Die wirklich bohrenden Fragen

Mittwoch, 25. Oktober 2006 um 12:59

Sie kennen vielleicht folgendes Herbstlied:
Bunt sind schohon die Wälder,
gelb die Stohoppelfelder
und der Heherbst beginnt.

Diese melancholische Weise singt mein Hirn immer, wenn ich herbstbunte Bäume sehe. Nur: Ich habe noch nie gelbe Stoppelfelder und bunte Bäume zeitgleich erlebt. In Bayern wird das Getreide viele Wochen vor der Sichtung des ersten bunten Blattes geerntet. Wenn die Bäume erbunten, sind die Stoppelfelder entweder braun im Prozess der Kompostierung oder bereits wieder frisch ergrünt mit der nächsten Pflanzgeneration (Stickstoffpflanzen). Und so frage ich mich: Kommt das Lied aus einer Gegend, in der beide Ereignisse zusammenfallen? Oder hat sich der Ernte- / Pflanzzyklus in der Landwirtschaft seit Erdichtung des Liedes um Monate verschoben?

Ähnliche Fragen bei Lisa und Croco.

die Kaltmamsell

9 Kommentare zu „Die wirklich bohrenden Fragen“

  1. creezy meint:

    Hm, naja so’n paar späte Sonnenblumen blühen jetzt schon noch – und die dann auf’s Feld gesetzt …

    Aber generell glaube ich haben die Texter das früher mit der Realität auch nicht so ganz genau genommen. Es gibt so ein paar Weihnachtslieder, die stimmen ja auch hinten und vorne nicht …

  2. croco meint:

    Ja, genau! Das ist tatsächlich ein sehr fragwürdiges Lied.Vermutlich wurde es nicht von einem Landmann gedichtet, sondern von einem der Romantik verfallenen und damit mit getrübtem Blick behafteten Stadtbewohner.

  3. Hans-Georg meint:

    Da bin ich baff – die gleichen Gedanken gingen mir vor ein paar Tagen auch durch den Kopf, nur bin ich leider nicht auf die Idee gekommen, darüber in meinem Blog zu schreiben.

  4. croco meint:

    Nein, wer hätte das gedacht…..
    http://gedichte.xbib.de/Busch_gedicht_Herbstlied.htm

  5. L9 meint:

    Definitiv eine interessante Frage… Wobei, (Croco – ich bin auch Stadtmenschin) mir wärs nie aufgefallen.

  6. Tim meint:

    Das Getreide wurde später geerntet. Heute muss der Winterweizen schon im September in die Erde und wird im Sommer geerntet. Ähnlich der Winterroggen. Zur Zeit von Wilhelm Busch gab es noch keinen Kunstdünger. Man praktizierte Dreifelderwirtschaft , bei der man im ersten Jahr Wintergetreide wie Roggen und Weizen anbaute, im darauf folgenden Jahr Hafer, Sommerweizen oder Gerste, im dritten lag das Feld brach. Heute sind Sommerweizen oder auch Sommerroggen die Ausnahme. Die optimierten Sommersorten brauchen zum Teil nur noch 100 Tage bis zur Reife. Ausserdem wurden ab Mitte des 19. Jahrhunderts verstärkt neue Kulturpflanzen angebaut bsp. Kartoffel oder Mais. Das ist zum Teil zu Lasten des Getreideanbaus gegangen. Es gab also auch mehr Stoppelfelder.

  7. Ärztingattin meint:

    Danke Tim.
    Eine bohohrende Frage weniger!:-))

  8. Sebastian meint:

    Also, sind Stoppelfelder nicht immer abgeerntete Felder, aus denen nur noch die Stoppeln der (Getreide)halme stehen? Siehe auch: http://www.uni-protokolle.de/nachrichten/id/91297/. Und wenn die Erde recht lehmhaltig ist, dann ist sie eher gelb? Das wäre meine Erklärung. Die von Tim habe ich mir trotzdem gemerkt.

  9. Tinka Clausova meint:

    Und das hier auch noch:

    Herbstlied von Verlaine

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