Fingergedächtnis
Donnerstag, 7. März 2013 um 13:15Dass ich es jemals schaffen werde, mein Strickzeug project zu nennen, bezweifle ich. Doch in meinem grippal infizierten Dunst stellt sich Stricken als angenehmer Zeitvertreib heraus: Einfarbiges Zopfeln fordert mir nur wenig Konzentration ab, ich kann meine Gedanken fliegen lassen und finde spannend, wie sich das Strickstück entwickelt. Meine Finger erinnern sich an mehr Kniffe und Tricks meiner Hochstrickzeit vor 20 Jahren als mein Hirn; inzwischen lasse ich zuversichtlich eine Masche auch vier Reihen nach unten fallen, wenn ich dort einen Fehler entdeckt habe: Meine Finger wissen schon, wie sie diese Masche korrigiert wieder hoch holen. Auch ohne Häkelnadel.
Und mir fallen vergangene Strickstücke ein, die ich mir in jungen Jahren ausdachte. Irgendwann vor 10, 15 Jahren habe ich wohl fast alle davon ausgemistet und zu meiner Mutter geschafft. Und auch sie hat mittlerweile alle weggegeben.
Doch da war zum Beispiel dieser Sommerpulli aus schwerem, senfgelbem Bändchengarn, Grundmuster glatt links, in der Mitte ein Doppelzopf, aus dem ein V-Ausschnitt wurde, Vorder- und Rückteil in einem Stück gestrickt. Eigentlich ärmellos, die Schulterteile fielen durch den tiefen V-Ausschnitt über die Schulter, an die Ärmelseiten hatte ich im Hochstricken ebenfalls einen einfachen Zopf angeschlossen (die wenigen Momente im Leben, in denen ich wünsche, ich könnte zeichnen). Damals hatte der Pulli nicht perfekt gesessen, weil ich den Rückenausschnitt so tief wie den vorderen gemacht hatte. Ich glaube, den Pulli stricke ich einfach nochmal, mit verbessertem Rückenausschnitt (vielleicht zusätzlich ein hübsches Querbändel über den Nacken?). Bändchengarn aus reiner Baumwolle wird es doch heute auch noch geben?
9 Kommentare zu „Fingergedächtnis“
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7. März 2013 um 14:22
Hört sich nach einem guten Plan an, und ja Bändchengarn gibt’s immer noch, wenn auch seltener als früher (ich mags nicht weil ich nie weiss wie ich beim vernähen die Enden sichern soll) .
Dann erwarte ich gespannt die weitere Berichterstattung ob es auch nach der Gesundung nich dich Chance hat ein project zu werden und nicht etwas zum UFO mutiert ;-))
Was wird denn das aktuelle Strickstück wenn’s fertig ist?!
7. März 2013 um 18:39
Das wird doch nochmal ein Winterpulli, antje; im Bild ein Ärmelanfang.
7. März 2013 um 21:15
Ja, diese früh eingeübten Fertigkeiten verliert man fast nie. Wie das Fahrradfahren oder eben auch das Stricken. Der Beginn meiner Bloggerkarriere hängt sogar mit dem Stricken zusammen. Damals waren die Sockenblogs das was heute die Foodblogs sind und ich habe mich herausgefordert gefühlt. Und Socken gestrickt. Dabei ging mir die Ferse so leicht von der Hand wie in den Zeiten von Fräulein Bührmeiers Handarbeitsunterricht. Beweis: http://siebensachen.twoday.net/stories/1582678/
7. März 2013 um 22:07
Vor Sockenstrickerinnen habe ich immer noch einen Heidenrespekt, waltraut.
7. März 2013 um 23:06
ja, die 80er. inzwischen sind bis auf die socken alle strickstücke in irgendwelchen altkleidersammlungen verschwunden, aber so eindurch zopf geteiltes oberteil musste damals einfach sein, meins war zweifarbig :-) wenn man kein bändchengarn mehr findet, einfach alte tshirts in dünne streifen schneiden, oder schnell wieder gesund werden.
8. März 2013 um 9:29
Bändchengarn in reiner Baumwolle gibt es immer noch, in vielen Farben.
Mein letztes war in Sonnengelb und wurde ein einfaches Sommertop, glatt gestrickt mit Satinbandträgern. Für die ungeduldigen unter uns: mit einer 10er Nadel.
8. März 2013 um 9:57
Ich würde zu gerne ausprobieren, ob sich die Erinnerung in den Fingern auch auf das Klavierspielen erstreckt. Von 8-14 Jahren habe ich regelmäßig und zum Teil sehr lange Klavier gespielt, hatte Unterricht usw. Bis ich pubertierend viele andere Interessen entdeckt habe. Aber reizend täte es mich ja schon. Nur: Wenn ich vor einem Klavier stehe, kann ich mir nicht im Traum vorstellen, dass ich darauf mal gespielt habe bzw. wieder spielen könnte…
8. März 2013 um 13:10
Im Spätherbst habe ich nach Jahren mal wieder das Nadelspiel zur Hand genommen und für die Lütte Socken fabriziert: Ging besser, als ich dachte. Und gehöre auch mit zu denjenigen, bei denen sich der Kopf umso besser entspannen kann, je komplizierter die Finger arbeiten.
8. März 2013 um 20:33
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Oder auch das Wolladiho http://wolladiho.de/
Ich denke, in einem der beiden Läden sollten Sie fündig werden.
Und ja, stricken ist was wunderbar entspannendes – es wird nicht umsonst mittlerweile Yoga für die Hände genannt. ;o)