Auszeitjournal Sonntag, 16. September 2012 – Isarverwandtschaft

Montag, 17. September 2012 um 8:15

Das Wetter war so schön wie angekündigt, ideales Wanderwetter. Es drängte mich sehr nach draußen, und so fuhren der Mitbewohner und ich zu einer Verwandten meiner geliebten Isar: zur Loisach (die Strecke waren wir letztes Jahr schon mal gelaufen).

Ich genoss die Strecke sehr – Sie merken vielleicht, dass ich mich immer noch um die genaue Bezeichnung drücke: Sind zwölf Kilometer durch Wälder, Dörfer, Felder in robusten Straßenschuhen und ohne Rucksack oder Proviant schon eine Wanderung? Hier in den Kommentaren gab es kein Ergebnis.

Der Wald war noch spätsommerlich grün, kaum ein Blatt hatte sich verfärbt, das Sonnenlicht schien Muster auf den Waldboden, Apfel- und Birnbäume hingen voller Früchte, grasende Jungbullen ließen sich ausführlich auf der Weide betrachten, ich sah die ersten Herbstzeitlosen der Saison, bemerkte, dass nun auch die Schwalben fort sind (die Mauersegler waren ja schon Ende Juli verschwunden), in Wolfratshausen fanden wir dann doch noch einen Biergarten an der Loisach, in dem wir mit einer Radlerhalben Pause machen konnten. Obwohl die Temperaturen wirklich nicht zum Baden waren, sahen wir am Ickinger Wehr sogar wieder einen Surfer.

Auch auf ein Rätsel stießen wir: Auf den Waldwegen, entlang der Loisach und der Isar begegneten wir immer wieder einem blauen Kabel, quer durch den Wald und die Wege entlang, das an einigen Stellen mit Metallstangen über den Fluss geleitet wurde. Was war das nur?

Da wir bei unserer Heimkehr um sechs sehr hungrig waren, machten wir uns gleich ans Abendbrot – ein hervorragender Trick, um sich über das bereits herbstlich frühe Dunkelwerden hinweg zu täuschen.

Die halbe Flasche Hannes Reeh hatten wir übrig gelassen, auch um zu probieren, ob ausreichend Luft ihn weicher macht. Keine Chance: Der Zweigelt schmeckt derart rass mit brüllenden Tanninen, dass er entweder noch das eine oder andere Jahrzehnt Lagerung braucht, oder zum Einlegen von Sauerbraten gedacht ist.

die Kaltmamsell

11 Kommentare zu „Auszeitjournal Sonntag, 16. September 2012 – Isarverwandtschaft“

  1. Norman meint:

    Die SWM suchen nach neuen Erdwärmequellen im gesamten Münchner Raum. Das Projekt läuft schon eine Weile. (http://www.swm.de/privatkunden/unternehmen/energieerzeugung/erzeugungsanlagen/geothermie/seismik-messungen.html)

  2. Sebastian meint:

    Vielleicht eine Pilgerreise, schon wegen der rituellen Wiederholung? Auf jeden Fall sehr schön.

    Das blaue Kabel ist vielleicht das ländliche Pendant zur orangen Großstadtversion von dem hier (nein, AZ, auch wenn Du rot bist, die waren orange):
    http://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.warum-der-boden-vibriert-raetelhafte-rote-kabel-ruettel-alarm-in-muenchen.9720c432-3a81-48ab-9f32-5509397b4fd0.html

    Ich hatte darin ein Kunstinstallation gesehen, denn so wie die sich vom Giesinger Berg herab über die Wittelsbacher bis zur Kapuziner schlängelten und tackerten, an jeder Kreuzung ein anderes Trafobjekt, mit Holzbrettern, Mehrfachsteckdosen und was sonst grad da war vertaped, mit Latten und Mästen über Straßen geschwungen – ein indischer Künstler, der das Internet mit den Beständen vom Giesinger Bauhof nachbaut?

  3. padrone meint:

    Tannine weich und eingebunden – bei “meinem” 2009er….

  4. die Kaltmamsell meint:

    Der 2010er, padrone, auf den sich Reeh damals freute, scheint eine komplett andere Nummer geworden zu sein.

  5. Anna meint:

    Gemäß der internationale Wanderverordnung für Wanderungen im Bayerischen Hoch- Voralpen- und Tiefland zählt jede in geschlossenen Schuhen durchgeführte Wegabsolvierung mit Genuss einer Radlerhalben ganz eindeutig als Wanderung. Hierzu bedarf es weder der Mammuttjacke noch des Bergschuhs. Wo gingen wir denn da hin?

  6. die Kaltmamsell meint:

    Vielen Dank, Norman! (Meine Leser sind die besten.) Das ist ja hochspannend! (-vibrierend)
    Hatte an vielen Stellen wirklich etwas Künstlerisches, Sebastian.

    Na also, Anna, endlich mal jemand mit Sachkunde (meine Leserinnen sind die besten) – danke! Und auf viele weitere Wanderungen in echter Kleidung.

  7. montez meint:

    Heho, ich hab die gleiche tolle Jacke! Ich finde, man wanderspaziert gut darin.
    Schönes Spätsommerlicht.
    Am Bodensee gibt es schon ein paar bunte Blätter.

  8. Angel meint:

    Bezüglich Wandern: Definitionssache :-)

    Wer Spazierengehen langweilig findet, geht halt Wandern. Wem Wandern zu anstrengend ist, geht ein wenig Spazieren, Höhen- und Kilometer variieren nach Lust und Kondition.

    @Anna: Nö, die Sache mit den Schuhe ist keineswegs festgelegt, schliesslich gibt’s auch Barfuss-Wandern (und Nackt-Wandern, womit dann auch das mit der Kleidung recht undefiniert wird).

    Und bei unserer Familie gehört kein Radler hinten an die Wanderung dran, sondern Kaffee und Kuchen. Immer schon. Damit wär jetzt alles wieder offen …

  9. stedtenhopp meint:

    oooch, gar kein Foto der grasenden Jungbullen?

  10. stedtenhopp meint:

    ******************KOMMENTAROMAT**********************

    Gerne gelesen

    *******************************************************

  11. typ.o meint:

    Das nächste Mal gerne detaillierte Fotos solcher Installationen, die Kiste auf dem Boden mal umdrehen und drunterknipsen, mal einen Stecker rausnehmen und Anschluß knipsen, was man eben so macht ;)

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