Auszeitjournal Sonntag, 28. Oktober 2012 – zu früher Winter

Montag, 29. Oktober 2012 um 7:51

Nein, nicht schön. Für mich haben verschneite Bäume, die noch die Hälfte ihrer Blätter tragen, etwas Postapokalyptisches (die Kastanie rechts war ja schon im August kahl).

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Sehr schöne Reportage über eine ganz junge Bäckerin in Niederösterreich: “Denise Pölzelbauer“. Eine junge Frau betreibt die Familienbäckerei in vierter Generation mit traditionellen Backmethoden. (via @baeckersuepke)

Allerdings hätte mich zudem interessiert, warum Frau Pölzelbauer ihre Bäckerei online mit erotischen Fotos von sich präsentiert.

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Gestern hatte ich ja nicht mehr frei, sondern Termine. So war in meinem kleinen Verdienstprojekt etwas abzuarbeiten (ging gut voran), außerdem wollte ich zum Krafttraining. Da mir beim Sitzen im nur halb beheizbaren Wohnzimmer einfach nicht recht warm werden wollte, hatte ich gar nichts gegen ein Radeln dorthin.

Klappte nur halb. Draußen war es gar nicht schlimm kalt, die Bewegung wärmte mich. Aber zurück daheim bekam ich das Wohnzimmer einfach nicht über 18 Grad. Das Ergebnis: Ich saß in dickem Wollpulli, mit zwei Paar Socken und einer Decke über den Knien im Sessel (und musste sehr an meine polnische Oma selig denken, die bei einer Begegnung im Winter immer als erstes fragte: “Haste warm?”).

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Weiterer Programmpunkt: Den Großteil der Äpfel aus Elterns Eigenernte zu Kompott kochen. Die Boskopäpfel dufteten schon beim Schälen, und das Einkochen parfümierte die ganze Wohnung.

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Den zweiten Film aus der Stadtbücherei angeschaut: Invictus. Hmja, Matt Damon mit südafrikanischem Akzent und mit würfelförmig trainierter Rugby-Figur war ganz interessant, außerdem habe ich jetzt auch mal ein paar Minuten Rugby gesehen. Aber insgesamt ist der Film dann doch das pathetische Stück, das ich bei diesem Thema fast befürchtet hatte.

die Kaltmamsell

21 Kommentare zu „Auszeitjournal Sonntag, 28. Oktober 2012 – zu früher Winter“

  1. Julia meint:

    wahrscheinlich verdient die arme bäckerin so wenig, dass sie sich nur hängerchen leisten kann, die zudem zu groß sind und ständig von der schulter rutschen. deshalb guckt sie auch so trotzig (oder soll das lasziv sein?). immerhin wird sie heute auf ihrer website viele klicks bekommen nach dem teaser in ihrem text. dann kaufen vielleicht mehr leute ihre brötchen und sie kann sich was ordentliches zum anziehen leisten. himmelherrgott!!

  2. die Kaltmamsell meint:

    Ich wollte nicht lästern, Julia. Mich hätte der Grund dafür wirklich interessiert, nachdem Denise Pölzelbauer in dem Film so reflektiert und sympathisch wirkt: Was hat zu diesem Entschluss geführt? Gehörte das zu den erwähnten Punkten, in denen ihr Großvater anderer Meinung war und sie sich durchsetzte? Hat das vielleicht mit der Ausrichtung der Bäckerei auf die fünf Elemente zu tun?

  3. Schnick Schnack Schnuck meint:

    Anständiger Schal – da haste aber warm!

  4. nv meint:

    Oha, erotische Fotos, ich hoffte, da räkelte sich jemand halbnackt im Mehl. Aber so kommts mir vor wie eine klassische Fotografenidee, “die moderne Frau” zu inszenieren: Sexy (nackte Schulter) aber stark (Boots), erfolgreich aber feminin usw. Vielleicht wars wirklich für ein Magazin, die Fotos und Kleider sehen ja hochwertig aus.
    Was ich eigentlich sagen wollte: “Haste warm?” – Herrlich

  5. padrone meint:

    Das schöne am Handwerk, am kleinen Betrieb ist (gerade auch) die Individualität. Der Mensch dahinter. Frau Pölzelbauer sieht sich so, will (auch) so wahrgenommen werden, ist so. Nicht mehr, nicht weniger. Ich bin damit vollauf einverstanden.

  6. Montez meint:

    Nein, nicht schön. Und für die Bauern und Waldbesitzenden eine Katastrophe. Gestern auf dem Weg zur Reichenau sind wir an unzähligen dick behangenen Apfelplantagen vorbei gekommen. Keine Ahnung, ob man mit einmal tiefgefrorenen Äpfeln noch irgend etwas anfangen kann. Und hier bricht auch alles zusammen.

  7. Julia meint:

    @padrone Ich bezweifle, dass der Wunsch (?) nach dieser Art der Darstellung tatsächlich alleine auf ihren Mist gewachsen ist. Und wenn, muss man sich wie die Kaltmamsell fragen: Warum? Und das meine ich ganz ernst. Denn dadurch wird die Website doch einfach nur unfreiwillig komisch…

  8. barbara meint:

    erotische fotos sind das nicht.
    unfreiwillig komisch finde ich es auch nicht. allerdings kapiere ich auch nicht das konzept, eine modestrecke in die homepage einzubauen.
    das sind auch keine billigklamotten, eher so paul harnden stil.
    hat vielleicht frau song aus wien hand angelegt.

  9. kid37 meint:

    Wien ist erotisch, da hilft ja nun nix. Ich weiß auch nicht, ob das Experiment mit den Fotos wirklich gelungen ist, es paßt in gewisser Weise aber zur sehr persönlichen Anmutung des Geschäfts (“Denise”, nicht “Pölzbauer”). Lieber so als die x-ten Krawatte-Anzug-Daumen-hoch-Gegrinse-Symbolbilder von Männergeschäften. Bei Denise weiß ich nun, die backt mit Liebe und Hingabe und irgendwie sinnlich. So will ich mein Brot.

  10. Nathalie meint:

    Also erotisch ist das für mich auch nicht.

    Sie will aber über den Weg über ihre Person Ware verkaufen. Diskussion hatte ich kürzlich bzgl. meines eigenen Werbeauftritts auch: Verkaufe ich meine Dienstleistung oder verkaufe ich mich, die eine Dienstleistung ausführt? Je nachdem sieht die Broschüre völlig anders aus.
    Sie verkaufte sich selbst – das stört mich aber bei einer Bäckerin. Da würde ich doch lieber die Backwaren sehen.

  11. barbara meint:

    vielleicht ein sarah wiener effekt ?
    allerdings ist diese wirklich nur model das kochen spielt.
    bei denise scheint ja echtes können vorhanden zu sein.

  12. Ulla meint:

    Schönes Bäckervideo, finde die Frau sehr sympathisch!
    Habe übrigens wegen dem Wintereinbruch den Gewürzkuchen nachgebacken. Ist gelungen und duftet schon lecker, probiert wird später!

  13. Sebastian meint:

    Eigentlich alles gesagt – keine erotische Fotos, vielleicht Modestrecke, die hier mit genutzt wurde (sehr wienerisch und mittelständisch). Vielleicht einfach Lust drauf gehabt und jemanden dafür gehabt? Auf jeden Fall persönlich, genau. Und schöne Semmeln zeigen heißt ja noch lang nicht, dass sie gut sind. Und das gute Handwerkzeug sieht man ja auch.

    Ach wisst’s was, ich frag mal…

  14. Kittykoma meint:

    Das ist eine Modestrecke, da stimme ich Sebastian zu. Die hat der jungen Dame wahrscheinlich gefallen. Und da sie sonst meist in der Arbeitskluft unterwegs ist, hat sie diese integriert.
    Wir sind von unseren white collar-Jobs einen bißchen verwöhnt. Als ich Landarbeiterin war, habe ich jede Geegenheit genutzt, schöne Kleider zu tragen.

  15. Mary meint:

    Möchten Sie vielleicht das Rezept vom Apfelkompott posten? Habe von meinen Eltern einen Sack Bodensee-Äpfel bekomme… Von vor dem Frost.
    Und Kompott würde sich sehr gut machen!

  16. Sebastian meint:

    Da schau her:
    http://esszimmer.wordpress.com/2011/07/02/steinofen

    Und die Bilder macht er:
    http://www.petermayr.com/portrait/

  17. Helmut meint:

    Ohje: Ich lese da was “traditionelle chinesische Medizin” eigentlich sind sie doch kein Anhänger von Eso-Lebensmitteln?
    Einfach gutes Brot zu backen reicht heute wohl nicht mehr.

  18. Alice meint:

    @Helmut
    Nein, langt heute nicht mehr. Die Zielgruppe, die dafür ein wenig mehr ausgeben will, will auch ihre Distinktion voll ausleben.

  19. Tine meint:

    Den Film fand ich sehr ansprechend und auch die Bäckerin sehr sympathisch. Wäre ich aber auf die Homepage ohne den Film gestossen, hätte ich es sehr, sehr befremdlich gefunden. Jetzt bin ich zwiegespalten. Ich find’s vor allem rätselhaft.

  20. twitter meint:

    Ich vermute, Frau Pölzbauer hat sich durch ihre Werbeagentur überreden lassen. So richtig glücklich sieht sie mir auf den Bildern nämlich nicht aus.

  21. die Kaltmamsell meint:

    Ach, das Apfelkompott, Mary, hat kein echtes Rezept:
    Einen großen Topf Äpfel schälen und kleinschneiden, mit einem Schwupp Apfelsaft, einer Zimtstange, Saft einer Zitrone, ein paar Esslöffeln Zucker zu Kochen bringen. Unter hin und wieder Rühren köcheln, bis gewünschte Konsistenz erreicht – fertig.

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