Auszeitjournal Donnerstag, 16. August 2012 – interessierte Tiere
Freitag, 17. August 2012 um 9:08Der Mitbewohner hatte das Kommando über das gestrige Programm, und er hatte einen Besuch im Berliner Tierpark Friedrichsfelde beschlossen, also im ostberliner Zoo. Dorthin brach ich so auf:
Nach einer langen, langen Busfahrt marschierten wir zum Eingang am Friedrichsfelder Schloss. Bereits der Blick durchs Schlosstor machte mir klar, weshalb überall die ungewöhnliche Weitläufigkeit des Tierparkgeländes betont wird. Tatsächlich verbrachten wir einige Stunden in einem wundervollen großen Park, in dem an einigen Stellen sehr gepflegte und moderne Gehege, Tiergebäude und Volieren untergebracht waren. Waren es wirklich so wenige Besucher oder verliefen sie sich einfach auf der Fläche? Dieser Zoo ist halt der deutlich weniger populäre der beiden Berliner Tierparks. Damit erklärte ich mir auch, dass die Tiere fast ausnahmslos sehr interessiert an uns waren. Vom Münchner Zoo mit seinen Besuchermassen bin ich gewohnt, dass die Tiere die Menschen ignorieren, meist mit einer deutlichen Stumpfheit im Blick. Doch hier kamen auffallend viele Tiere zu uns, der im entlegensten Gehege untergebrachte Vielfraß (wir waren auf dem Weg zu ihm minutenlang niemandem begegnet) galoppierte sofort an den Zaun, um hindurch ausführlich Witterung aufzunehmen (oder er wollte uns halt doch fressen). Die beiden Kolkraben dahinter kamen von ihrem Hochsitz heruntergeflattert und beäugten uns noch ausführlicher.
Weitere Erlebnisse dieses Besuchs:
– Gleich dem Schloss gegenüber liegen und stehen Pelikane herum. Mitten auf dem Fußweg und auf Brückchen. Das überforderte mich eine Zeit lang.
– Schwäne können Schluckauf haben. Zumindest hörte und sah ich den Singschwan, der sich zwischen den Pelikanen niedergelassen hatte, deutlich schluckaufen.
– Ein Lehrpfad zu Vogelkästen und -futterplätzen mit Beispielen.
– Der eine der beiden Eisbären, der sich im Wasser ausgiebig mit einem Stück Baumstamm vergnügte. Tauchte, schwamm, das Holzstück vor sich her schubste, herumrollte, rückenschwimmend auf dem Bauch festhielt. Der andere Eisbär, den er immer wieder zum Mitmachen aufzufordern schien, der mir darob reichlich genervt vorkam.
– Die vielen, vielen Tiere, von denen ich noch nie gehört hatte, darunter ein langbeiniger Vogel namens Sekretär, der wie eine Art Wolpertinger zusammengeflickt schien. Oder glänzend rosa-orange riesige Greifvögel (Bartgeier).
– Die Brocken rohen Fleischs am Knochen in der großen Geier-Voliere, über die sich die wilden Stare und Spatzen hermachten.
– Afrikanische Elefanten UND indische – wobei die indischen lebhafter waren, außerdem zwei Elefantenbabys zu bieten hatten, nicht mal vier Monate alt.
– Im Vari-Garten (betretbar) nicht nur rote, sondern auch schwarz-weiße Varis.
– Zum ersten Mal Seekühe gesehen, völlig unwirklich wirkende Riesenschläuche mit Spachtelschwanz.
– Uhus, viele, viele Uhus.
– Die Kattas als einzige Art auf einer kleineren Fläche untergebracht als im Münchner Tierpark Hellabrunn.
– Die Raben, die nicht zur KRA machten, sondern einander auch anklickten und -glucksten.
Herumliegende Pelikane
Der Mitbewohner erwischte den spielenden Eisbär am besten.
Elefantenbaby
Schwarzweißer Vari
Bartgeier
Neugieriger Wolverine
§
In der letzten Stunde des Zoobesuches war ich sehr froh um den Schirm, auf dem der Mitbewohner bestanden hatte: Vorhersagengemäß begann es zu regnen, wurde auch sehr kühl.
Zum Abendessen hatte der Mitbewohner das E.T.A. Hoffmann ausgesucht. Wir aßen dort sehr gut. Ich hatte mutig einen Elsässer Gewürztraminer dazu ausgesucht, der sich als Volltreffer herausstellte. Er war aromatisch, aber nicht süß und passte sogar zur Jakobsmuschel, genauer zum Curryquinoa dazu.
Bilder des Abends reiche ich vielleicht noch nach.
13 Kommentare zu „Auszeitjournal Donnerstag, 16. August 2012 – interessierte Tiere“
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17. August 2012 um 9:57
Nie vergessen werde ich die Orang-Utan-Dame im Freigehege, die unserem Gespräch zu lauschen schien, das darin bestand, dass ich viel Menschliches in Menschenaffen sehe und der bEdW meinte, ich interpretiere da etwas hinein, das seien einfach intelligente Tiere etc. Währendessen pflückte die OU-Dame Gras, schaute immer wieder skeptisch zu uns und bewarf schlussendlich den bEdW mit dem gepflückten Grasbüschel. Meine Reaktion können Sie sich vorstellen…
17. August 2012 um 10:01
Ich geh ja nicht so oft in den Zoo, dafür umso lieber in Aquarien, aber auch da ist es schwer, wirklich schöne zu finden (Chicago und Monterey waren klasse, aber das ist natürlich auch ne Ecke weit weg).
Ich kann aber den Zoo in Gelsenkirchen sehr empfehlen, da war sogar der Mann begeistert. Die Gehege sind sehr schön und groß, die Rundgänge sehr weitläufig, und es ist nach Themen gegliedert, man kann also den Alaska-Rundgang machen, oder den für Afrika oder den für Asien. Mehr als zwei Welten schafft man aber kaum an einem Nachmittag.
Also, sollte es einen mal ins Ruhrgebiet verschlagen, ich bin für einen Zoobesuch immer zu haben.
17. August 2012 um 10:42
Die Präferenzen scheinen hier deutlich daran zu hängen, wie man groß geworden ist: bei ehemaligen DDR-BürgerInnen ist der Tierpark deutlich beliebter. Westberliner und nicht zuletzt Touristen gelangen selten in diese schon sehr östlichen Gefilde der Stadt. Dabei ist der Zoo in der (West-)Stadtmitte schon auf Grund dieser Lage zwar extrem gedrängt, seine Bedeutung für die Identifikation mit der Stadt – statt hauptsächliche Funktion als Unterhaltungsort fürs Stadtkind – geht aber über alles hinaus, was ich je erlebt habe. Es macht Spaß Ihre Berichte über die geliebte Wahlheimat mit den Augen der Besucherin zu lesen.
17. August 2012 um 11:22
Traenen in den Augen ob des letzten Absatzes.
17. August 2012 um 11:34
Aus Freude, Rührung, Trauer oder Zorn, Hande?
17. August 2012 um 13:19
Ja, der Tierpark ist schön. Nur der Adler am Eingang tut mir jedes mal leid. Viel Spaß noch in der nahen großen Stadt.
17. August 2012 um 14:37
@Anne Was ist mit dem Aquazoo in Düsseldorf? Der ist doch ganz nett, oder?
17. August 2012 um 14:48
Nach Berlin müßte ich auch mal wieder!
Und nach deiner letzten Auszeit-Werbung reizt mich auch München!
17. August 2012 um 15:04
Ach, von dem Zoo darf man noch Fotos veröffentlichen? Beim Leipziger Zoo findet sich seit geraumer Zeit folgender netter Hinweis, Punkt 9:
http://www.zoo-leipzig.de/zoo-ordnung/
Man darf keine Fotos ohne Zustimmung mehr veröffentlichen ^^
17. August 2012 um 15:49
Wunderschön ist auch der botanische Garten in Berlin, U-Bahn-Haltestelle Dahlem-Dorf, wenn ich mich recht erinnere. Die haben da noch eine ziemlich alte Chimäre, also einen gepfropften Apfelbaum, bei dem der untere Teil, der eigentlich nur die robuste Unterlage bilden soll, weitergewachsen ist. Ich war mal im Mai dort und durfte auf diesem Baum zwei vollkommen unterschiedliche Apfelblütenarten bewundern. Das Gelände ist weitläufig und vielfältig, also am besten einen ganzen Tag einplanen, wenn möglich.
17. August 2012 um 16:40
Die Geschichte ist großartig, Julia!
Gelsenkirchen, Anne, liegt derzeit nicht gerade auf meinen Wegen, werde ich mir aber merken.
Vielleicht hatte man mittlerweile Erbarmen mit dem Adler, Miest: Wir haben keinen
Auf der Website und in den Tierparkregeln habe ich nichts dazu gefunden, Usul (selbstverständlich vorher gecheckt). Da auch der Tierpark Hellabrunn lediglich das Fotografieren regelt (privat erlaubt, gewerblich vorher fragen), nahm ich die Abwesenheit eines Verbots im Berliner Tierpark als Zeichen.
17. August 2012 um 16:58
Stehen da am Eingang des Tierparks nicht Tiere aus Porzellan herum? Ich habe nur noch sehr wage Erinnerungen daran. Und außerdem möchte ich Sie an Ihre Chronistenpflicht erinnern , indem Sie die Essensbilder bitte nachreichen.
18. August 2012 um 15:44
Freude und Ruehrung, natuerlich!