Journal Freitag, 12. September 2014 – italienische Entdeckung
Samstag, 13. September 2014 um 10:26Nachts eine Weile halbwach gelegen, weil mein Hirn statt zu schlafen Küchenausbau und -umräumen planen wollte.
Morgens vom Wecker aus Tiefschlaf gerissen worden.
Crosstrainerstrampeln zu immer stärkerem Regenrauschen.
§
Die Unternehmensstruktur in manchen besonders durchoptimierten Großunternehmen lässt mich an das spanische Hofzeremoniell denken: Immer weitere Abteilungen für Change Management, Prozessoptimierung, Qualitätssicherung – das hat schon was von einem System, das zum einen dazu gedacht war, möglichst vielen Menschen eine Aufgabe zu geben, mit der sie sich ausreichend anerkannt und wichtig fühlen und die sie nährt, zum anderen der Selbstbestätigung der Insitution diente.
§
Dies hier wurde mir auf Twitter nahegebracht durch den Titel:
“Kunst lieben leicht gemacht.”
“We go to the gallery!”
§
Abends ging ich mit dem Mitbewohner aus: Italienisch essen, und zwar in das Lokal, über dem ich arbeite. Aus dem Fenster hatte ich viele Monate den Betrieb im Biergarten gesehen und gehört, mit seinen italienischen Kellnern – keiner davon jung, alle mit weißem Hemd und Krawatte – und seiner emsigen Professionalität.
Ob der Wirt vormittags eindecken ließ oder nicht, verriet mir die Wetteraussichten für den Nachmittag besser als jede Wetterfroschleiter.
Auch hatte ich dort bereits Kleinigkeiten gegessen, deren Qualität ahnen ließ, dass die Küche mehr konnte als die meist bestellten Pizzen. Auf anständige italienische Hausmannskost wies auch die Tageskarte hin, die ich mir hin und wieder ansah: immer saisonal ausgerichtet und mit großer Bandbreite. Nicht zuletzt machte auch das Hintergrundpersonal, dem ich hin und wieder im Müllkeller begegnete, einen freundlichen und gepflegten Eindruck.
Wir bestellten beide das fünfgängige “Überraschungsmenü” und aßen wirklich gut. Ich hatte vorsichtig gefragt, ob denn auch Kalabresisches im Menü sein würde (auf seiner Speisekarte an der Straße gibt das Lokal diesen Schwerpunkt an), und der weißhaarige Kellner sicherte uns das zu. Er bat uns, zwischen Fisch und Fleisch zu wählen, wir entschieden uns für Fisch.
(Ich bitte um Verzeihung für die Bildqualität: Wir saßen sehr schön und kuschlig an der Fensterfront, aber dadurch auch weit weg von Beleuchtung.)
Als Start gebratene Steinpilze auf Salat: Wunderbar saftige und aromatische Pilze, schön bittere Salatstreifen.
Roher Thunfisch mit Meeresfrüchtesalat – frisch und rund mit fruchtigem Olivenöl.
Hausgemachte Ravioli mit Steinpilzfüllung, einer klaren Tomatensoße und Thymian – schöne Kombination von Wald und säuerlich. Das Mozzarellabröckerl hätte es nicht mal gebraucht, doch es lehrte mich, dass die hier verwendete Mozzarella von hoher Qualität ist.
Und dann der Knaller: Die kalabresische Fischsuppe – riesige Stücke saftiger Fisch, darauf ein Garnelenschwanz, in angenehm scharfer Brühe.
Nachtisch gab’s auch noch: Ein Orangen-Tiramisu, wunderbar fruchtig, mit ein wenig Obstsalat.
Als Wein empfahl uns der Kellner einen schlichten Trebbiano d’Abruzzo, der die Tagesemfehlung und gut war. Auf ausführlichere Diskussionen darüber war er offensichtlich nicht eingestellt. Doch da das Lokal in erster Linie pizzahungrige Laufkundschaft bedient, nehme ich an, dass wir uns dort erst ein wenig bekannt machen müssen um herauszufinden, ob der Wirt vielleicht doch einen interessanten Weinkeller hat. (Über den Aperitiv, der als Prosecco mit Maracuja, Ingwer und Minze angekündigt war, dann aber wie ein schichtes Prosecco-Maracuja-Schorle daher kam, sagen wir jetzt mal einfach nichts. Außer, dass ich es hiermit doch getan habe.)
Gutes kann ich auch über den abschließenden Espresso sagen, ein aromatischer Fingerhut voll. Und dann bekamen wir auch noch einen Limoncello und ein Gläschen Grappa ausgegeben.
Ich möchte doch SO gerne auch mal selbst einen Restaurantgeheimtipp entdecken. Nach nur einem Besuch lässt sich das natürlich nicht beurteilen, aber hier könnte ich einem auf der Spur sein.
die Kaltmamsell3 Kommentare zu „Journal Freitag, 12. September 2014 – italienische Entdeckung“
Sie möchten gerne einen Kommentar hinterlassen, scheuen aber die Mühe einer Formulierung? Dann nutzen Sie doch den KOMMENTAROMAT! Ein Klick auf einen der Buttons unten trägt automatisch die gewählte Reaktion in das Kommentarfeld ein, Sternchen darüber und darunter kennzeichnen den Text als KOMMENTAROMAT-generiert. Sie müssen nur noch die Pflichtfelder "Name" und "E-Mail" ausfüllen und den Kommentar abschicken.
13. September 2014 um 14:12
Frage mich neben vielem anderen nun noch ob es kalabrisch oder kalabresisch heisst. Das Internet gibt (mir) keine zufriedenstellende Antwort.
Das Essen sieht gut aus und hört sich noch viel besser an. Ich drück’ die Daumen für den Geheimtip.
13. September 2014 um 22:08
Seit einigen Wochen verfolge ich deine Journal-Einträge im Blog und finde sie sehr inspirierend. danke fürs teilen.
15. September 2014 um 14:39
Jetzt möchte ich Fischsuppe essen.