, Ansagen nicht nur auf Deutsch zu sprechen (tun sich viele ja schon damit schwer), sondern auch auf etwas, was die Sprecher vermutlich für Englisch halten. Das aber zu 70 Prozent alles unterbietet, was ich in meinem internationalen Berufsleben bislang an vermeintlichem Englisch erleiden musste.
Die schlauesten unter den Zugchefs und Zugchefinnen verkürzen die Sache ohnehin auf die essentiellen Inhalte. Dann wird aus deutsch „Sehr geehrte Damen und Herren. In Kürze erreichen wir unseren Zielbahnhof München Hauptbahnhof. Der Zug endet hier, bitte alles aussteigen. Sie erreichen alle planmäßigen Anschlusszüge. Wir bedanken uns für Ihre Reise mit der deutschen Bahn und freuen uns darauf, Sie bald wieder begrüßen zu dürfen.“ Die Bavarian-English-Version: „Lädies än Tschentlmän. Schoatli wie araif tu München Hauptbahnhof. Sänk ju foa träwälling wis Deutsche Bahn.“
Die Ambitionierteren aber setzen alles daran, ihren deutschen Text vollständig und 1:1 ins Lexikon-Englisch zu heben, koste es was es wolle. Selbst die korrekten Fragmente dieses Fleißes helfen einem Nichtdeutschsprachler allerdings kaum weiter, weil die Aussprache eher eine grönländische Fassung vermuten lässt.
Deshalb: Liebe Gesellschaft für ausländische Sprache. Wenn es dich gibt, dann red doch mit der Frau Bahn und sag ihr, dass sie entweder den Zugchefs und -chefinnen einen Sprachkurs spendiert, oder sie von der Übersetzungspflicht entbindet. Sänk ju.
14 Kommentare zu „Schützt die ausländische Sprache!“
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4. Mai 2006 um 14:10
Diese Beschwerde unterstütze ich mit voller Wucht :-) Dauernd muss ich hören, that we arrive in Pasig, Augsburg, Würzburg, Fulda, Kassel, Göttingen, Hannover und Bremen. Dann wieder retour. I arrive at the Nervenheilanstalt, if the Deutsche Bahn doesn’t stop such an Unfug. Uff!
4. Mai 2006 um 14:45
If you will travel with the Schweizer Bahn, you will also have a lot to laugh, especially when you arrived in little swiss Dörfer with silly names *hehehe*. (It can be helpfull to put Ipod-Kopfhörer over your ears.)
4. Mai 2006 um 18:41
Ich glaube, da sind Sie zu streng. Sies piepl quolifei pörfäcktlie foa a dschobb ät se kolssänta of Brittisch Telekomm. Da können Sie was erleben… Versuchen Sie mal, bei denen eine Auskunft darüber zu erhalten, wieso Ihr teurer Broadbandanschluss nach 10 Tagen immer noch streikt… Uäll, ui are däckling de broblem right nau, iu weed undil domorrow and iu uill be a habby berson, I bromis. Und wenn Sie das 6te Mal anrufen, sind Sie direkt glücklich an einen Schotten mit heftigem Akzent zu geraten…
5. Mai 2006 um 0:00
But there is worth than Swinglisch (mit sch). Das Drance und das Dalienisch der Schweizerischen Bundesbahn! Oder wofür steht SBB CFF? Siibe Buebe brünzled circa föif Fässer…
5. Mai 2006 um 12:09
Nanu, Ein-Euro-Jobber im Callcenter der British Telecom? Möglich wäre es. Im EC nach Prag hatte ich neulich das Vergnügen, solche Ansagen dreisprachig zu hören. In einem charmanten Deutsch mit stark bähmischen Akzent, etwas, was wie analkoholisiert genuscheltes Sächsisch klang und wohl Englisch sein sollte und den Rest schwungvoll und mit Esprit vorgetragen auf Tschechisch – vermute ich, denn hier stieß ich vorlaut Oberschlauer selbst an die Grenzen. ;-)
5. Mai 2006 um 16:56
Nein, nein, falscher Weg, nicht verpetzen, es macht doch Spaß. Die Deutsche Bahn ist einer der besten Orte (vielleicht, weil sie gar kein Ort ist?), um Merkwürdigkeiten zu beobachten, gerade wenn sie Routine sind. Und so manche Durchsage hat uns Bahnfahrer schon in aller Stille zusammengeschweißt oder Anlass gegeben, sich auf eine Geschwätzigkeit einzulassen. Ansonsten: Losrennen und dem Sprecher etwas Schönes in sein Telefon-Mikrofon plärren, zumindest habe ich letztens einen Zugführer am Gang da hinein seine Ansage machen sehen. Übrigens: Auch die Ankündigungen auf dem Schriftlaufband über den ICE-Türen sind jetzt auf Englisch und offenbar per Hand getippt, was auch lustig sein kann. Finde ich.
5. Mai 2006 um 17:26
“Come in and find out”
Nach einer Umfrage bei Kunden, die dachten, dass man reinkommen soll und dann auch wieder raus fände, hat man den Spruch bei Douglas beerdigt.
Ein amerikanischer Freund berichtet, dass die Anrufe bei seinem Telefonanbieter mittlerweilein in einem callcenter in Indien landeten, mit entsprechendem Akzent der Beratung.
5. Mai 2006 um 21:04
bin ja bei dem aufruf auch hin- und hergerissen. einerseits find ich, was da über den äther läuft zum nägelkrümmen-haareraufen-und-wegrennen. andererseits hat man auch einen garantierten lacher beim bahnfahren (je nach häufigkeit der zwischehalte). schwierige entscheidung …
5. Mai 2006 um 21:18
Zustimmung auf ganzer Linie.
5. Mai 2006 um 21:20
Mir tun sie Leid, die Servicekräfte, die sich da mühen. In Berlin bimsen zur WM auch die Busfahrer Englisch. Wird sicherlich auch nicht oxfordreif. Trotzdem: Brave Werktätige müssen sich nicht von Bildungsbürgern verlachen lassen.
6. Mai 2006 um 18:17
Die Berliner Busfahrer können sich ja diese Unterlagen http://simmel.simpleblog.org/3105/
kommen lassen:-)
Ich denke auch man sollte das wenn eher von der humorigen Seite sehen. Woanders spricht man auch nicht gerade akzentfreies Deutsch und trotzdem bekommt man doch etwas mit von dem, was einem gesagt werden soll. Sind wir halt auch mal internäschnell :-)
@generation: Ich glaube nicht, dass es darum ging die Bahnmitarbeiter wirklich zu verlachen.
13. Mai 2006 um 17:46
Mal ne kurze Frage: Werden in München die Anschlusszüge nicht angesagt? Man kann die Hartnäckigsten erleben, die jeden Bummelbahn nach wo auch immer auf Englisch ansagen. Wenn schon, denn schon!
15. Mai 2006 um 12:29
Ob die Deutsche Bahn ihre Englisch-Lehrbücher wohl aus Japan bezieht?
23. August 2009 um 23:48
Aber hallo, man hat doch oft wirklich nix zu lachen in den Zügen. Man sitzt da, auf dem Sitz, man hört, der Zug käme zu spät. Man richt, des Nachbarn Achselschweiss. Hört, das Kind der Dame von hinten schrein.
Kurzum, das ist nicht gerade ein Vergnügen, zumal wenn die Fahrten so ca. 8 Stunden dauern.
Irgendjemand oder irgendwas muss her, mich aufheitern !!!
Dann sagt der werte Herr Zugführer/Zugführerin oftmals oben beschriebene Worte, und das in einem unbeschreiblichen Akzent !! Also, eine nette englische Begrüssung auf original sächsische, bayrische oder mit Ruhrpottslang angehauchte Sprache und schon habe ich richtig zu lachen :-) :-) :-) Ich finde, das gibt der DB doch erst Charakter ! Das ist Deuschland Leute !!
Ach wo, und das mit dem miesen Englisch macht euch mal da nicht in die Hosen, schon mal Philippinos Englisch sprechen gehört ? Finnen ? Schweden ? Esten und Russen kriegen das auch mit seehrrrr starrrkem Akzent hin.
Leute der DB, wenn ihr diese Zeilen lest, ihr seid nicht allein, falls einer von euch Hemmungen hat, Englisch zu sprechen von wegen Akzent, fahrt doch mal im Ausland mit und erlebt, dass man es dort auch nicht besser kann…