Reverse reverse psychology

Freitag, 12. Oktober 2007 um 16:49

Stephen Fry erzählt, wie er lernte, auf Komplimente höflich zu reagieren:

If anyone praised me in my early days as a comedy performer I would say, “Oh, nonsense. Shut up. No really, I was dreadful.” I remember going through this red-faced shuffle in the presence of the mighty John Cleese who upbraided me the moment we were alone.
‘You genuinely think you’re being polite and modest, don’t you?’
‘Well, you know …’
‘Don’t you see that when someone hears their compliments contradicted they naturally assume that you must think them a fool? Suppose you went up to a pianist after a recital and told him how much you had enjoyed his performance and he replied, “rubbish, I was awful!” You would go away thinking you were a poor judge of musicianship and that he thought you an idiot.’
‘Yes, but I can’t agree with someone if they praise me, that would sound so cocky. And anyway, suppose I do think I was awful?’ (which most of the time performers do think of themselves, of course.)
‘It’s so simple. You just say thank you. You just thank them. How hard is that?’

Und mir fällt ein, wie mich vor vielen Jahren jemand zum selben Ergebnis brachte:
Die ausgesprochen herzliche Mutter eines Mitabiturienten hatte mir ein Kompliment gemacht – jetzt erinnere ich mich auch wieder, wofür: für den selbstgestrickten Pulli, den ich trug. Ich wehrte sofort aber ehrlich ab: „Doch nur aus Resten“, „ganz schnell und schlampig hochgenadelt“ etc. Woraufhin die liebe Frau eine versonnene Bemerkung machte, wie bescheiden ich doch immer auf Lob reagierte. Das war mir sehr peinlich: Ich? Bescheiden? Von Stund an fürchtete ich, durch die Abwehr von Komplimenten den völlig falschen Eindruck von Bescheidenheit zu erwecken – und erzog mich aller Macht dazu, konsequent und jedes Mal auf Lob und Komplimente mit einem schlichten, freundlichen Dank zu reagieren.

(Stephen Fry blogt!)

die Kaltmamsell

6 Kommentare zu „Reverse reverse psychology“

  1. walküre meint:

    Ich kenne verdammt viele Frauen, die auf Lob beispielsweise der Kochkünste wegen reflexartig mit einer abwehrenden Aufzählung dessen, was alles beim Kochen schiefgelaufen ist, reagieren. Haben Sie übrigens schon mal beobachtet, wie schön es ist, durch echte, gezeigte Freude jemanden zum Strahlen zu bringen, der einem ein ebenfalls ehrliches und großes Kompliment gemacht hat ?

  2. mo meint:

    ein versuch:

    frau kaltmamsell,

    ich komme immer wieder her. sehr gerne. und lese hier aus der bunten reihe ihres lebens. traurigesklugesseltenesenglischesbizarresaltäglichesundsovielesmehr. ja. ich komme immer wieder her.

    mo

  3. die Kaltmamsell meint:

    Ja, Frau Walküre, es hat was von Geschenke annehmen: Zu viel “das wäre doch nicht nötig gewesen” schmeißt dem Schenker das Geschenk ins Gesicht.

    Das freut mich sehr, lieber mo, vielen Dank.

  4. capillarubra meint:

    Ich hab das als Austauschstudent gelernt. Dem ewigen “Wie gut du doch unsere Sprache sprichst.” entkommt man nur durch “Danke schön!”
    (Nein, auf Standardfragen flüssig Reagieren ist bei weitem noch nicht gut Sprechen. Aber das zu erklären dauert einfach viel zu lange.)

  5. Nachtgedanken meint:

    Tausend Dank, liebe Frau Kaltmamsell, für den Hinweis auf Stephen Frys Blog. Da wär ich im Lebe net drauf gekommen, mal danach zu suchen.
    Und danke für all die anderen Hinweise, Rezepte, Lebensweisheiten, Alltagsgeschichten.

  6. stefanolix meint:

    Schlicht und freundlich: das passt als Reaktion wohl auch am besten auf manches Lob, das eigentlich nicht als Lob gemeint war …

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