Geist

Freitag, 23. Januar 2004 um 8:40

Eines der schönsten Wissenschaftsbücher sind Werner Heisenbergs Erinnerungen: Der Teil und das Ganze. Gespräche im Umkreis der Atomphysik. Die Großen des Fachs, Planck und Einstein, Bohr und Weizsäcker, entwickeln ihre Theorien und stellen sie infrage, entwerfen Versuche und reden sie einander aus, staunen über die Natur und darüber, dass wir sie zu begreifen vermögen.
Um Skifahren geht’s auch, wenn ich mich recht entsinne.

Nett von Jan Ross, dass er mich in dem Zeit-Artikel „Was ist Bildung?“ daran erinnert hat. Und nett von Wolfgang, dass er für mich Zeit liest.

Auf Heisenberg gebracht hat mich seinerzeit mein Griechischlehrer Nusser. Wir waren sein erster Griechisch-Leistungskurs, und er begann den Unterricht immer damit, kurz inne zu halten und die vorhergegangene Stunde oder Diskussion aufzunehmen. Meist durch eine Lektüre-Empfehlung: „Da ist mir eingefallen…“ Damals begann ich, all diese Lesetipps in meinen Mitschriften aufzunehmen, als Randbemerkung, eingekringelt und mit einem dicken L versehen. Ich zehrte noch Jahre nach dem Abitur von diesen Hinweisen bei Bücherkauf und Lektüre. Auf Heisenberg kamen wir, glaube ich, als gerade die griechischen Lyriker dran waren.

die Kaltmamsell

14 Kommentare zu „Geist“

  1. Wolfgang meint:

    Wunderbare Geschichte von deinem Griechischlehrer (und wieso bin ich wohl nicht überrascht, dass du Griechisch hattest?). Für mich war der Nusser mein Musiklehrer – mit dem ich heute noch manchmal über Bücher rede.
    Erschreckend ist vielleicht nur, dass die alle noch da sind (und dass meine Kinder ihn vielleicht auch noch haben werden….)

  2. meike meint:

    wiedereinmal bin ich traurig, nicht griechisch gehabt zu haben (obwohl sich meine kleine seele schon damals danach sehnte, schließlich war ich als pubertierendes mädchen nicht in einen popstar, sondern in alexander den großen verliebt…)

    bitte bitte, seid meine "Nussers".

  3. Anke meint:

    Ein Freund von mir hat mal seinen Hund Heisenberg getauft, weil der so schwarz war, dass man ihn nachts kaum noch sehen konnte, vor allem, wenn er sich bewegt hat. Stichwort "Unschärfetheorie".

    (Ja, ich weiß, ist ein nicht unbedingt Topic-bezogener Kommentar. Wie ich sowas in meinem Blog hasse :-)

  4. die Kaltmamsell meint:

    "Was man nicht vorlesen kann, darf man nicht schreiben."
    Wittgenstein zum Binnen-I
    (HÄTTE er zumindest sagen können. Oder sollen.)

    Anke, diesen Freund würde ich gerne kennenlernen. Ich dachte immer, nur mir fiele sowas ein. Weil ich doch zum Beispiel nur wegen Shakespeare hin und wieder gelbe Socken trage.

  5. Anke meint:

    Okay, ich geb auf — wieso gelbe Socken wegen Shakespeare?

  6. die Kaltmamsell meint:

    Malvolio in Twelfth Night. Der soll als ganz besonders uncool charakterisiert werden, als Provinz-Geck. Der sich mit yellow stockings herausputzt und nicht mal merkt, dass das gnadenlos out ist.

  7. Elke Sisco meint:

    Da muß ich mich jetzt aber beschweren: in dem Artikel geht es um Bildung, und er schreibt "eins der schönsten Bücher sind …"

    Nee, nee, des geht aber nich. Mecker, mecker. (Okay, ich hör schon auf.)

  8. die Kaltmamsell meint:

    Elke, er meint "schön" im Sinne von "ein schöner Wein".
    Meike, mir hat kürzliche eine eigenwillige Frau ein Buch geschenkt, Die Herzogin von Bloomsbury Street. Schlag mal Seite 66 auf. Unten schreibt dort Helene Hanff: "Von Q (Quiller-Couch) habe ich meine ganze höhere Schulbildung." Ich glaube, außerhalb des Gymnasiums kann es fast nur so funktionieren, wie es Hanff im folgenden schildert.
    Und den Alexander mögen wir eigentlich nicht, den brutalen Bauern. Vielleicht magst Du ja mal mit einer Thukydides-Übersetzung anfangen?
    Geschichte des Peloponnesischen Krieges
    Diese Ausgabe hat auch ein feines Register und eine Landkarte zum Rausnehmen.
    Alexander fändest Du allerdings eher bei Herodot.

  9. meike meint:

    liebste kaltmammsel,
    ich kann immer mehrere "nussers" vertragen – deswegen mag ich ja auch die helene.
    und was den alex betrifft. das war jugendliche schwärmerei – mir ging es um die sexszenen.
    grinsend
    meike

  10. Elke Sisco meint:

    Meine Beschwerde bezieht sich nur auf die Grammatik, nicht den Inhalt. Es muß heißen: eins der schönsten Bücher IST. Nicht sind. Das Subjekt "eins" ist Singular, folglich muß auch das Verb Singular sein. Ist, nicht sind.

    Komisch, daß das außer mir keiner merkt.

  11. die Kaltmamsell meint:

    Ach so. Ich hatte "sind" auf "Erinnerungen" bezogen.
    "Eines der schönsten Bücher ist die Erinnerungen…" nee, liest sich erheblich falscher …

  12. Elke Sisco meint:

    Das ist dem Schreiber des Artikels wohl auch so gegangen. Wenn er den Buchtitel in Anführungszeichen gesetzt hätte, hätt er’s vielleicht eher gemerkt. Aber der Korrekturleser, der hätte es doch echt merken sollen! Bei der Zeit, noch dazu, Mönsch!
    Hab ich von meinem Vater, die sprachliche Korinthenkackerei. Bin die letzten Tage grad am Sinnieren darüber, daß sich die meisten Frauen in ihre Mütter verwandeln, während aus mir mein Vater wird. Was will uns der Künstler damit sagen …?

  13. san meint:

    Der Link funktionierte nicht.. aber es gibt ihn noch! Gr, L und D.
    Fast wie Gregorius aus Nachtzug aus Lissabon. Spannend irgendwie, weil es ihn nach so langer Zeit noch gibt, weil er ein wunderbarer Lehrer gewesen sein muss und vielleicht noch ist, weil seine Literaturtipps faszinieren, weil Gregorius spannend war und Portugal….

  14. die Kaltmamsell meint:

    Danke für den Hinweis, san, auch wenn er meinen verehrten Griechischlehrer mit dem Nachtzug-aus-Lissabon-Vergleich eher beleidigt: Ich habe ihn weder als weltfremd noch als technikfeindlich in Erinnerung, ganz im Gegenteil.
    Hier und hier taucht Herr Nusser derzeit aktiv auf.

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