Journal Dienstag, 3. Februar 2015 – Wintersonne
Mittwoch, 4. Februar 2015 um 6:35Sehr frühes Weckerklingeln, nach dem ich ungewöhnlicherweise liegen blieb: Ich könnte auch einfach nicht zum Langhanteltraining gehen. Allein schon das umständliche Anziehen und durch den Schnee Radeln! Ich könnte statt dessen vor der Arbeit noch eine Bewerbung schaffen. Oder Zeitung lesen. Oder Bloggen. All das, so sagte ich mir vor, wäre völlig ok.
Oder ich könnte doch zum Training gehen. Was ich dann tat.
Training lief gut, der linke Arm mit weniger Schwächeerscheinung als sonst.
Sonniger Tag.
Im Techniktagebuch-Redaktionschat das Phänomen Rubber Duck Debugging gelernt.
Erster Blick auf die erste der 25 Hausarbeiten, die Nachwuchskunsthistorikerin Anke dieses Semester schreibt. Es ist schon sehr großartig, fundiert frisch Überlegtes zu lesen.
Zum Nachtmahl hatte sich Herr Kaltmamsell an Pommesersatz aus Kichererbsenmehl versucht (Panisse), scheiterte zwar an der Form, produzierte aber köstlich frittierte Brösel und Brocken.
§
Das beste Kundenmagazin, das ich kenne (und ich kenne aus früheren beruflichen Gründen deutlich mehr als die meisten), ist das der deutschen evangelischen Kirche: Chrismon. Es ist ein Beleg, dass Corporate Publishing im besten Fall Mäzenatentum für guten Journalismus ist. Das aktuelle Heft zum Beispiel greift das Thema Alzheimer/Demenz aus einer ungewöhnlichen Perspektive auf: Es sprechen nicht wie sonst betreuende Familienmitglieder, Hinterbliebene oder Medizinerinnen, sondern die Erkrankten selbst. Diejenigen, die man eigentlich als erstes dazu fragen müsste.
Eine geht ganz in der Liebe zu ihrem Mann auf, einer hat eine Selbsthilfegruppe gegründet, eine andere kocht ehrenamtlich in einer Suppenküche, der nächste hat zu malen begonnen, wieder eine beteiligt sich an einem Medikamententest: “Ich will mitmachen, sagte ich ihm am Telefon, ich will nicht nur dahocken und warten, dass es schlimmer wird.”
“Krieg’ ich das etwa, hab ich das schon?”
§
Andrea Diener wartet am Frankfurter Flughafen auf einen verspäteten Abflug (sie hatte das vor ein paar Monaten live getwittert – es war großes Theater):
“Das schlimmste Geschiss seit dem Eijafjallanochwas”.
Wir haben momentan eine Verzögerung von fünfundvierzig Minuten, und die Formulierung lautet bereits „Ob mer heut iwwerhaupt wegkomme!“
Ich habe eine mehrfach freundschaftsbedingte Schwäche fürs Hessische, aber “Dischäende” musste ich dann doch laut lesen, ums zu verstehen.
die Kaltmamsell9 Kommentare zu „Journal Dienstag, 3. Februar 2015 – Wintersonne“
Sie möchten gerne einen Kommentar hinterlassen, scheuen aber die Mühe einer Formulierung? Dann nutzen Sie doch den KOMMENTAROMAT! Ein Klick auf einen der Buttons unten trägt automatisch die gewählte Reaktion in das Kommentarfeld ein, Sternchen darüber und darunter kennzeichnen den Text als KOMMENTAROMAT-generiert. Sie müssen nur noch die Pflichtfelder "Name" und "E-Mail" ausfüllen und den Kommentar abschicken.
4. Februar 2015 um 8:22
Ich hab Dischäende mehrfach laut im Kopf gelesen (ganz laut ging situationsbedingt nicht) und blieb ratlos. Aber im nächsten Absatz wurde es ja Gott sei Dank erwähnt.
4. Februar 2015 um 9:23
mir ging es wie Anne. erst im nächsten absatz löste sich das rätsel. (man weiß ja auch ob des schriftbildes nie, welcher vokal nun lang ist und so..)
4. Februar 2015 um 9:28
Awww.
(Auch ich habe die Tigerente erst ausgeschrieben kapiert.)
4. Februar 2015 um 10:12
Kerle, Kerle, die von de Fatz könnes aber aach ganz sche krache lasse. Dahinner verschteckt sisch immer en kluuche Kopp zum Mitschreibe, gell, Dienersche ihrn Andrea?
Danke für den Link, mähd mei däl! Und weil’s so schön war noch ein Gedicht:
Sitzt e Wermsche
mit em Schermsche
unnerm Ermsche
uff em Termsche.
Kemmt e Stermsche,
wirft des Wermsche
mit dem Schermsche
unnerm Ermsche
von dem Termsche
4. Februar 2015 um 10:58
Herr Kaltmamsell kennt aber dies hier, oder? http://www.deliciousdays.com/archives/2012/04/18/an-appetizer-for-all-seasons-fabrizias-panelle/
oder meine methode – ins ausgelegte kastenform giessen, spaeter stuerzen, scheiben schneiden, braten.
4. Februar 2015 um 13:04
Dem Dischä fehlt m.E. ein e – Dieschä gelesen wird doch gleich viel deutlicher! Der Bericht ist einfach klasse und sorgt für reichlich Erheiterung im Büroumfeld ;)
4. Februar 2015 um 13:21
Danke für den Link zu den wartenden Hessen! Wohltuend heimatliche Klänge für mich als gebürtige Südhessin. Habe sehr gelacht :-))). Aber zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich tatsächlich einen Moment an der “Dischäende” herumgerätselt habe.
4. Februar 2015 um 17:05
Danke für den Hinweis auf den wirklich sehr guten Chrismon-Artikel!
(…oder wie sagten wir damals in der Klinik: “Schreiten wir zum Äußersten! Fragen wir den Patienten.”)
4. Februar 2015 um 21:09
Danke für den link zu chrismon. Bin gerade wieder auf Reisen und lese daher z.Z. nur digital. Seit ewig bemühe ich mich, meinen atheistischen Angehörigen (ich ziehe für mich den Begriff Agnostikerin vor) dieses Magazin schmackhaft zu machen, welches auch ich für sehr gelungen halte. Nun ist Alzheimer natürlich ein Thema, das mich aus persönlichem Erleben sehr interessiert aber leider auch sehr ängstigt. Ob ich es fertig bringen würde, so relativ entspannt mit der Diagnose umzugehen? Wohl nicht, ich denke für mich da eher an “die Kugel”, sprich: mein Recht auf Selbstbestimmung. Dennoch muss ich natürlich zugeben, dass ich zuweilen neben der Tragik durchaus Heiterkeit und witzige Situationen erlebt habe. Den Film “Honig im Kopf” von Til Schweiger zu dem Thema finde ich übrigens hervorragend gelungen. In beeindruckender Weise schafft er die Gratwanderung, zwar die Krankheit ungeschönt darzustellen, dennoch grandios zu unterhalten. Lachen und weinen geht da gut zusammen. Eine gelungene Arbeit.