Pfarrer, Ärzte und Lehrer

Donnerstag, 5. Februar 2004 um 11:40

Es gibt in Deutschland drei Berufsgruppen, denen die Gesellschaft nicht verzeiht, wenn sie durch etwas anderes als selbstlosen Idealismus motiviert sind:
Pfarrer, Ärzte, Lehrer

„Wieso hast Du eigentlich BWL studiert?“ „Na ja, ich dachte mir, damit kannst Du immer mal was anfangen…“
Völlig in Ordnung, da sagt keiner was.

„War Bäcker eigentlich dein Traumberuf?“ „Ach, das war damals sauschwer überhaupt eine Lehrstelle zu kriegen, und da hat mir ein Freund von meinen Eltern bei sich in der Bäckerei was verschafft. Aber jetzt gefällt’s mir schon.“
Ist akzeptiert.

Ganz anders aber:

„In Polen ist Pfarrer halt so ziemlich der einzige krisensichere Job.“
?!
Habe ich vor ein paar Jahren fast wörtlich von einem Priesterseminaristen gehört. Das geht natürlich gar nicht.

„Ach weißt du, ich hab am liebsten einen Schreibtisch zwischen mir und dem Patienten.“
Diese Doktoressa hat das mit einer Stelle in einem Gesundheitsamt auch bekommen. Aber: Wie bitte?

„Nee, Aufsicht bei der Schullandheim-Fahrt mach ich nicht mehr. Eine ganze Woche weg von der Familie, und dann muss ich ja alles aus der eigenen Kasse zahlen.“
Da fehlt’s ja wohl an der richtigen Einstellung!

Ich glaube, deshalb hat das Ansehen dieser Berufsgruppen in den letzten Jahren auch so gelitten. Na gut, katholische Pfarrer gibt’s ja fast nicht mehr. Aber Ärzte und Lehrer werden immer schräger angeschaut. Weil sie sich immer mehr verhalten, als hätten sie einen Beruf wie jeder andere. Und schon werden sie darauf reduziert: „Der will den Patienten ja bloß das Geld aus der Tasche ziehen“, beziehungsweise „der will sich ja bloß um die Arbeit drücken“.

Folgen- und einflussreiche Tätigkeiten sind auch die von Elektrikern, Architekten oder Krankenschwestern. Wäre es nicht eine Idee, einfach auch bei Pfarrern, Ärzten und Lehrern davon auszugehen, dass es da Gute und Schlechte gibt, Faule und Fleißige, Idealisten und Realisten, Motivierte und Lahme?

die Kaltmamsell

12 Kommentare zu „Pfarrer, Ärzte und Lehrer“

  1. tom meint:

    gehe auf die bildungsmesse nach köln und spreche dort mit lehrer/innen. ich sage nur "Horst Schroth: Null Fehler", da ist alles drin gesagt.

  2. Stefan meint:

    Ich finde es richtig, dass ein Arzt gut (und auch besser als andere Hochschulabsolventen) verdient. Ich finde es nicht richtig, dass er dazu Unternehmer sein muss.

    Stefan

  3. Gerhard meint:

    Da siehst Du´s mal wieder beim Lehrer, Familie hindert an verantworlicher Berufsausübung. Her mit dem Zölibat also auch für Lehrer, Ärzte, Schichtarbeiter!

  4. Stefan meint:

    Hallo Gerhard –> und woher sollen dann bitte die späteren Lehrer, Ärzte und Schichtarbeiter kommen? :-)

  5. Thuner meint:

    Sag mal einem Linksintellektuellen, dass Du BWL und nicht irgendwas Richtung Phil I studiert hast…

  6. Gerhard meint:

    Zölibat bedeutet Ehelosigkeit, nicht Kinderlosigkeit, das wurde wissenschaftlich, dass heisst unter kontrollierten Bedingungen und wiederholbar, belegt. Da kommen dann auch die neuen Lehrer, Ärzte, Schichtarbeiter her. Ich meine, Pfarrer gibt es ja auch immer wieder neue. Oder wie?

  7. Stefan meint:

    Auf jeden Fall bedeutet "Zölibat" erschwerte Bedingungen für die Zeugung und Erziehung des Nachwuchses. Und wenn Du für immer mehr Berufsgruppen den Zölibat forderst, haben wir irgendwann noch weniger Kinder (wobei ja durch die Steuerpolitik schon genug Kinder verhütet werden).

  8. die Kaltmamsell meint:

    thuner, dann heul doch!

  9. Wolfgang meint:

    Tschuldigung, falls ich ein bisschen ernsthaft drauf antworte. Aber das Problem der drei Berufe (und da hat die Bedienung ja recht in der Beschreibung des Problems) ist imho vor allem die unklare Abgrenzung von Beruf und Freizeit
    – weiß das, wollte mal (ev.) Pfarrer werden und meine Liebste Lehrerin –.

    Eine Lösung kann je individuell nur sein, da für sich selbst klare Regeln zu definieren.
    Eine Freundin von mir hat bei ihrer ersten Pfarrstelle deutlich gesagt, was von dem, was sie tut, Dienst ist und was sie ehrenamtlich (=freiwillig) macht. Und das Letztere konnte sie dann auch mal lassen. Hat gut geklappt.

  10. Thuner meint:

    Nur zur Klarstellung: Ich bin Ingenieur, mir fällt aber auf, dass wenn ich erzähle, was ich studiert habe, dann werde ich zwar vielleicht als Umweltverschmutzer taxiert, nie aber als Asozialer…

  11. meike meint:

    AHA, wolfgang. aha. es liegt an der unklaren abgrenzung von beruf und freizeit. damit schlage ich mich auch gerade bloggenderweise herum. hat wohl was mit berufung zutun. weder regeln noch zölibat erscheinen mir eine sinnvolle lösung. vielleicht sollte man es einfach nur genießen?

  12. Günter Komoll meint:

    gelöscht von Kaltmamsell: Nö, Günter Komoll, Ihr Geschwurbel amüsiert mich zwar, weil es mich an einige Passagen aus Das Leben des Brian erinnert – aber das veröffentlichen Sie bitte hübsch auf Ihrer eigenen Website, nicht hier.

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