Englandurlaub 2006 – Tag 5

Mittwoch, 16. August 2006 um 19:36

Mir geht immer noch im Kopf herum, dass die englische Küche ein niedrigeres Basisniveau haben soll als die deutsche. Vielleicht, so denke ich mir, sollte ich nachfragen, was da konkret miteinander verglichen wird. Die „Heiße-Hexe“-Bewirtung in manchem deutschen Pilslokal kann ja wohl nicht mit im Spiel sein. Oder die tagelang warm gehaltenen Schaschlik im Tennis-Vereinslokal. Zugegeben: Die meisten englischen Dorf-Pubs gehören mittlerweile Brauerei-Ketten und haben alle dieselbe Speisekarte. Die weist zwar interessante englische Spezialitäten wie Bangers and Mash auf (die große Portion serviert in a giant Yorkshire Pudding), nur dass ich exakt dieselbe Speisekarte in exakt diesem Design in zwei weiteren Pubs gesehen habe – Systemgastronomie. Dann wiederum fällt mir ein, wie viele Dorf-Wirtschaften im durchschnittlichen Oberbayern inzwischen Italiener oder Griechen sind, oft von fragwürdigem Niveau. Diese werden vermutlich auch nicht zum Vergleich zugelassen. Ich recherchiere weiter.

Am fünften Urlaubstag sind wir auf jeden Fall dort zum Essen hingegangen, wo die Einheimischen hingehen, und zwar die schon länger Einheimischen: in ein Fish&Chips-Lokal.

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Ich ließ mir ein großes Stück Kabeljau mit Salat kommen. (Die Panade betrachte ich bei dieser Sorte Fischgericht derzeit als reines safterhaltendes Werkzeug, wie Pergamentpapier oder Alufolie. Ich esse sie nicht mit.)

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Mein Begleiter ging dahin, wo’s weh tut: Steak and kidney pudding with chips and mushy peas. In einer Hülle aus salzigem Mürbteig (unbedingt mit Nierenfett hergestellt) wurden Rindfleischwürfel und Nierenstückchen in einer Soße gedämpft, die würzig nach Woucestersoße schmeckt. Die mushy peas sind eigentlich typisch für Nordengland: ein Pürree aus getrockneten Erbsen. Ich mag das sehr gern. Nun kann ich mir vorstellen, dass einem empfindlicheren Deutschen dieses Gericht als solches nicht schmeckt; aber das sollte man nicht der englischen Küche vorwerfen.

die Kaltmamsell

8 Kommentare zu „Englandurlaub 2006 – Tag 5“

  1. creezy meint:

    Sicher das Gericht Nr. 2 nicht aus der Hundefutterdose stammt?

    Und was das Brandmarken der englischen Küche anbelangt, das hält sich wohl wie der Kommafehler im Spinat. Es gibt auch ganz schreckliche Restaurants in Frankreich …

  2. Jörg meint:

    Mushy peas mag ich auch ganz gerne. Englische Pommes und Steak auch. Nur das Kidney-Zeug geht mir an die Nieren. Wird mal wieder Zeit für eine Dienstreise nach UK.

  3. Nachtgedanken meint:

    Toad-in-the-hole oder neeps and tatties lese ich auch immer gerne auf Speisekarten. Am liebsten esse ich aber ein Sandwich mit Coronation Chicken. Und ich liebe Mushy Peas.

  4. croco meint:

    Der Engländer an sich weiß noch etwas, was wir vergessen haben: alles muss weg! Wir packen verschämt die Tierteile, die nicht Schnitzel oder Lendchen ergeben, in die Wurst. Ich weiß, man gilt schnell als Barbare, aber ich liebe Nierchen, saures Herz und gebratene Leber.

  5. Henriette meint:

    Sie schwächeln vereinzelt ein bisschen beim Würzen. Aber im Grossen und Ganzen habe ich an der hiesigen Küche nicht viel auszusetzten. Gut, die eine oder andere Spezialität wie “steak and kidney pie” verkneife ich mir und auch die meisten englischen sausages finde ich nicht wirklich lecker, zumal sie eine komische, cremige texture haben. Aber das war’s auch schon.

  6. Sebastian meint:

    Also, die meisten der oben genannten und gezeigten Schweinereien mag ich sehr. Mit niedrigerer Basisküche meine ich eigentlich die zu Hause in England, die in der Mehrheit weder von Waitrose noch von Selfridges bestückt wird und wo man nicht nach Food & Travel oder Nigella Lawson kocht. Aber da ist meine Erfahrung etwas veraltet und speist sich jetzt eher aus den Blicken in die Einkaufswägen und Küchen Australiens (von wo viele der Köche in der zweiten Reihe von Londons Trendlokalen kommen). Die Kommentare hier aus England klingen anders, daher bin ich gespannt auf weitere Recherche. Denn die tiefe Neugier nach fremdem Essen, den Stolz auf die eigenen Produkte, die Unbekümmertheit am Herd, tolle Kochsendungen im Hauptabendprogramm, jede Woche eine Zeitungsbeilage nur übers Essen in meiner Stadt und eine Weinkolumne selbst in Regionalblättern – das hätte ich hier auch gerne.

  7. Wolf meint:

    Also wenn an einer Lokalität in Berlin und Umgebung ein Schild «Deutsche Küche» angebracht ist, das ist dann nicht als Werbung, vielmehr als Warnung zu verstehen. Schlimmer ist es in UK nicht, fettiger auch nicht. Aber ich geh’ in Berlin dort nicht essen, also verkneife ich mir in UK auch so manches Etablissement. Und ja, ich habe schon ganz grauenhaft in Frankreich gegessen. Also was soll’s: überall gibt es sone und sone.

  8. Hektor Pascal meint:

    Also, die ohne Panade sind Fish&Chips doch nicht komplett ! Unbeding mitessen ! Cheers Hek

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