Journal Montag, 5. Januar 2015 – letzter Urlaubstag
Dienstag, 6. Januar 2015 um 9:43Der erste Arbeitstag naht (Mittwoch), verfrühtes Angstaufwachen um 6 Uhr.
Für den Nachtmittag hatte ich mich wieder zum Kleidersortieren angemeldet. Zwar hatte ich davor eine Schwimmrunde geplant, im Detail war mir das aber dann doch zu umständlich, ich strampelte statt dessen auf dem Crosstrainer, ging eine Runde einkaufen.
Einer unserer beiden Putzmänner rief an und fragte, ob er kommen solle (ausgemacht war, dass er erst nächsten Montag wieder putzen würde): Wir baten sehr darum. Schon eine Woche Putzpause hatte ich deutlich gemerkt, trotz Küchesaubermachen nach jedem Kochen etc. Dass ich mir um die Grundreinigung der Wohnung keine Gedanken machen muss, ist wahrscheinlich der größte Luxus meines ohenhin Erstweltlebens.
Sonniges Radeln zur Kleidersortierstelle am Westfriedhof, einige Stunden emsiges Sortieren, begleitet von angenehmem Plaudern mit der Helferin gegenüber. Zurückradeln im Abendrot, immer wieder musste ich mich dazu zwingen, langsamer zu fahren: Meine Bronchien protestieren immer noch, wenn sie durch hohe Atemfrequenz kalte Luft abbekommen.
Zum Nachtmahl überraschend köstliche italienische Nudeln mit Linsen.
Im Fernsehen “Gernstl in Israel, Teil 1” – ganz wunderbar: Franz Xaver Gernstl zeigte und fragte mal wieder genau das, was mich interessierte. Hier zum Hinterherschauen in der BR-Mediathek.
Zudem schwelgte ich in Tel-Aviv-Erinnerungen.
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Antje Schrupp versucht sich in einer optimistischen Sicht auf gegenderte Produkte wie Essiggurken für Frauen / Essiggurken für Männer:
“Für eine Kultur der Unterschiede”.
Die Kunst besteht darin, Zugehörigkeit nicht mit Identität zu verwechseln. Wir müssen ins kollektive Bewusstsein bringen, dass sich aus der Zugehörigkeit eines Menschen zu einer bestimmten Gruppe – den Frauen oder den Männern, den Alten oder den Jungen und so weiter – rein gar nichts über diesen Menschen schlussfolgern lässt. Dass viele Muslime keinen Alkohol trinken, bedeutet eben nicht, dass der muslimische Gast auf meiner Party ebenfalls keinen Alkohol trinkt. Und auch wenn statistisch gesehen weniger Frauen als Männer ihren Status über die PS-Zahl ihres Autos definieren, kann ein fetter Dienstwagen genau das Richtige sein, um eine bestimmte Mitarbeiterin im Betrieb zu halten.
Das wäre schön. Nur dass Marketing eher interessiert ist an der Zementierung von Stereotypen (damit können ja auch unternehmensintern Kampagnen und Budgets begründet werden) als an Individualität.
die Kaltmamsell4 Kommentare zu „Journal Montag, 5. Januar 2015 – letzter Urlaubstag“
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6. Januar 2015 um 10:01
geht es nicht sogar einen schritt weiter? interesse haben die firmen sicher, aber die investieren doch sogar ein heidengeld da hinein, dass die stereotypen zementiert werden. denen muss doch gerade recht sein, dass ihr produkt mädchengürksken niemals nicht von jungs gekauft werden wird, denn wer will denn schon mit rosagürkchengläschen erwischt werden. andersrum mag das vielleicht noch funktionieren (mädchen kaufen jungsgurken – ein schelm denkt nun an formen und nutzungsweisen), aber es werden doch wieder die jungs ausgeschlossen. für mich ist hier außerdem nicht nur ein interesse an der zementierung der stereotypen vorhanden sondern auch eine fast nicht mehr zu übersehende tendenz zur homophobie. welche männer kaufen denn rosa zeug? doch nur die schwulen!
isch könnt misch uffresche!!!
6. Januar 2015 um 11:46
Nudeln mit Linsen werden definitiv unterschätzt. Noch besser: Nudeln mit Linsen und Lauch (Porree), aber das Rezept habe ich irgendwann verloren.
Ich wünsche einen 1. Arbeitstag ohne frühes Angstaufwachen und ohne Angst. Immer daran denken: wer Sie hinterrücks angreift und niedermacht, hat Angst vor Ihnen. Zeitweise habe ich mir auf dem Weg zur Arbeit in Gedanken Lorcas “Café de Chinitas” vorgesagt: “yo soy más valiente que tú, más torero y más gitano…” (Zur Zeit lässt man mich aber in Ruhe. Was nicht heißt, dass ich sorglos werde.)
6. Januar 2015 um 14:04
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Gerne gelesen
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Gilt für alle Journal-Einträge. Wollte ich nur mal sagen. Schöne Alltagsbetrachtungen, oft tolle Links. Ich weiß meist nichts zu kommentieren. Aber ich lese alle und das sehr gerne.
6. Januar 2015 um 16:07
Ja, adelhaid, stimmt: Im Grunde ist Marketing nichts anderes als Stereotypisierung reinsten Wassers. Produkte (vor allem die, die die Welt nicht braucht) werden nicht an Menschen verkauft, sondern Zielgruppen. Die man sich notfalls durch Werbung erst zu erzeugen versucht, aufbauend auf vorhandenen Vorurteilen und Resentiments.
Das liest sich nach einem sehr brauchbaren Mantra, Trippmadam.
Danke, Frau Nessy, das freut mich sehr!