Journal Freitag, 31. Januar 2014 – gelichteter Hochnebel
Samstag, 1. Februar 2014 um 9:50Erst am frühen Nachmittag schaltete ich mein Smartphone ein, weil ich den Timer fürs Kartoffelkochen nutzen wollte. Erst da sah ich den verpassten Anruf vom Morgen aus der Arbeit: Das Internet hatte nicht funktioniert, und ich bin die Schnittstelle zum IT-Support. Doch wie erwartet hatten die Kolleginnen die Kontaktdaten dann doch selbst gefunden (Web über eigenes Smartphone oder eine der E-Mails von ihm, die ich weitergeleitet hatte – ich fragte nicht nach Details). Bin ich seltsam, weil ich es für selbstverständlich halte, erst alle anderen Möglichkeiten in Betracht zu ziehen, bevor ich eine Kollegin an ihrem freien Tag kontaktiere?
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Zum Zeitpunkt des Anrufs strampelte ich bereits auf einem Crosstrainer, machte mich darauf warm für eine Stunde Stepaerobics mit netter Choreographie. Die Anschlussstunde Krafttraining (“Body Styling” genannt, nein, besser nicht darüber nachdenken) machte ich auch noch mit, war überrascht über die Heftigkeit.
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Der kalte Hochnebel hatte sich auch mittags noch nicht gelichtet. Ich feierte alle nötigen Einkäufe ab, um das Haus danach möglichst nicht mehr verlassen zu müssen.
Doch überraschend riss der Himmel auf, ich machte doch noch eine Runde Erledigungen.
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Eine Dame von der Deutschen Welle hatte mich wegen der Poetry-Spam-Show vor zwei Jahren auf der re:publica kontaktiert, ich beantwortete ihr telefonisch ein paar Fragen. Auf meinen Hinweis, dass in einer Hintergrundgeschichte über die Absender von Nigeria-Spam der große Reißer für eine ehrgeizige Journalistin liegen könnte, reagierte sie leider nicht. Ernsthaft: Wer sind die Menschen hinter den Geschichten über sterbende Diktatorenwitwen, die Verwalter für ihr riesiges Vermögen suchen? Arbeiten sie allein oder in Gruppen? Aus Büros oder Internetcafés? Welchen Bildungshintergrund haben sie? Welche Erfolgsquote? Sehen sie sich als Geschäftsleute? Ist das ein anerkannter Beruf wie Import/Export? Diese Geschichte läse ich wirklich gerne.
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Die Rechnung für mein Zahnimplantat beglichen: Mit 2.550 Euro die bislang teuerste Anschaffung meines Lebens. Korrektur: Die Bahncard 100 war noch teurer gewesen.
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Unter anderem gelesen:
Der Biograf von Susan Sontag über den Umgang mit Hinterlassenschaft in Papierform und in digitaler Form: “In the Sontag Archives”.
The machines themselves are not in the library, however: future researchers will consult the material on a laptop in the reading room with software that displays it as Sontag would have seen it. This is to protect the physical files. “Every time you open an e-mail or a Word file, that material is changed,” Gonzalez said. “There are automatic updates or—for example, on a Word file—the date is changed to the date it was consulted, and you can’t see when she last worked on it.” (Sontag, in “On Photography,” wrote that to look at something is to change it.)
To preserve them, Gonzalez relies on techniques developed by law enforcement, an area known as digital forensics. The principal protection of a computer’s metadata is a write blocker, which allows the material to be seen without leaving any trace of the visitor. It is a fairly simple technical intervention.
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“Footage released of Guardian editors destroying Snowden hard drives”
“It was the most surreal event I have witnessed in British journalism.”
Es fällt mir ausgesprochen schwer, eine Regierung ernst zu nehmen, die den Guardian zwang, Rechner zu zerstören, auf denen Edward-Snowden-Material gespeichert war.
die Kaltmamsell“It was purely a symbolic act,” Johnson said. “We knew that. GCHQ knew that. And the government knew that.”
11 Kommentare zu „Journal Freitag, 31. Januar 2014 – gelichteter Hochnebel“
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1. Februar 2014 um 10:57
Zu Punkt 1: Nö, dein Gedanke ist nicht seltsam. Aber für denjenigen der gerade das Problem hat, ist es immer einfacher den Hörer zu zücken als selbst zu denken.
Das bekommst du auch nicht ausgerottet. Ich habe hier erstklassige Flows liegen, in denen ist sehr einfach beschrieben, wie wer bei welchen Problemen zur Lösung kommt. Interessiert in der Praxis keinen Dau. Der erste Weg ist der Anruf. Und wenn es der Anruf im Urlaub ist wo denn die gelbe Druckertinte liegt.
Im Sekretariat. Bei den anderen Toner und Tinten. Und nein, das war noch nie meine Aufgabe…
1. Februar 2014 um 11:44
Für 2.500 Euro habe ich 3 Implantate machen lassen, allerdings vor 10 Jahren! Da trägt man mittlerweile den Wert eines Kleinwagen im M..l.
1. Februar 2014 um 15:06
Vielleicht habe ich es schon mal geschrieben: in dem Roman “Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy” von der nigerianischen Autorin Adaobi Tricia Nwaubani spielen die Verfasser dieser Spam-Mails eine wichtige Rolle und man erfährt viel über die Hintergründe und Umstände. Außerdem ist das Buch saugut geschrieben.
http://www.amazon.de/meerblauen-Schuhe-meines-Onkels-Daddy/dp/3423248610/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1391263363&sr=8-1&keywords=cash+daddy
1. Februar 2014 um 17:07
“[…]alle anderen Möglichkeiten in Betracht zu ziehen, bevor[…]”
Ich würde diese Möglichkeit noch nicht mal als letzte in Betracht ziehen – ich würde sie überhaupt nicht in Betracht ziehen. Wer nicht da ist, ist nicht da. Punkt.
1. Februar 2014 um 19:13
Da ungefähr niemand darauf kommt, sich Alternativen zum Urlauberinnenanruf zu überlegen, habe ich eine Hemmschwelle eingebaut: Mailbox. Darauf Hinweis, dass ich frei habe, im Notfall (!) aber meine alternative Nummer wie folgt lautet: “xxx”. Noch kein Mensch hat sich getraut, mich unter der Zweitnummer zu suchen.
1. Februar 2014 um 21:56
Mache es so ähnlich wie Nicole, funktioniert ebenfalls wunderbar.
Wenn zwischen dem gedankenlosen Anruf und dem tatsächlichen Erreichen noch eine Hemmschwelle eingebaut ist, fangen alle noch mal an darüber nachzudenken, ob das denn jetzt not tut. Und lassen es dann, außer in wirklich echten Notfällen.
1. Februar 2014 um 22:48
Haben Sie auch die Kommentare dazu beim Guardian gelesen?
Nick Doddle: Next time they destroy the Internet by printing it out and then putting the pages through the shredder.
Ich habe mich eben schlapp gelacht.
2. Februar 2014 um 12:01
Mein Youtube sagt beim Poetry-Slam Video, das sei privat.
2. Februar 2014 um 19:21
Echt? Sie haben noch nie mehr als 2550 Euro ausgegeben? Noch nie ein Auto gekauft? Erstaunlich.
2. Februar 2014 um 20:22
Doch, mari, ich habe schon mal ein Auto gekauft. Das war 1986, und dieser C-Kadett kostete 900 Mark.
Aber das brachte mich drauf, dass ich doch mal mehr ausgegeben habe: für die Bahncard 100.
3. Februar 2014 um 18:39
Ich hab mir mit Ende 20 (also vor einigen Jahrzehnten) in München eine Wohnung gekauft. Das war eine Erfahrung – so als junge Frau zwischen lauter alten Männern (Notar und Verkäufer) – die ich nie vergessen werde. Und ein paar Jahre später habe ich dann wieder verkauft, auch keine schlechte Erfahrung! Habe da zum ersten Mal so richtig die Macht des Geldes gespürt!