Kirschenrätsel

Samstag, 16. Juni 2007 um 8:30

Wie kommt es, dass Kirschen das eine einheimische Obst sind, das gekauft nie, nienicht, in keinem Fall so gut schmeckt wie privat gepflückt?

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Es hat lange gedauert, bis ich Kirschen überhaupt gekauft habe – nach einer Kindheit und Jugend in Kirschbäumen kam es mir absurd vor, für dieses Obst zu zahlen. Aber als ich einige Jahre lang keine eigene Bezugsquelle hatte, gab ich nach – um bitter enttäuscht zu werden: Was ich da für teures Geld gekauft hatte, schmeckte fad und nicht im Entferntesten nach den Nachmittagen in den Kirschbäumen von Freundin-Oma Neubauer oder an den Ausfallstraßen meiner Geburtsstadt. Dieses Jahr konnten meine Eltern mich wieder versorgen, und ich sitze kiloweise Kirschen futternd auf meinem Balkon. Beim nächsten Kilo könnte ich ja mal testen, was aus meinen Kirschkernspuckkünsten geworden ist.

Liegt der unvergleichlich bessere Geschmack vielleicht daran, dass Privatleute wirklich nur die reifsten Früchte ernten? Oder dann doch an der einen oder anderen Fleischbeigabe?

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die Kaltmamsell

8 Kommentare zu „Kirschenrätsel“

  1. Florian meint:

    Dort, woher ich stamme (aus dem Fränkischen nämlich), stehen zur Kirschenzeit alte Männer im Blaukittel und runzlige Weiblein am Straßenrand – und die Kirschen, die sie verkaufen (mit minimalem Aufwand: Schild, Plastikeimer, Klappstuhl, das Wechselgeld in der Schürzentasche), schmecken tatsächlich wie vom eigenen Baum. Vielleicht, weil auch die Kirschen Privatkirschen sind? Wenn auch P.-Kirschen von fremden Bäumen…

  2. Andreas (dekaf) meint:

    Ich mag gekauft Kirschen überhaupt nur als Kompott oder Marmelade und selbst die eigenen (aus elterlichem Obstgarten) schmecken nur direkt vom Baum runter wie meine Kindheitserinnerungen das erwarten.
    Vielleicht ist Konditionierung im Kindesalter ja auch im Kern dieses Rätsels?

  3. Chat Atkins meint:

    Du hast beim Essen gekleckert.

  4. Sebastian Mittagesser meint:

    Es gibt Früchte, die nach dem Ernten noch nachreifen und den schönen Namen „klimakterische Früchte” tragen und deren Reifezeit nach der Ernte „Klimakterium” genannt wird (nein, ich mache jetzt keine Mütterwitze). Äpfel tun das, manche brauchen das sogar – wenn die also vor dem völligen Reifsein vom Baum kommen, können sie sich noch entwickeln, weswegen die Klage: „Die Äpfel meiner Kindheit waren besser” seltener ist.

    Kirschen aber (wie auch Erdbeeren oder Wassermelonen, aber nicht Honigmelonen) gehören zu den nichtklimakterischen Früchte: Die schmecken auch später so, wie sie geerntet werden. Und weil sie ziemlich empfindlich sind, werden sie für den Laden oft nicht vollreif geerntet und dann gekühlt, bis sie zu uns kommen. Was ihnen auch noch unwiederbringliches Aroma nimmt – wenn Omas Kirschen eine Nacht im Kühlschrank liegen, schmecken sie auch nicht mehr so gut. Daher schmecken Kaufkirschen oft wirklich lahmer als Privatkirschen aus dem Garten oder vom Straßenstand.

    Wobei auch das Klimakterium nicht immer hilft – die noch empfindlicheren und nachreifenden Aprikosen werden oft so unreif geerntet, dass sich da einfach nicht mehr genug nachentwickeln kann. Und im Zweifel ist da noch die natürliche Auslese: Für den Handel kommt „robust” vor „die besten” bei den Obstsorten, im Garten aber sagt man sich eher: Wenn ich mir schon die Arbeit mache, dann sollen das auch richtig gute Früchte sein – und pflanzt und pflegt sie dann auch so.

    Trotzdem würde ich jetzt nicht gleich ein Schild malen: Nieder mit den Kauflebensmitteln, her mit den Früchten unserer Kindheit.

    Das geht natürlich auch wissenschaftlicher:
    Klimakterische Früchte http://www.lebensmittellexikon.de/k0000740.php
    Nicht klimakterische Früchte http://www.lebensmittellexikon.de/n0000180.php

  5. die Kaltmamsell meint:

    Vielen Dank für die Info, Sebastian! Ich erinnere mich dunkel an eine Geschichte von Herrn Paulsen, warum Foodstylisten wie er Fotoshootings mit Kirschen fürchten: Sie werden wegen der Redaktionsvorläufe weit vor der Kirschsaison angesetzt – und Kirschen sind außerhalb der Saison wegen dieses Nicht-Nachreifens wohl extrem schwer aufzutreiben.

  6. walküre meint:

    *räusper*
    Dem Kapitel “Kirschen” nähere ich mich erst jetzt, nach 13 Jahren, wieder mit gebührendem Respekt, nachdem ich während meiner Schwangerschaft eines Tages Heißhunger auf Kirschen hatte, auch glücklicherweise welche frisch vom Baum bekam – und bei den letzten Exemplaren draufkam, dass die meisten davon wohl wurmig gewesen waren …

  7. ullrike meint:

    Ich mag auch keine gekauften Kirschen, die aus eigenem oder aus Nachbarsgarten bleiben mir als Kindheitserinnerung und das ist auch gut so.

  8. ullrike meint:

    Ich mag auch keine gekauften Kirschen, die aus eigenem oder aus Nachbars Garten bleiben mir als Kindheitserinnerung und das ist auch gut so.

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