Einmal durchs heutige SZ-Magazin

Freitag, 16. März 2007 um 10:21

Ist es ein Beleg für das Überschreiten der Lebensmitte, dass mir die Menschen auf Modeanzeigen alle im Schulausflugalter erscheinen? Die Firma Sander will mir mit einem Vierzehnjährigen Pullis verkaufen? Andererseits: Haben Sie die U4 (Rückseite) der aktuellen Vanity Fair gesehen? Wer hätte gedacht, dass mal zum Modetrend wird, was während der Karwoche unter dem Messgewand eines alten oberbayrischen Stadtpfarrers herauslugt.

Ich schau definitiv zu wenig fern und lese zu wenige Gazetten: Ich weiß nicht, wann das letzte Mal im Fotointerview jemand abgebildet war, von dem ich auch nur schon mal gehört hatte. Sehe ich bestätigt durch den gestrigen Trailer für eine Sendung namens „Promi-Dinner“: Ich kannte kein einziges der prominenten Gesichter.

Axel Hacke endlich mal wieder mit einer Geschichte, die zumindest ein paar Millimeter über sein Rumgeblogge der vergangenen Monate ragt.

Die Fotogeschichte ums Rasieren gefällt mir: Hin und wieder blitzen die Ideen auf, wegen derer ich mich jede Woche auf das Magazin freue.

Und dann schaut dieser Genetiker Schinzel auch noch genau so aus, wie ich den Professor im Labor des Superhelden besetzen würde, diesen selbstredend halb wahnsinnigen Professor, der nie über den Unfalltod seines einzigen Sohnes im Kleinkindalter hinweg gekommen ist und sich seither dem Basteln eines Übermenschen widmet.

Ballack von links, mei, ein Starleistungssportler halt.

Weiße Schuhe; meine neueste und noch ungetragene Erwerbung fehlt: Der weiße Camper (bitte immer spanisch aussprechen, also so, dass man alle Buchstaben hört) Pelotas Ariel mit Budapesterlöchlein, um den ich schon letztes Jahr herumgeschlichen bin. Aber im Magazin geht es ja auch um Männerschuhe.

weisse_schuhe.jpg

Frau Uhses Ladenkette in München – ja, das ist ein eigenes Kapitel. Dass mich mein Heimweg vom Bahnhof an einer Filiale vorbeiführte, machte mich eher stolz auf die verruchte Gegend, in der ich wohne. Aber seit einiger Zeit gibt es auch in der Sendlinger Straße einen Ableger, grob gelegen zwischen Lush-Geruchsattacke und Body-Shop-Nostalgie. Sehr schräg. Irgendwann erklärt mir hoffentlich jemand, warum „Reizwäsche“ derart billig (in Material und Verarbeitung) aussehen muss.

die Kaltmamsell

12 Kommentare zu „Einmal durchs heutige SZ-Magazin

  1. Sebastian meint:

    DANKE! Heute morgen habe ich die Anzeige auf dem Hintern von VF gesehen und überlegt, was man draus machen kann, und jetzt hab’ ich’s: Der Pfarrer trägt Prada! (Und sage nur: Pantoletten.)

    Fotointerview: Also Jessica Schwarz, die sollte man aber schon… Aber vielleicht eher unter Männern?

    Promidinner: Nä, die kennt man auch durch Vielfernsehen nicht. Außer man schaut noch so andere Rumreichsachen wie WokWM oder Extreme Activity.

    Hacke: Wäre die Untertasse nicht noch gekommen, wäre es jämmerlich gewesen.

    Rasieren: Noch nie mit Gilette den Pulli entnoppt? Meditativ und erfolgreich.

    weiße Schuhe: Gehe heute noch zu Campos, so was muss es doch auch für uns geben!

    Reizwäsche: genau

  2. kid37 meint:

    Muß sie nicht. Das ist wie mit den Schuhen von Camper vs. geklebte Billigtreter vom Discountermarkt. Agent Provocateur oder meinetwegen La Perla unterscheiden sich deutlich. Frau Uhse hat übrigens mit Mae B. einen Ableger, der immerhin versucht, Stil und Qualität etwas anzuheben. So eine Art deutsche Version von “Ann Summers”.

  3. die Kaltmamsell meint:

    Sebastian: Das abgebildete Modell ist für Männlein und Weiblein, probier die doch mal an.

    “Reizwäsche” würde ich die Produkte von La Perla oder Lise Charmel (mein Favorit) nicht nennen, kid. Ich meine die so bezeichnete Ware bei Frau Uhse oder Herrn Orion – und die schaun immer spotzbillig aus. Die mehrere hundert Euro Wert, die meine Wäscheschubladen füllen, heißen Dessous.

  4. bosch meint:

    Trotz gelegentlicher Tiefen ist das SZ Magazin doch immer ein Highlight zum Wochenausklang. Der Verlag hat mit seinem langen Atem doch recht behalten. Nach dem großen Magazinsterben kehrt nun zumindest die Zeit wieder zurück. Vielleicht erweckt die SZ ja auch das Jugendmagazin Jetzt wieder zum Leben – schade nur, dass ich dann aus dem Alter heraus bin …

    Das “Gemischte Doppel” ist diese Woche auch wieder mal gelungen.

  5. kid37 meint:

    Ok, das Wort geht gar nicht. Das ist so billig wie sein Gegenstand. Man muß ja befürchten, so Netzhemdchen werden vielleicht aus diesem Material gemacht, in dem man Apfelsinen verpackt.

  6. sarin1a meint:

    Zufällig kenne ich den Sohn des Herrn Schinzel, ein sehr ansehnlicher junger Herr, daran kanns also nicht liegen.

  7. Connie meint:

    ich hab mich heute morgen beim Frühstück im Hotel schon sehr gewundert. daß Jill Sander jetzt Kinderklamotten anpreist

    dann hab ich diese Werbung mit diesem Jüngelchen, dem gerademal 3 Kinnhaare sprießen, der aber schon voll den arroganten Arschlochblick drauf hat und die passende Sonnenbrille dazu, gesehen und dann kam mir endgültig die Galle hoch:

    nach den Girlies werden jetzt auch die männlichen Kids endgültig infantilisiert
    diese Gesellschaft hat nur noch infantile Deppen als Leitbilder
    hauptsache blöd und dämlich…

    dann hab ich noch die zwei Hotelbesitzer aufgefordert, sich zu wehren gegen solche Leitbilder und bin voll motiviert zur Arbeit gegangen
    nach dem Heimflug heute abend ist mir dann aber beim abendlichen Rotwein doch noch mal die Galle hochgekommen..

  8. Sebastian meint:

    Nicht die neue Kochseite vergessen, die mir schon bei der Ankündigung recht angestrengt vorkam. Ein Rezept mit nur drei Zutaten, wobei es da eine Liste mit zulässigen Standards gibt, die man dann auf der Website findet bzw. finden soll, ich habe sie nach drei Klicks nicht gefunden, dafür die Möglichkeit einen Leserbrief zu schreiben, aber keine, die dann auch zu lesen. Egal, auch ohne die Liste zu kennen wundert mich die Ankündigung fürs nächste Nimm-Drei-Rezept von Otto Koch: Hähnchenbrust in Eisenkraut mit Zimtsabayon und Zucchinispaghetti. Die Standards waren immer schon ein bisschen höher beim SZ-Magazin.

  9. L9 meint:

    > warum „Reizwäsche“ derart billig (in Material und Verarbeitung) aussehen muss.

    naja, sie geht ja auch schnell kaputt, wenn man sie gscheit gebraucht. Öhm – denk ich mir jetzt mal so rein hypothetisch natürlich, nur dass da jetzt kein falscher Eindruck entsteht.

  10. Huflaikhan meint:

    Heiße Sache hier übrigens. Und ich Dummi trage mein Geld noch zur Bank, statt es in die Schublade zu stopfen (äh, zu legen, öh zu falten).

    Dass nicht ein falscher Eindruck entsteht, meine Dessous habe ich der Geschäftsaufgabe des hiesigen Woolworth gewissermaßen bis zu 500% unter Orginalpreis erstanden. Man, die sind vielleicht platzsparend (oder sagt man noch oder schon wieder “Platz sparend”).

    ;-)

  11. Nana meint:

    Ich arbeite zufällig direkt bei Frau Uhses Laden.
    Meines Erachtens nach läuft er eh nicht so gut, aber ich war auch noch nicht drinnen, vielleicht schaue ich auch zufällig genau dann nie hin, wenn ein Kunde reingeht.

    Aber sehe ich das richtig?
    Sie gehen den ganzen Weg von der Sendlinger Straße zum HBF? Oder per Bahn am Marienplatz?

    Was das Promi-Dinner betrifft:
    Ich schaue auch so gut wie kein TV, aber ich kenne dennoch alle “Promis” dort (zumindest die, die in der Vorschau auftreten). Aber eigentlich interessieren sie mich kein Stück. Was mich ein bisschen traurig macht, wenn man eine Sendung Namens “Promi-Dinner” bringt, und diese Promis zumindest meine Wenigkeit absolut nicht animieren, die Sendung einzuschalten.

  12. Chat Atkins meint:

    Reizwäsche ist deshalb so billig, weil sie beim ersten Mal schon mit den Zähnen zerfetzt werden wird. Oder – ach, was weiß ich …

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