Familienalbum – 27: Wieder Kinderfasching
Montag, 4. Februar 2008 um 9:24Ganz rechts Klein-Kaltmamsell als Pipi Langstrumpf, ich schätze fünfjährig, also muss das 1972 gewesen sein.
Neben mir steht der Berndi, der böse Bub des Wohnblocks, den alle Kinder fürchteten. Er war zerstörerisch und aggressiv, die etwa 15 weiteren Kinder im Block gingen ihm aus dem Weg. Meine Mutter erzählt, sie habe mir erklärt, dass er vielleicht deshalb so böse war, weil wir ihn nie mitspielen ließen (sie hatte außerdem mitbekommen, dass Berndi von seinem Vater regelmäßig durchgeprügelt wurde, aber das erzählte sie mir erst viel später). Ihre Erklärung habe mir eingeleuchtet. Da die anderen Kinder sich davon aber nicht hätten beeindrucken lassen, habe ich halt als einzige mit ihm gespielt. Das war, ein wenig erinnere ich mich, immer recht aufregend, denn der Berndi war wild und komplett furchtlos, kletterte auf die höchsten Bäume, radelte über die buckligsten Wege, traute sich in die dunkelsten Bunker (gab es damals noch einige in der Nähe) – ich immer mit. Dass ich eines Sommers beim Mitfahren auf dem Gepäckständer seines Kinderrades die nackten Zehen in die Speichen brachte, war wirklich nicht seine Schuld. Als wir in einen anderen Wohnblock zogen, trennten sich unsere Wege.
Der zweite Indianer ist der Sohn einer Freundin meiner Mutter, ich erinnere mich nicht mal an seinen Namen. Das Mädchen im Hintergrund erkenne ich nicht. Doch die kleine Piroschka ganz links im Eck (gibt es heute noch als Ungarin verkleidete Kinder?) war die zarte, vorsichtige Heike, ein Nachbarmädchen.
Über das Balkongitter hinweg erkennt man neben zertrampeltem Schnee (wir spielten halt wirklich viel draußen) die Rohbauten einer Reihenhaussiedlung.
Nachtrag: Erst jetzt bemerke ich den Topf auf dem Fensterbrett: Das Glas Senf daneben weist darauf hin, dass es sich um einen Topf voll Würschtl handelt – neben Krapfen die Standard-Verköstigung auf einem Kinderfasching.
die Kaltmamsell6 Kommentare zu „Familienalbum – 27: Wieder Kinderfasching“
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4. Februar 2008 um 9:30
Ob die kaltmamsell die schöne dekorative zahnlücke heute auch noch hat…?es ist jedenfalls besser, durch den furchtlosen berndi geprägt worden zu sein als durch diese schrecklichen eltern, die immer “LAAANGSAM!” schreien, wenn ihr kind sich sportlich und damit rennend die welt erobert-sinn haben solche rufe eh´nicht und würden (hätten sie einen) nur dazu führen, dass die welt aus lauter furchtsamen, visionslosen beamtendenkern(und -innen) bestünde.
4. Februar 2008 um 12:26
Nett, erinnere mich, allerdings als Mama, die diese Events organisierte. War sehr anstrengend.
4. Februar 2008 um 16:31
ich seh die pipi nicht!
4. Februar 2008 um 19:02
Tja, damals haben die Bälger noch einen echten Senf gegessen zu die Würscht und ned an Ketschup.
@sebastian: Sommersprossen und Zöpfe, pipiiger geht#s nimmer.
*sinnier* ob die Kaltmamsell die Sprossen heute noch hat?
5. Februar 2008 um 10:25
Vielleicht wollen diese schrecklichen Eltern, die immer “LAAANGSAM” schreien, lediglich verhindern, dass ihr Kind sich rennend (und dabei mit einem wesentlich kleineren Blickwinkel als wir Erwachsene haben ausgestattet sind) einen längeren Krankenhausaufenthalt oder gar irreversible Blessuren (an Schlimmeres gar nicht zu denken) erobert ?
Was die Zahnlücke anbelangt, hatte meine Tochter in diesem Alter eine ebensolche, die sich dann im Volksschulalter relativ schnell geschlossen hat. Und wenn nicht, wärs auch keine Tragödie – schließlich hat Madonna aus diesem “Schönheitsfehler” ein Markenzeichen gemacht !
9. Februar 2008 um 10:38
Manueller Trackback: http://zeitlos.twoday.net/stories/4690958/