Beifang aus dem Internet

Dienstag, 4. Juni 2013 um 15:59

Frau Novemberregen holt ein Auto von der Reparatur ab, liest die Rechnung dazu genau durch, will sie auch verstehen und lässt sie sich vom Meister erklären. Praktisch dreifaches Heldentum, doch: “Ich glaube, mit dem Meister habe ich jetzt eine gute Ebene gefunden”.

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Anders berichten über die Proteste in der Türkei bei Smillas Anders anziehen: Fatalistisch optimistisch.

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Mode hört nicht auf mich zu faszinieren, künstlerische Ideen für menschliche Bekleidung. Im Gegensatz zu fashionistas hat das allerdings bei mir nichts damit zu tun, dass ich die Produkte haben will, genauso wenig wie ich den Pergamon-Altar in meinem Wohnzimmer haben möchte. Ich haben keine Sehnsucht nach dem Markenmythos, der mich zum Teil der Marken-Community machen soll. Viel mehr ziehen mich Einzelstücke mit Geschichte an: Wenn ich beim Anblick eines Leiberls assoziiere “St. Tropez, 70er!” bezaubert mich das erheblich mehr als das Erkennen “ah, Prada”. Doch gerade Miuccia Prada ist eine faszinierende Persönlichkeit, wie diese Begegnung des Romanautors Andrew O’Hagan mit ihr zeigt: “Power of One”. (via Sartorialist)

“Fashion is about the way we compose ourselves every day,” Mrs. Prada once wrote.
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“When I started, fashion was the worst place to be if you were a leftist feminist. It was horrid. I had a prejudice, yes, I always had a problem with it,” she said. “I suppose I felt guilty not to be doing something more important, more political. So in a way I am trying to use the company for these other activities.” She later added, “I’m not interested in the silhouette and I’m not able to draw. It’s complicated.

I am trying to work out which images of the female I want to analyze. I’m not really interested in clothes or style.”
(…)

The complication is that the people the Prada consumers often want to seduce are themselves.

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PR in Blogs ist schwierig. Doch auch wenn das für mein Blog keine Option ist, habe ich grundsätzlich weder dagegen etwas noch gegen Werbung in Blogs (solange sie mich nicht am Lesen des eigentlichen Blogs hindert). Aber ich habe einige Blogs aufgehört zu lesen, weil die Berichte über PR-Events oder über gesponserte Produkttest derart atemlose Begeisterungsstürme waren (die sich zudem in einem Fall über fünf Posts erstreckten), dass ich den Tonfall nur mit der Fassungslosigkeit über die Ehre erklären konnte, dass ein Unternehmen sie für wichtig genug für eine Einladung gehalten hatte. Und mit der Angst, bei kritischem Hinterfragen nie wieder etwas kostenlos zu bekommen. Nein danke, dann lese ich lieber einen guten echten PR-Text, von einer PR-Profi verfasst.

Selbstverständlich geht das auch anders. Lesen Sie hier bitte ein Beispiel auf dem Blog von dooce, die durch Werbung und PR sogar vom Bloggen leben kann, inklusive Beschäftigung von Angestellte: “Brokeback banana“.

This post is sponsored by Banana Republic which is pretty daring of them considering what you are about to see. Sadly, my butt had nothing to do with it.
(…)
Yeah. That’s a car. A branded car. A branded car covered in a turquoise floral pattern. On purpose. Like, it didn’t go through some shady car wash in a bad part of town and come out the other side with a rash. No. Someone meticulously applied that design to its entire exterior. Someone who’s probably gay and very proud of his work.
(…)
Listen, I know. I am a spoiled mommyblogger who gets to stay at expensive resorts and dress in free clothes and drive around in homosexual vehicles. How can I possibly relate to the average person when… wait. Hold on. My butler just walked in. He’s telling me that the caviar I had imported from Russia finally arrived. Phew! What else was I going to feed the dogs tonight?

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Dann war da noch der Untergiesinger, der in sein Schaufenster in diesem schon immer 1860er-Gebiet sehr groß das Vereinslogo des FC Bayern München hängte. Und deshalb jetzt Geschichten erzählen kann: “ANSICHTSKARTEN: Versöhnt in Giesing”.

die Kaltmamsell

3 Kommentare zu „Beifang aus dem Internet“

  1. Melody meint:

    Dooce: Ich kann mir diesen “ach, ich bin ja soooooooo eine badass bitch” Tonfall jetzt gerade spontan in keinem deutschen Blog und für keinen deutschsprachigen Auftraggeber vorstellen, hab ich jedenfalls in gut noch nicht gelesen und würde gerne mal :-)

  2. Julia meint:

    Same here: nette Schreibe, schöne Fotos. Aber dafür sind die Deutschen (und deutsche Blogger) dann doch zu verkrampft. Ganz zu schweigen von den Unternehmen! Die 5-Seiten-Blog-Beiträge zu Events finde ich nicht schlimm, solange ich den Eindruck habe, dass jmd. wirklich angetan war o. etwas gelernt hat o. seinen Lesern etwas mitzuteilen hat. Mich nerven aktuell eher die Blogs, die jede Tütensuppe und jeden neuen Schokoriegel ausführlich besprechen. Aber auch dafür gibt es sicher eine Leserschaft. Und, hey, das Internet ist groß genug für uns alle. PS: Finde nur ich den Begriff “Mummyblogger” gruselig? (Und das hat nix mit Mumien zu tun)

  3. waltraut meint:

    Also ehrlich, wer liest schon einen so langen Beitrag zu einem geblümten Hemd, und wer schaut sich denn die Pferdebilder an? Steht doch völlig neben dem eventuellen Werbezweck. (Ausser ich hab mal wieder etwas nicht verstanden?!)

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