Wenig Wunder
Donnerstag, 29. März 2007 um 13:18Erste Male lassen sich nicht wiederholen, ichweißichweißichweiß. Zwar erinnere ich mich an meine ersten Wochen in der PR, als ich – Journalistin und Literaturwissenschaftlerin – praktisch stündlich darauf wartete, dass endlich eine meiner Agenturkolleginnen in Lachen ausbrechen würde und zugeben, dass das alles nur ein Spaß ist. Aber es ist die Erinnerung an eine Wahrnehmung, nicht die Wahrnehmung selbst. (Bald gewann meine Neugier Oberhand, und ich erlernte die verschiedenen Möglichkeiten, eine neue Babywindel in die Presse zu bekommen, ohne ständig zu hinterfragen, ob die Welt wirklich eine weitere Sorte Babywindel braucht, selbst wenn sie ein neues Aircontroll-superduper-TAED-System hat.)
Ebenso wenig lässt sich selbst nach fast fünfjähriger Pause die erste Begegnung mit dem Prinzip Fitnessstudio wiederholen. Weder der Schrecken über die Vollverspiegelung der Turnhallen oder der Argwohn gegenüber den quietschbunten Getränken, die angeblich die Kalorienverbrennung erhöhten (Mumpitz), noch das Staunen über die Vielfalt von Gummischnüren, -bändern, Gewichten, Bällen, Stäben, die sich in 20 Minuten Gymnastik einbinden lassen.
Ein paar Details hatte ich allerdings vergessen und darf aufs Neue staunen. Da wäre zum Beispiel die Strukturierung von Hüpfstunden durch Trinkbefehle: Eben ging es noch um V-Step (selbstverständlich in 40 Prozent der Fälle „Uie-Step“ gesprochen), Six Point (gerne auch Baby Mambo genannt), Grapevine und Knee-up Repeaters, dann lautet die Ansage „uuund jetzt was trinken! immer in Bewegung bleiben!“. Pro 45 Minuten bis zu sechs Mal.
Oder wie grotesk im Grunde der Anblick von 20 Mitteleuropäerinnen im Alter zwischen 16 und 56 in Gymnastikkleidung ist, die alle nur sehr rudimentär tanzen können und sich im Kurs „Latin Moves“ zu Samba-Pop verrenken, indem sie sich bemühen, die Bewegungen eines vorturnenden dunkelhäutigen Südamerikaners mit Knabenkörper, Lockenkopf und Gummigelenken zu imitieren. Das ganze durch die besagte Spiegelfront verdoppelt.
2 Kommentare zu „Wenig Wunder“
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29. März 2007 um 21:38
Hauptsache, der dunkelhäutige Südamerikaner mit Knabenkörper, Lockenkopf und Gummigelenken bietet einen schönen Anblick ;-)
1. April 2007 um 10:44
Das mit dem Trinken während der Übungen entwickelt sich zur Unsitte. Bin gespannt, wann die ersten Leute im Studio unter Wasserintoxikation leiden. Beim Marathon ist das eine der ersten Differentialdiagnosen und auch schon tödlich ausgegangen.