Mögliche Esskultur in Augsburg

Samstag, 2. Dezember 2006 um 16:19

Was das Essen betrifft, ist Augsburg schon seltsam. Einerseits wimmelt es von tümelnden Lokalen eher übersichtlicher Qualität, und als offiziell „erstes Lokal am Platz“ halten sich die konservativen „Ecke Stuben“ (aber hier habe ich über durchaus positive Erlebnisse dortselbst erzählt). Auf derselben Seite steht die lokale Coffee-Shop-Kette, die Augsburg sich leistet: Pow Wow. Geht zurück auf eine Kneipe, die Anfang der 90er aufmachte, schnell ein großer Erfolg wurde wegen ihrer anfangs guten Cocktails und vor allem wegen eines damals unerreicht guten Milchkaffees. Die Kneipe gibt es seit einigen Monaten nicht mehr, dafür haben über die Jahre einige Coffee-Shop-ähnliche Läden unter diesem Namen in der Innenstadt eröffnet. Auch diese werden unglaublich stark von der einheimischen Jugend und Nachjugend frequentiert – rätselhafterweise. Denn das markenschaffende Feature dieser Lokale ist, dass alles in Papp- und Plastikbechern serviert wird, sei es Milchkaffee oder fertiggerührter Erbeer-Margerita. Halten zu Gnaden: So gut kann kein Milchkaffee sein, dass ich dafür auf die Tasse verzichte.

Auf der anderen Seite stehen das immer wieder erwähnte August und die Osteria Kuckuck, unter anderem. In letzteres lotste mich kürzlich ein Freundin, was ich ihr sehr danke: Ich hatte das Lokal nämlich vergessen. Vor vielen Jahren hatte mich eine andere Augsburger Freundin hierher mitgenommen, und hier hatte ich zum ersten Mal Vin Santo mit Cantuccini gekostet (danach immer wieder selbst gebacken).

Allein die Räumlichkeiten sind wundervoll: Das Kuckuck ist ein ehemaliges traditionelles Vorstadt-Wirtshaus, so behutsam renoviert, dass den Eckbänken die Sitzmulden und dutzende Lackschichten gelassen wurden. Die Wände der großzügigen Räume modisch weinrot verschmiert, um die schönen Rundbogenfenster Deko-Bänder gemalt. Vor dem Haus liegen schmückend gigantische Kürbisse, die auch innen ein Eck dekorieren.

Die kleine Karte mit Vorspeisen, Hauptspeisen, Desserts wechselt alle paar Wochen (hier die aktuelle), darauf sind immer auch interessante offene Weine.
Die aufmerksame und freundliche Bedienung, eine junge Frau mit frisch polierter Glatze, beriet uns kundig. Ich nahm trotzdem den Wein mit dem interessantesten Namen (ein Viertel Verrazano, wegen der New Yorker Brücke – dann werde ich halt nie eine Weinkennerin).

Die Freundin stellte ihr Menü aus Kürbistarte, Penne mit weißem Trüffel und dem gemischten Nachtischteller zusammen, ich hatte die Sauerkrautsuppe, das Bollito misto und den Pecorino mit Kastanienhonig. Die Speisen waren köstlich und wurden mit angenehm langen Pausen zwischen den Gängen serviert. Ich liebe es, wenn ein Restaurantbesuch eine abendfüllende Veranstaltung ist.

die Kaltmamsell

1 Kommentar zu „Mögliche Esskultur in Augsburg“

  1. hemmer meint:

    guten abend.
    sie haben so poetisch mit so viel pietät über meine familie hemmer aus ingolstadt geschrieben – und scheinen auch in augsburg so manche zeit zu verbringen. kulinarisch sind sie dor auch unterwegs.
    gerne würde ich die frau, die aus ihrenkindertagen frisch und frei von real existierenden personen plaudert bei einer vorspeise treffen. Machbar?

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