Prüde
Sonntag, 10. Februar 2008 um 18:43Wissen Sie: Vielleicht stimmt ja tatsächlich etwas mit meiner Sexualität nicht. Diesen Verdacht hatte ich zum ersten Mal, als ich 1986 im Kino 9 1/2 Wochen sah; ich fand den Film peinlich und ein wenig gruslig, schien aber die einzige im Kino zu sein, die die ganzen 9 1/2 Wochen hindurch die Schultern hochgezogen und eine unangenehme Gänsehaut hatte. Dabei hatte ich damals bereits mehrfach Sex gehabt und großen Gefallen daran gefunden.
Ein weiteres einschneidendes Erlebnis war mein 22. Geburtstag, zu dem mir mein damaliger Freund eine große Flasche des Parfüms Loulou schenkte, weil er „das so erotisch“ fand. Mir roch es nach Opernklo, und ich machte mir um meine Erotik Sorgen.
Dann wieder forderte mich letzthin ein Freund auf – in Zusammenhang -, ich solle auf‘s Ganze gehen: „Lass deine innere Schlampe raus!“ Ich schwöre, da drinnen ist eine Menge Anrüchiges, aber sicher keine Schlampe.
Und jetzt erinnert mich eine Geschichte in der Wochenendbeilage der SZ an eine weitere Prüderie: Irgendwann schrie ich meinen Fernseher an, wenn man mir noch ein-mal ein Kosmetikum mit einem nackten Männeroberkörper verkaufen wolle, würde ich nie wieder eine Drogerie betreten. (Eine leere Drohung, ich gestehe.)
Für mich der erotischste Film? Sex, Lies and Videotape. Unbedingt mal wieder anschaun.
die Kaltmamsell12 Kommentare zu „Prüde“
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10. Februar 2008 um 20:25
Ich habe mich längst daran gewöhnt, dass fast nichts von dem, was (oder auch: wen) ich schön und reizvoll finde, mit der medialen Inszenierung davon übereinstimmt. Wenn das Prüderie ist, dann macht sie eine Menge Spaß.
10. Februar 2008 um 23:44
Meine Tante verbrachte Ende der 80er ein Jahr ihres Studiums in Kamerun. Besonders begeistert hatten mich ihre Berichte, wie dort Kino geschaut wird: Alle nehmen mit Händen, Füßen und vor allem lautstark am Geschehen auf der Leinwand teil. Der Held wird vor dem gedungenen Mörder hinter dem Vorhang gewarnt, Liebesszenen mit großem Aha oder Geseufze begleitet, uswusf.
Nur in einem einzigen Film ever war es jemals still. Mit 9 1/2 Wochen konnte das Publikum gar nichts anfangen – und das bestimmt nicht wegen übergroßer Prüderie.
11. Februar 2008 um 2:05
Ist Kathrin P., aus dem vorigen Beitrag, nicht eine “Vorkämpferin” der BDSM-Szene?
11. Februar 2008 um 8:36
Oh ja, allein der Titel Die Wahl der Qual ist typisch hinreißend. Ich vermute, auch das ist beschwämbar getextet, ich denke nur an das völlig unpeinliche Kapitel “Sexuelle Vorlieben” im Lexikon des Unwissens.
11. Februar 2008 um 9:01
“Mach mir die Hure, Baby!”
“Hm…Na gut…Dann rück´ erst mal die Kröten rüber…”
11. Februar 2008 um 10:06
Die Wahl der Qual ist prima und das Geschilderte auf mancherlei sexuelle Artigkeiten übertragbar – vielleicht auch auf die von Ihnen beschrieben “Prüderie”?
11. Februar 2008 um 10:31
Ich kenne niemanden, der “9 1/2 Wochen” wirklich ernst genommen hat; heute hätte der Film keine Chance mehr, nur damals passte er so gut in die Vorstellung des jugendlichen Durchschnittsmenschen (ich nehme mich davon nicht aus) vom urbanen Leben gutverdienender und schöner Menschen. Zu Recht erinnert man sich heute nur mehr an einzige Szene, bei der die Hälfte der Erotik von Joe Cockers Stimme kommt. Diverse Spielchen mit Essen hat meiner Erinnerung nach übrigens Lonnie Barbach schon lange zuvor beschrieben.
Die Assoziation von LouLou mit einem Opernklo trifft sehr stark zu, mich hat zusätzlich der seltsam hellblaue Behälter stets weitaus mehr an Plastikspielzeug für Kleinkinder einnert als an einen edlen Flacon mit noch edlerem Inhalt. Eines der furchtbarsten Parfums für mich war übrigens “Poison” von Dior, das mit Verruchtheit warb, wodurch plötzlich jede zweite Frau via Parfumerie zur Femme fatale zu mutieren gedachte. So oft übel wie in diesem Sommer war mir nicht einmal während meiner Schwangerschaft.
11. Februar 2008 um 17:20
sehen ‘se und die erotik von «sex, lies & videotapes» habe ich wiederum nicht gefunden. finde aber rasierte übertrainierte oberkörper auch nicht warm machend. An 9 1/2 Wochen war nur Rourke und die Stadt in der der Film spielte sexy aber das hatte sich zügig erledigt.
11. Februar 2008 um 23:55
Wahrscheinlich war ich das mit LouLou auf dem Opernklo, eines meiner drei Lieblingsparfüms und in der Örtlichkeit bin ich relativ oft zu finden.
12. Februar 2008 um 12:54
Also Frau Kaltmamsell und Frau walküre! Es ist halt wahrscheinlich ein Männerding, die Sache mit den erotischen Düften. Was Loulou angeht kann ich nicht mitreden, aber was Poison angeht wohl. Das habe ich als ziemlich aufregend in Erinnerung, was einen da angesprungen hat, wenn eine Frau mit diesem Duft an einem vorbeigegangen ist!!!Und das geschah damals in den Achtzigern eine Zeit lang sehr oft. Diese Frauen waren alle (!) zum kehrt machen und hinterherlaufen. Natürlich hat meine seinerzeitige Partnerin zu meinem Leidwesen auch nur die Nase gerümpft und es als irgendwie ordinär abgetan.
Der Zauber solcher Dinge ist aber zweifellos zeitgebunden. Heute ist das nicht mehr wiederzubeleben und es gibt nichts, was diesem Poison von damals auch nur annähernd gleich kommt. Schade eigentlich.
Vermutlich bin einfach zu alt geworden oder habe als Familienvater die entscheidenden Rezeptoren eingebüßt.
Bestimmt zerfallen aber die Frauen in zwei ungleiche Gruppen: die erotischen, duftenden und die prüden ;-)))
12. Februar 2008 um 14:18
Ich stelle keineswegs in Abrede, dass “Poison” bei manchen Frauen im Sinne des Erfinders geduftet haben mag, muss aber gleichzeitig anmerken, dass mir persönlich keine einzige solche begegnet ist. Vor allem gehört zu einer Frau mit erotischer Ausstrahlung mehr als ein Parfum.
14. Februar 2008 um 0:27
Richtig. Dessous. Und KEINE Strumpfhosen.