Making memories by food
Montag, 2. Juli 2012 um 8:23Umgehauen hat mich Nora Ephrons Büchlein Heartburn zwar nicht – anscheinend war sie als Drehbuchautorin und Regisseurin deutlich besser. Aber es stecken einige treffende Beobachtungen drin, vor allem über Essen – und mit Essen scheint sich die kürzlich und viel zu früh verstorbene Ephron ausgekannt zu haben: At the Table, Nora Ephron Knew Best.
In Heartburn erinnert sich die Erzählerin an verflossene Liebhaber anhand der Spuren, die sie in ihrer Ess- oder Kochweise hinterlassen haben. Und ich wusste sofort, was sie meinte. Da war W., von dem ich lernte, Käse mit Marmelade zu kombinieren, dessen Mutter mir Schwedenspeise nahebrachte. M. werde ich immer mit Aufläufen verbinden; kannte ich von Daheim gar nicht, waren sein Standardgericht. B. war Franke und brachte mir bei, ans Sauerkraut nicht nur Lorbeerblatt und Wacholderbeeren zu geben, sondern als Beilage zu fränkischen Bratwürsten immer auch eine Zehe Knoblauch. An Ex-Freunde, die nicht kochten oder wenig Interesse am Essen hatten, denke ich tatsächlich deutlich seltener.
Dass der Mitbewohner und ich über die vielen gemeinsamen Jahre auch eine gemeinsame Ess- und Trinkkultur entwickelt haben, versteht sich wahrscheinlich von selbst. Das begann mit dem gemeinsamen Erforschen von Cocktailrezepten zu Beginn unserer Zeit als Paar (es waren schließlich die frühen 90er), inklusive Aufbau einer brauchbaren Bar an Zutaten. Es setzte sich fort mit dem gegenseitigen Vorführen von Familienrezepten und von Reisen mitgebrachten Ideen, dazu kamen Kindheitsklassiker. Zusammen wiederum erkochten wir uns die verschiedenen Küchen des Vereinigten Königreichs, begeisterten uns an den Verwendungsmöglichkeiten von Nierentalg (suet), zogen die Gesichter lang nach Experimenten mit Lammnieren. Sollten wir uns je trennen, kann ich mir keinen Tag vorstellen, an dem ich nicht beim Kochen oder Essen an die gemeinsame Zeit denken müsste. (Oh mein Gott: Heißt das, dass wir uns nie trennen KÖNNEN?)
Dann wiederum hat dieser Mechanismus ja nicht zwingend mit einer Liebschaft zu tun; viele meiner Handgriffe in der Küche verbinde ich generell mit Erinnerungen an Menschen: Die Schwägerin, die eigentlich gar nicht gern kocht, mir aber ihren Familientrick weitergab, die Gurken für den Kartoffelsalat erst mal geschnitten zu salzen, um sie nach dem Wasserziehen auszuquetschen und dann erst zu den Kartoffeln zu geben. Freund M., der mir zeigte, dass man auch Frischhefe einfrieren kann (wird zwar nach dem Auftauen flüssig, behält aber alle Triebkraft). Und dann all die Kniffe, die mich Foodblogs lehrten!
So wird mit den Jahren das Hantieren mit Lebensmitteln eine einzige Assoziationskette aus Erinnerungen an Menschen und Erlebnisse – wie schön.
die Kaltmamsell10 Kommentare zu „Making memories by food“
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2. Juli 2012 um 8:56
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Genau!
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2. Juli 2012 um 9:02
Auch bei uns gings mit Cocktails los … Anfang der 90er. :-)
2. Juli 2012 um 10:10
Uneingeschränte Zustimmung zum letzten Satz: Kochen und Essen ist verwoben mit Menschen und Geschehnissen.
Mir fällt in dem Zusammenhang meine Großmutter ein, die hochbetagt noch zu sämtlichen Anekdoten beifügte, welche Schnittchen… es gab. Das war mir von der Gewichtung zu arg – vielleicht, weil es nicht um die Freude an einem guten Essen ging, sondern um ihre Rolle als Wirtin…
2. Juli 2012 um 10:42
Wie wahr, wie wahr … danke für den Denkanstoß, hatte ich noch nie drüber nachgedacht …
2. Juli 2012 um 12:31
Ach und übrigens freue ich mich, am Titel deiner derzeitigen Bettlektüre zu sehen, dass du kein Titelsnob bist!
2. Juli 2012 um 16:36
HA! @ilse: das Gleiche hab ich auch gedacht …
2. Juli 2012 um 18:17
Vielleicht amüsiert Sie “Ifeel bad about my neck”.
2. Juli 2012 um 23:23
Vielleicht amüsiert jemanden die letzte Zeile in diesemPost von 2008.
4. Juli 2012 um 18:42
Kennen Sie zum Thema Geschmackserinnerungen eigentlich das wunderbare Buch „Zungenglück und Gaumenqualen. Geschmackserinnerungen“ von Andreas Hartmann. Gibt’s nur noch antiquarisch, ist aber eine ganz dicke Empfehlung.
5. Juli 2012 um 8:50
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Gerne gelesen
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