Beifang aus dem Internet

Samstag, 14. Dezember 2013 um 9:53

Aus den Tweets von @fraudiener hatte ich es bereits mitbekommen: Ihre Lieblingskonditorin war überraschend gestorben. Für faz.net schreibt sie nun über das Abschiedsbacken in deren Backstube:
Backen als Trauerarbeit“.

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Im Rolling Stone portraitiert Janet Reitman sehr, sehr ausführlich
Snowden and Greenwald: The Men Who Leaked the Secrets

Ich fand hochinteressant, welche Menschen das eigentlich sind, die Ungeheuerlichkeiten nicht nur klar erkennen, nicht nur einfach nicht mehr mitmachen, sondern auch verhältnismäßig kühl überlegen, was sie dagegen tun können und das beharrlich tun.

Über Snowden:

Like Bradley Manning, whose case he would later study, Snowden had an idealized view of the United States and its role in the world. He also had a gamer’s sense of his own ability to beat the odds.

Über den gelernten Juristen Greenwald:

In early 1996, the 28-year-old Greenwald, deciding he’d rather subvert the powerful than defend their interests in court, left Wachtell Lipton and opened his own practice. Consistently underestimated by big firms, he reached successful outcomes in case after case – often after deluging the opposition with motions and hundreds of pages of depositions – and insisted that his small staff wear suits, even while sitting around the office, to impose a sort of corporate discipline on a practice focused primarily on constitutional law and civil-liberties cases. He spent five years defending the First Amendment rights of neo-Nazis. It was one of Greenwald’s prouder accomplishments as an attorney. “To me, it’s a heroic attribute to be so committed to a principle that you apply it not when it’s easy,” he says, “not when it supports your position, not when it protects people you like, but when it defends and protects people that you hate.”

Außerdem zeichnet der Artikel nach, wie es zu der massiven Machtvergrößerung der NSA kam, er schildert, wie sorgfältig Snowden vorging und warum er von Anfang an persönlich und namentlich zu den Veröffentlichungen stand.

via spreeblick

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Würdest du auch mit jemandem schlafen, der nicht beschnitten ist? Ich war 14 und gerade erst angekommen auf dieser Party bei meiner Freundin Marie. Es war eine der ersten Fragen an diesem Abend, es folgten weitere: Darfst du einen deutschen Freund haben? Redet dein Vater mit dir über Sex? Willst du vielleicht doch mal von dem Schweinefleisch probieren? Viele neue Menschen, viele alte Fragen.

Özlem Gezer erzählt im Spiegel, wie Deutschland sie türkisiert hat:
Warum ich nie zu einer richtigen Deutschen wurde“.

(Weil es vielleicht mal wieder Zeit ist, daran zu erinnern: Nein, das heißt nicht, dass es allen Einwandererkindern so geht. Aber dass es auch andere Erlebnisse gibt, entwertet Gezers Geschichte nicht.)

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Noch ein langer Text: Felix Schwenzel hat auf dem Online Ad Summit den Hauptvortrag gehalten, der jetzt online steht,
werbung, werbung, werbung — und immer an die leser denken
(Schreibung sic!, Felix schreibt nur klein, was er hier auch erklärt)

Darin liest Herr ix Werbern ordentlich die Leviten, und zwar nicht nur mit Kritik, sondern auch mit Gegenvorschlägen. Und weil Felix Schwenzel sonst nicht Felix Schwenzel wäre, gibt es einen abschließenden Abschnitt, den er so einleitet:

allerdings ist die psychologie der konsumenten sehr vielschichtig. zum beispiel ist von allem was ich ihnen in den letzten 20 minuten erzählt habe, auch das gegenteil wahr.

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Andrea war für die FAZ auf Journalistenreise in Burundi – ja, das musste ich erst mal auf der Karte suchen. Und schreibt darüber schon wieder so, dass ich, die mich Reisejournalismus sonst langweilt, am liebsten gleich hinführe:
Trommeln, wenn der Muzungu kommt
(Angenehm auch, wie sie all die Fallen umgeht, die in der Sicht einer Westeuropäerin auf ein afrikanisches Land liegen können.)

die Kaltmamsell

7 Kommentare zu „Beifang aus dem Internet“

  1. Sebastian meint:

    OMG, jeder Link ein Treffer. Und wann bitte soll man jetzt noch einkaufen, kücheputzen, bierholen, leergutwegfahren, fußballschauen? Samstag versenkt. Danke.

  2. haehtinaeh meint:

    Geht mir genau gleich wie Sebastian. Danke!

  3. Trulla meint:

    Ja, da habe ich Glück. Bin notorische Frühaufaufsteherin, Zeitungen gelesen, Haushalt ist fertig, Mann kocht, draußen regnets – das Internet ist meins.
    Und abends ins Polittbüro. Prima Samstag!

  4. Uschi meint:

    Sebastian sagt, wie’s ist.

  5. Sabine meint:

    Beifang? Für was für ein Monster war das Netz den ausgespannt?

    Den Spiegel-Artikel hielte ich ja für unglaublich, wenn mir nicht gerade letztens erst eine Kollegin mit ähnlicher Herkunft genau die selben Geschichten erzählt hätte. Der Wahnsinn. Wahrscheinlich fragen die Leute weltweit Fremde dummes Zeug (die Frage an mein 15-jähriges Ich, ob ich schon mal Hitler die Hand geschüttelt hätte, hat mich damals erstaunlicherweise ganz schön gekränkt) – aber wie es aussieht, kann man sich bei so aufdringlichen und schlichtweg saublöden Fragen nur in Deutschland auch noch gebildet und weltoffen fühlen.

    Der Spiegel gehört allerdings durchaus zu den Publikationen, die die stereotypen Annahmen über andere Länder, Kulturen und ethnische Gruppen mit festklopfen. So eine fesche Ehrenmord-Story geht bei denen immer.

  6. Croco meint:

    Die Reiseerzählung über Burundi ist sehr schön.Dankeschön.
    Das wird mir bleiben: sie lächeln nicht und sie loben nicht.

  7. Ulla meint:

    Nein und fürs Amusement :

    http://www.youtube.com/watch?v=DXIsTTH2wzg

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