Journal Samstag, 31. August 2013 –
Aying nach Kirchseeon (plus Karamell)

Sonntag, 1. September 2013 um 10:52

RAUS! Für den gestrigen Samstag war schönes, mildes Wetter angekündigt, das wollte ich dringend in einem schönen Draußen verbringen, am liebsten südlich von München mit potenziellem Alpenblick als Kulisse. Freitagabend hatte ich wieder in meinem Büchl Wandern mit dem MVV geblättert, immer längere Touren waren mir attraktiv erschienen. Die Entscheidung fiel auf die 24 Kilometer von Aying über Kastenseeoner See und Steinsee nach Kirchseeon (der Mitbewohner ist mir noch eine Erklärung dieser eigenartigen Wortbildung schuldig).

Aying war ganz bezaubernd, sicher nicht nur dem goldenen Morgenlicht geschuldet. Und die Wanderung gefiel uns insgesamt sehr gut. Doch wieder hatten wir in diesem Wandern mit dem MVV von 1997 eine unzuverlässige Beschreibung erwischt (hier fast wörtlich nachzulesen). Zweimal war ein angegebener Weg nirgends aufzufinden, auch nicht auf dem Kartenmaterial in des Mitbewohners Tablet: Das, was dem “Feldweg am Waldrand” nach Schlacht am nächsten kam, war eine schmale Autostraße, stark von Radlern frequentiert. Und von Schlacht aus war der “Feldweg zum Waldrand (Fuchsberg)” schlicht nicht existent. Das führte zu einigen wilden Durchquerungen von Wiesen, Feldern und Gebüsch, bis wir uns wieder auf Wanderwegen befanden (die Bundesstraße wollten wir dann doch nicht entlanglaufen). Ohne das Tablet des Mitbewohners mit seinem GPS wären wir aufgeschmissen gewesen.

Da trifft es sich, dass der MVV (Münchner Verkehrsverein) gerade eine “Freizeit App” herausgebracht hat, die genau solche Wanderungen erleichtern soll und auf den ersten Blick einen guten Eindruck macht. (Beim Versuch, die angebotenen zusätzlichen Karten zu laden, hängte sie sich allerdings gleich mal auf.)

Wir gingen durch sonnengesprenkelten Mischwald, zwischen bereits umgegrabenen Feldern, sahen beim Heuwenden zu, schreckten versehentlich einen jungen Rehbock auf, entdeckten über uns zweimal einen mächtigen Greifvogel (Mäusebussard? sein Ruf klang zumindest so).

In Oberseeon stand ein Tischerl vor einem Anwesen, darauf eine Schale mit Birnen und ein Zettel, dass das Stück 20 Cent koste. Darauf hätten wir schon Lust gehabt, nur überhaupt kein Kleingeld dabei. Kaum waren wir ums Anwesen gebogen, sprang ein Kind herbei uns bot uns Birnenschnitzen an. Sie schmeckten wunderbar, und wir erklärten unser Dilemma. Aber auf einen Schein könne man doch herausgeben, argumentierte das geschäftstüchtige Kind, rief ein anderes Kind herbei und bat um Wechselgeld. Das dauerte dann allerdings so lange, dass wir nicht nur ein wenig Smalltalk machten (wie laufen die Geschäfte denn so? habt ihr auch noch andere Obstbäume?), sondern ich mir auch vorstellte, dass das andere Kind gerade sämtliche Geldbeutel und Sparbüchsen im Haus nach Kleingeld durchschüttelte.

Den Steinsee nutzte der Mitbewohner für ein kühlendes Fußbad; er hatte sich ein wenig in der Schuhwahl vertan. An der Badestelle, die mir Ilse vor zwei Jahren gezeigt hatte, stellte er sich ein paar Minuten ins Wasser – umgeben von wechselnden Schwimmerinnen und Schwimmern, die mit dem Rad ankamen, eine Runde schwammen, sich abtrockneten und umzogen, um wieder fortzuradeln, und die einander alle zu kennen schienen.

Schlimm war der Anblick auf der Straße hinunter nach Moosach: Eine Radlerin war böse gestürzt, ihr Begleiter versorgte sie gerade, ein Autofahrer hatte angehalten und eben Hilfe angerufen. Ich brachte der Verletzen ihre Sonnenbrille, die mitten auf der Straße lag, konnte zumindest dem Begleiter auf seine Bitte seine Fahrradtasche bringen. Doch als uns versichert wurde, dass wir nichts weiter tun konnten, wanderten wir weiter. Ich bin immer noch unschlüssig, ob es richtig war, den sicher auch ganz schön erschütterten Begleiter da beim Wort zu nehmen. Wirklich tun konnte ich sicher nichts, aber hätte ich besser mit beruhigendem Gemurmel, Dasein, Handhalten und für alle Fälle dabeibleiben sollen?

Bis hinüber nach Kirchseeon, vorbei am Gut Deinhofen war das insgesamt dann doch eine spürbar weite Strecke, die mich daran erinnerte, dass mein Kreuz noch nicht ganz wiederhergestellt ist. Und dass ich bei über vier Stunden Marsch das nächste Mal meinen Füßen zuliebe meine sensationell bequemen Wanderstiefel tragen sollte. Die letzte Stunde spürten wir nämlich beide deutlich unsere Knochen und unsere Füße, machten mehr Pausen, phantasierten vom Einkehren in einer Kirchseeoner Wirtschaft (Mitbewohner: “Das Ziel ist das Ziel!”).

Aying, das große gastronomische Anwesen der Brauerei

130831_Aying_1

– inklusive Kegelbahn.

130831_Aying_2

Egmatinger Forst

130831_Egmatinger_Forst_1

Kastenseeon

130831_Kastenseeon

mit Schabrackentapirrindern.

130831_Kastenseeon_2

Holz

130831_Holz

Oberseeon

130831_Oberseeon_1

130831_Oberseeon_2

Moosach

130831_Moosach

Beim Gut Deinhofen

130831_Deinhofen

§

Daheim einen gestürzten Zwetschgenkuchen gebacken.

Wollen Sie mir verraten, wie Sie aus Puderzucker Karamell bekommen?

Karamell mache ich, seit ich ein Kind war. Ernsthaft: Flan gehörte zu unseren Familienstandards, und ich esse ihn auch heute noch für mein Leben gern. Karamell mache ich immer so: Ganz normalen Zucker mit ein bis zwei Esslöffeln Wasser (je nach Zuckermenge) erhitzen, hin und wieder umrühren, aufpassen, dass er nicht zu dunkel wird, verwenden.
Dieses Rezept wollte, dass ich dafür Puderzucker erhitze. Nun, ich lerne gerne neue Methoden. Doch mit dieser scheiterte ich. Zweimal. Die unterste Schicht des Puderzuckers im Topf wurde auch bei geringer Hitze bereits bräunlich, während die obere noch trocken war, und wenn ich umrührte, ergab sich eine krümelige Schweinerei, die nicht im geringsten schmolz, sondern lediglich immer härter wurde.

Erster Versuch, bereits im Einweichen zur Topfreinigung.

130831_Karamell_1

Zweiter Versuch.

130831_Karamell_2

Mehr als 300 Gramm Zucker wollte ich wirklich nicht in Müll verwandeln, also kehrte ich doch wieder zu meiner gewohnten Methode zurück.

130831_Karamell_3

Der Kuchen selbst wurde ausgesprochen köstlich, mit dem wunderbaren Teig (ich verwendte Walnüsse statt Pekan) will ich unbedingt auch noch anderes tun.

die Kaltmamsell

15 Kommentare zu „Journal Samstag, 31. August 2013 –
Aying nach Kirchseeon (plus Karamell)“

  1. walküre meint:

    Puder- bzw- Staubzucker enthält zur Verhinderung von Klumpenbildung einen kleinen Anteil Maisstärke. Das verlinkte Rezept schaut für mich nach amerikanischem Ursprung aus, sodass möglicherweise ein Übersetzungsfehler vorliegt und eigentlich “Backzucker” (ohne Zusatz) erforderlich gewesen wäre.

  2. Sebastian meint:

    Was @walküre sagt. Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass Essen&Trinken das einfach so durchgewunken hat, die haben eine große Versuchsküche, von der sie sagen, dass a) jedes Rezept getestet ist und sie b) wegen schlechter Erfahrungen alle selbst entwickeln statt von Freien (zumindest früher, was ich natürlich für snobistisch halte)

    Ohne Zusatz ist Puderzucker einfach fein gemahlener Zucker. Ich kann mir nicht denken, dass daraus anderer Karamell wird. Wenn es leichter ginge, wäre das ein Pro, aber das scheint ja nicht so. In den USA wird öfter etwas Zitronensaft zugegeben beim Karamellisieren. Vielleicht hilft das? Ansonsten einfach mal an die Hamburger Kollegen schreiben?

    Respekt vor der Wanderung. Fehlerhafte Karten können durchaus den Charme reinbringen, so ein bisschen Unterholz hat man ja sonst nicht, ganz nach Dan Kierans Slow Travel.

    Wir hatten letztens auch so einen Sturz, ein Radler war mit einem Döner in der Hand auf dem Kopfsteinpflaster vor einem Sackkarrenfahrer erschrocken, es scheppert und schrie, als ich dazu kam, waren schon zwei bei ihm, zu dritt warteten wir eisern aufs Taxi zum Spital, auch wenn er sagte, das braucht’s nicht – er hatte eine dicke Schramme am Kopf. Ganz alleine würde ich so jemanden bzw. auch so ein Paar nicht lassen, grad auch wegen des Zuspruchs. Aber da war ja noch jemand? Wenn es so viele werden, dass sie sich ohne den Verletzten über den Unfall unterhalten, sollte man gehen.

    Der Sackkarrenfahrer hatte das gleich gemacht, er musste schnell weiter.

  3. Micha meint:

    Das sieht nach einer ordentlichen Dosis Frischluft aus! Du und Inge macht für meine Begriffe eh immer die schönste Werbung für München und Umgebung!

  4. barbara meint:

    Schöner Bericht.
    Am Land trifft man ja auf allerlei Getier.
    Aber diese Schabrackentapirrinder sind hinreißend!

    Fehlt gerade noch, daß Sie an die zehn Steinpilze gefunden haben.

  5. Micha meint:

    Oh nein, das sehe ich jetzt erst: Ilse, hau’ mir bitte nicht den Kopf ab. Erst, wenn mir der Namens-Faux-Pas zum dritten Mal passiert… ;)

  6. mariong meint:

    Bayern ist schön!!!
    Vielen Dank für diesen interessanten Bericht und die Idee für einen Zwetschgenkuchen. Unser Baum trägt mehr als wir brauchen können,
    das Kind hat schon Passanten aufgelauert und sein Taschengeld aufgebessert, fühlte mich durch die Birnengeschichte angenehm daran erinnert.
    Flan mag ich auch besonders gerne, ich hätte nie gedacht, dass karamellisieren so leicht ist. Also wieder viel gelernt bei Ihnen :-)

  7. Modeste meint:

    Karamell mache ich auch immer mit ganz gewöhnlichem Haushaltszucker.

  8. Liisa meint:

    Toller Bericht über Eure Wanderung! Danke für’s virtuelle Mitnehmen!
    “Schabrackentapirrinder” habe ich sogleich in meinen Wortschatz aufgenommen. :-)

  9. die Kaltmamsell meint:

    Weiß denn jemand, wie diese Rinderrasse offiziell heißt? Ich sah sie zum ersten Mal.

  10. Ilse meint:

    Die Schabracken…rinder sehen aus, als seien sie mit den Herrmannsdorfer Schweinderln verwandt.
    Das war ja vielleicht eine Gewalttour! Ich hab’s noch nicht mal von Alxing zum Steinsee zu Fuß geschafft….complimenti!

  11. Susann meint:

    Respekt, das war ein ganz ein schöner Hatscher!

  12. walküre meint:

    Das sind Galloway-Rinder.

  13. die Kaltmamsell meint:

    Yes! Danke, walküre!

  14. Novemberregen meint:

    Zum Karamellisieren – ich habe schon häufiger Puderzucker verwendet, allerdings ohne Zugabe von Wasser und unter ständigem Rühren. Die Temperatur schalte ich meist, wenn der Zucker flüssig wird, etwas herunter, damit ich mit dem Rühren nachkomme. Mit dem normalen Zucker ist es einfacher, weshalb ich Puderzucker auch nur nehme, wenn der andere aus ist.

    Die gewünschte Flüssigkeit kommt zum Ablöschen dazu, dann versteinert natürlich alles erst einmal (wie bei Kristallzucker ja auch), lässt sich aber per Aufkochen/Rühren wieder lösen.

  15. Ms K meint:

    Die Rinder heißen “Belted Galloway” http://en.wikipedia.org/wiki/Belted_Galloway

Sie möchten gerne einen Kommentar hinterlassen, scheuen aber die Mühe einer Formulierung? Dann nutzen Sie doch den KOMMENTAROMAT! Ein Klick auf einen der Buttons unten trägt automatisch die gewählte Reaktion in das Kommentarfeld ein, Sternchen darüber und darunter kennzeichnen den Text als KOMMENTAROMAT-generiert. Sie müssen nur noch die Pflichtfelder "Name" und "E-Mail" ausfüllen und den Kommentar abschicken.