Journal Samstag/Sonntag, 11./12. Oktober 2014 – Herdüberforderung

Montag, 13. Oktober 2014 um 6:38

Die Folgen der Migräne spürte ich am Samstag noch deutlich. Mein Vater war so nett, uns mit dem Auto nach Petershausen zu fahren und ersparte uns so zumindest die Ersatzbuszockelei über die Dörfer (immer noch Baustelle, immer noch Schienenersatzverkehr). Am Bahnhof warteten wir auf die nächste Verbindung nach München, die die App der Münchner Verkehrsbetriebe mir anzeigte. Zum Glück wies uns nach 20 Minuten Warten ein Bahnangestellter darauf hin, dass diese nicht fahren würde, sonst würde ich immer noch warten.

Daheim kurz etwas gegessen, dann gleich wieder ins Bett.

§

Zwei Stunden tiefer Schlaf beseitigten die Migränenachwirkungen, ich war abends fit genug zum Kochen: Griechischer Auberginenauflauf.
Nach einer halben Stunde Braterei hatte ich gerade die letzte Pfanne voll Auberginenscheiben auf dem niegelnagelneuen Herd (daneben köchelte leise die Tomatensauce), als die Anzeige eine Fehlermeldung blinkte: F2. Nachblättern in der Gebrauchsanweisung ergab:

Auf mehreren Kochstellen wurde über längere Zeit,(sic) mit hoher Leistung gekocht. Zum Schutz der Elektronik wurde die Kochstelle abgeschaltet.

Das kann ja heiter werden, wenn der neue Siemens-Herd bereits damit überfordert ist – keine der beiden benutzten Platten war auf voller Leistung gelaufen. Sollte ich mal auf Zeit kochen (weil ich Gäste habe oder Verschiedenes gleichzeitig fertigwerden soll), kann ich es gar nicht brauchen, wenn der Herd sich zwischendurch ein Viertelstündchen erholen muss.

Der resultierende Auberginenauflauf war dennoch köstlich.

141011_Auberginenauflauf_2

§

Sonntag nach unruhiger Nacht (um zwei hatte sich ein Grüppchen junger Menschen den Hinterhof unter meinem Schlafzimmerfenster für eine fröhliche Unterhaltung ausgesucht) Morgenkaffee zu knallblauem Himmel und Sonnenschein.

Ich schrieb fürs Techniktagebuch auf, wie mein Elektrikervater mal unserer Band mit preisgünstigen Kabeln aushalf.

§

Raus in die Sonne zu einem Isarlauf. Die Strecke Wittelsbacherbrücke – Großhesselohe und zurück war wundervoll, wenn auch an diesem warmen Sonntagvormittag so stark frequentiert, dass ich einige Abschnitte Hundeslalom lief.

§

Daheim eine vierfache Menge Cranberrycookies gebacken: In adrette Tütchen verpackt mit einem Schild “Gruß aus der neuen Küche” sollen sie die Nachbarn für den Lärm des Umbaus entschädigen.

§

Die nachmittäglichen Sonnenstrahlen im Rosengarten über Buch und Wochenendzeitung genossen. Auch hier war ich nicht die einzige mit dieser Idee.

141012_Rosengarten_1

141012_Rosengarten_3

§

Abends bekamen die Rondini aus dem Ernteanteil nochmal eine Chance, diese Kanonenkugeln an Kürbiszüchtung, die sich vor allem durch nicht essbare Schale und völlige Abwesenheit von Eigengeschmack auszeichnen.

141012_Rondini

Jawoll, so kann man sie lassen, mit gut gewürztem Hackfleisch samt Feta gefüllt (Koch: Mitbewohner). Die Male davor hatten wir sie gemäß Spielanleitung eingestochen und in Wasser gekocht, dann ausgelöffelt – wenn Kürbisse eh schon nach nicht viel schmecken, ist das der kürbissigste von allen.

Dessert: Lassen Sie uns über Speiseeis sprechen. Ich bevorzuge eigentlich andere Süßigkeiten, aber der Mitbewohner hat im Biosupermarkt Roggenkamp Organics aufgetan (keine Deep Links möglich, Ihr Flash-Honks!): Das Mangosorbet ist das beste Mangoeis, das ich je gegessen habe. Und das Karamell-Eis ist was völlig Neues und schmeckt fabelhaft: Eher krümeliges Sahneeis, gerade nicht cremig, mit fließendem Karamell dazwischen.

§

Dazu der völlig abgefahrene Tatort “Im Schmerz geboren”, scheinbar punktgenau für das halbseiden gebildete Publikum meiner Twittertimeline gemacht (mich eingeschlossen): Ich war begeistert. Als ich in den Ankündigungen von zahlreichen Anspielungen quer durch die Filmgeschichte und klassischer Musik gelesen hatte, fürchtete ich große Peinlichkeit. Doch das Drehbuch von Michael Proehl nimmt die Shakespearewelt samt Chorus und Blankvers, legt immer wieder ikonische Filmfolien vor allem aus der Westerngeschichte darüber und thematisiert das Ganze mit Leichtigkeit und nebenher. Ein Krimi war das nicht, schon gar nicht in irgendeiner Weise realistisch – sondern großes Theater. Inklusive Ocean’s Eleven in Wiesbaden.
Vielleicht mögen Sie ihn in der Mediathek nachholen?

§

Dann hat man also einen Nobelpreis gewonnen – großartig, super, lebensverändernd! Letzteres allerdings auch in Situationen, auf die man vorher nie gekommen wäre.
“What It’s Like to Carry Your Nobel Prize through Airport Security”.

die Kaltmamsell

20 Kommentare zu „Journal Samstag/Sonntag, 11./12. Oktober 2014 – Herdüberforderung“

  1. Julia meint:

    Ja, Wiesbaden rockt! :) Ich werde nie mehr so unbedarft an der Spielbank entlangjoggen können…

  2. Sebastian meint:

    Ich empfehle die Anschaffung eines Campingkochers zur überbrückung der Viertelstunde. Die High Tech Diva wird wegen dem Outdoortrampel so sauer sein, dass se ihr Yoga künftig lässt.

    Bedaure ansonsten kein geschädigter Nachbar zu sein (Fence Post Shuffle) und Rondini literarkulinarisch ignoriert zu haben .

  3. AnnJ meint:

    Rosengarten/Westpark? Dann war ich da am Sonntag leider zu früh unterwegs, um der werten Frau Kaltmamsell persönlich zu begegnen. (Ich hoffe da immer noch darauf!)

    Ein neuer Herd, der mit zwei genutzten Herdplatten – und die noch nicht einmal ausgereizt – überfordert ist? Ich würde sofort die korrekte Installation bezweifeln! Vielleicht nochmal kontrollieren lassen? Oder die Herdsicherung?

  4. die Kaltmamsell meint:

    Seit gestern bin ich überzeugt, dass Wiesbaden ein brandgefährliches Pflaster ist, Julia.

    Noch wären übrige Cookies da, Sebastian, ich könnte heute Abend welche mitbringen. Erpressung durch Campingkocher klingt sinnvoll.

    Nicht Westpark, Annj, sondern der Giesinger Rosengarten an der Isar.

  5. New Number 2 meint:

    Das Erlebte mit Ihrem neuen Herd bringt mich wieder zur Überzeugung, dass heutige Küchengeräte durch die Bank für die junge “Aufwärm- und Auftaugesellschaft” konzipiert und Küchen nur noch als Statussymbol überhaupt in einer Wohnung installiert sind (Mikrowelle im Schlafzimmer reicht wohl den meisten Menschen vollkommen).

  6. Pfiffika meint:

    Hat der neue Herd evtl.Sensorbedien-“Tatscher” auf dem Kochfeld selber?
    Wenn ja: Hat es beim Vorsichhinblubbern evtl. auf eines dieses Bedienfelder eine Spritzer gegeben?
    wenn ja: Felder trocken wischen, Herd wieder anmachen und weiter geht der Spaß :-)

  7. die Kaltmamsell meint:

    Ja, Pfiffika, es wird getatscht (PIEP! PIEP!) – weswegen ich als Erstes das Bedienfeld überprüfte: Nein, keine Spritzer. Aber rund um den Tomatensoßentopf, klar – das sollte doch aber nichts ausmachen?

  8. Dentaku meint:

    Das Überhitzungsproblem hatte ich beim Induktionsherd am Anfang auch hin und wieder. Es stellte sich heraus, dass ich die direkt darunterliegende Besteckschublade zu voll mit Messern und Kochlöffeln geladen hatte, so dass die Lüftung blockiert war.

  9. adelhaid meint:

    also, da würde ich aber auch schnurstracks die küchenplanerin wieder auf den plan rufen und das überprüfen lassen. so wird das ja wohl nix!

    (schreibt die, die gestern zwei öfen und vier flammen gleichzeitig am laufen hatte)

  10. Sebastian meint:

    Ja, ich täte da auch mal freundlich fragen. Evtl. geht es auch gar nicht um die Überhitzung des Herds selbst, sondern um die der Elektronik rund ums Bedienfeld (wenn man z.B. einen heißen Tropf kurz draufzieht). Wasserspritzer und so weiter führen auch schon mal zu Abschaltungen, aber dann sollte nicht so ein Meldung kommen und es wie Pfiffika sagt gleich wieder gehen.

    Über Mikrowellen im Schlafzimmer würde ich gerne mehr wissen, New Number 2. Haben das wirklich die meisten? Warum? Dort?

  11. frauziefle meint:

    ich fasse es nicht – moderne Herde heizen nicht?
    Nur zu gut erinnere ich mich an einen selbstangeschlossenen, (nicht ich, die Umzugshelfer-Herren wollten glänzen und haben übersehen, dass aus der Wand die Kabel nicht in den üblichen Farben kamen, sondern in antiken, patinaüberzogenen, aber man hätte ja einen Phasenprüfer…), und sie schlossen an und schlossen 2 Phasen zusammen und wir hatten die allerschnellste Espressokochplatte aller Zeiten.
    Rotglühend nach rund 30 Sekunden.
    (in einem unbeobachteten Augenblick habe ich das ganze dann umangeschlossen, heut würd ich mich das wahrscheinlich auch nicht mehr einfach so trauen).

    Und Tatort: das war die wohl perfekteste Kreuzung aus Shakespeare und Max Payne, inklusive bullet time, also des ersten Teils des Spieles! https://de.wikipedia.org/wiki/Max_Payne
    Alleine der Titel…..

    Sehr grandios.

  12. Kitty meint:

    War das Induktion? Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Gusseisenpfannen und schwere Bräter den Herd zu warm machen, weil sie selbst die Hitze stark speichern.

  13. die Kaltmamsell meint:

    Nein, keine Induktion, Kitty, normales Ceran-Kochfeld.
    Die Küchenplanerin reagierte mit Gewitzel auf meine Anfrage – ob ich denn alle vier Platten auf 9 hätte laufen lassen. Obwohl ich ihr geschrieben hatte, dass es sich um zwei Platten handelte, keine auf volle Pulle.

    Und ich hatte nicht mal meinen Elektikerpapa rangelassen, frauziefle, (der nicht mal beleidigt deswegen war), sondern ausschließlich den von der Küchenplanerin beauftragten Elektriker.

    Nun gut – möge das eine Ausnahme gewesen sein. Beim nächsten Mal gibt’s Rabatz.

  14. Trippmadam meint:

    “Halbseiden gebildet” ist schön. Darf ich das stehlen?

  15. New Number 2 meint:

    @Sebastian: Na, damit sie beim Serien-Season-Marathon-sehen nicht mehr extra aus dem Bett und in die Küche zum Essen holen müssen. Da kenne ich schon ein paar.

    Nicht uns, denn wir nutzen unseren Kombidampfgarer und unsere schönen 70cm-Induktionsfelder (AEG) quasi im Dauereinsatz. Gestern erst von unserem Quitenbaum Gelee und Quitten-Tomaten-Pastinaken-Quiche (alles aus dem Garten) auf Hefeteig (nicht aus dem Garten) gemacht. Schmeckte extrem lecker (auch unseren Kindern).

  16. Kitty Koma meint:

    Verlesen des Abends: Champagnerkocher statt Campingkocher.

  17. Georg meint:

    Dieses Verhalten würde ich dem Herd nicht durchgehen lassen, da soll der Lieferant/Elektriker nachbessern. Für mich erfüllt ein Herd, der gleichzeitiges Betreiben von zwei Kochstellen auf mittlerer Leistung auf Dauer nicht zuläßt, die Definition von “kaputt”.

    Mich wundert übrigens ein bißchen die Aussage der Küchenplanerin, Induktionskochfelder seien für einen Anschluß 1x230V mit 16A nicht geeignet. Technische Gründe gibt es meines Wissens nicht (die Steuerung ist eh digital, da könnte man auch eine Konfigurationsoption einbauen, die für solche Anschlüsse sicherstellt, daß nicht zu viel Leistung gezogen wird, und eben nicht alle Funktionen gleichzeitig gehen). Eigentlich müßte auch ein Markt da sein: Es gibt ja viele Altbauwohnungen mit veralteter Elektrik, und meistens braucht man ja nicht alle Platten gleichzeitig. Warum bietet also kein Hersteller so etwas an?

  18. die Kaltmamsell meint:

    Gerne, Trippmadam!

  19. Trulla meint:

    Ich war nach allem vorher Gelesenen skeptisch, diesen Tatort (war das einer?) zu gucken, auch gefielen mir die vorhergehenden Folgen mit Tukur als Kommissar Murot nicht sonderlich gut. Aber dieser: einfach grandios! Fesselnd von der ersten bis zur letzten Minute. Über die Darsteller (Matthes verehre ich besonders) gibt es nur Lobendes zu sagen, die Musik war phantastisch, passgenau zur Szene (und ich verabscheue im Allgemeinen die oft zu laute Untermalung der Sprache). Buch und Regie haben es verstanden, die Zitate niemals peinlich werden zu lassen, obwohl das sicher eine Gratwanderung war. Ja, so kann, so sollte Theater sein.

    Übrigens finde ich, dass Ihr Ausdruck “abgefahren” für dieses Fernsehereignis tatsächlich am besten passt, Frau Kaltmamsell.

  20. manufacta meint:

    grossartigstes Kino dieser Tatort. und hier noch ein kleiner Nachtisch ;)
    https://www.youtube.com/watch?v=XhobSQnLjzM

Sie möchten gerne einen Kommentar hinterlassen, scheuen aber die Mühe einer Formulierung? Dann nutzen Sie doch den KOMMENTAROMAT! Ein Klick auf einen der Buttons unten trägt automatisch die gewählte Reaktion in das Kommentarfeld ein, Sternchen darüber und darunter kennzeichnen den Text als KOMMENTAROMAT-generiert. Sie müssen nur noch die Pflichtfelder "Name" und "E-Mail" ausfüllen und den Kommentar abschicken.