Journal Mittwoch, 11. Februar 2015 – die Geißel der Schwarzwurzel

Donnerstag, 12. Februar 2015 um 7:30

Beim Zähneputzen einen Amslerich frühlingshaft revierrufen hören.
Auf dem Crosstrainer neuerlicher Rekord.

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Beruflich sage ich derzeit zu jedem Angebot erst mal Ja. Nachdem 90% meiner Versuche zu Absagen in erster Runde führen, alle fünf zweite Runden seit Anfang 2014 in absurdem Theater endeten, habe ich keine Hemmungen mehr, ich könnte mich zu etwas kommitten, was ich möglicherweise gar nicht wirklich will.
Was ich mir wirklich nahegehen lasse: Hilfreiche Menschen aus meinem Online- und Offlineumfeld, die mich auf Möglichkeiten hinweisen, die eine oder andere Türe dorthin öffnen. Danke.

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Da Herr Kaltmamsell beruflich unterwegs war, fiel die Abholung des Ernteanteils mir zu: Unser Verteilerpunkt ist nur bis 18:30 Uhr geöffnet, das schaffe ich nach der Arbeit nur mit pünktlichem Abgang und per Rad.

Ich wusste bereits, dass die Kiste diese Woche wieder Schwarzwurzeln enthalten würde. Ebenso wie schwarzer Rettich ist mir dieses Gemüse in noch keiner Zubereitungsform begegnet, die mir geschmeckt hätte, und anders als schwarzer Rettich ist Schwarzwurzel auch noch nur unter größeren Umständen zu verarbeiten (sondert klebrigen, färbenden Saft ab, Gummihandschuhe sind ratsam, zudem sofortige Reinigung aller Oberflächen, die mit dem Gemüse Kontakt hatten). Die letzte Lieferung ging an eine Kollegin, die unvorsichtigerweise Neugier auf dieses ihr noch unbekannte Gemüse geäußert hatte. Die gestrige bekam eine allerletzte Chance: Als Gratin mit Kartoffeln. Die doppelte Menge des Rezepts, um alle Wurzeln wegzukriegen; und die Kartoffeln des Ernteanteils waren lilane. Dazu gab es den Postelein aus dem Ernteanteil mit Orangendressing.

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Siehe da: In dieser Form kann man mir Schwarzwurzel unterjubeln.

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Ich lebe ja mit einem Pulpleser und -sammler zusammen. Diese Geschichte über einen der Menschen dahinter fand ich bewegend, außerdem das Handwerk hinter dem Output spannend:
“My Dad, the Pornographer”.

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Ein Modeblog begleitet Menschen mit eigenwilligem Stil über Jahre – schönes Projekt:
A personal style / Eigener Stil

die Kaltmamsell

15 Kommentare zu „Journal Mittwoch, 11. Februar 2015 – die Geißel der Schwarzwurzel“

  1. lihabiboun meint:

    Ich habe dieses Modeblog auch grade entdeckt und dabei sofort an Sie gedacht (und Ihre Kombi gelbe Strümpfe und rote Schuhe): Das ist nicht “Abkehr vom Hübschsein” -obwohl ich natürlich weiß, was Sie meinen – sondern eben personal style!
    Wenn Sie das nächste Mal Schwarzwurzeln nicht mögen: Ich komme gerne und tausche sie gegen eine Flasche Ladoubay …. :o)))))
    Herzlich.

  2. Sebastian meint:

    Beim veganen Japaner (der genau dann zurück nach Japan ging, als hier der Boom begann) gab es kleine in Soja und Sesam geschmorte Schwarzwurzelstifte als Vorspeise, lauwarm und wunderbar, auch weil man’s nicht selber machen musste, denn da muss das Therapiebedürfnis schon groß sein, dass man Schwarzwurzelkochen als entspannend findet. Aber wer stundenlang zensitzen und kiesharken kann…

  3. Herr Kaltmamsell meint:

    >Diese Geschichte über einen der Menschen dahinter fand ich bewegend, außerdem das Handwerk hinter dem Output spannend: “My Dad, the Pornographer”.

    Ah, Andrew J. Offutt, von dem müsste auch bei uns etwas im Regal stehen. Fantasy, glaube ich, vielleicht sogar Conan-Nachfolge? Dass so viel Geschichte hinter ihm steckt, wusste ich nicht.

  4. Trippmadam meint:

    So schmecken mir Schwarzwurzeln: http://www.daskochrezept.de/rezepte/storzenieren-schwarzwurzeln-mit-hackbaellchen_225334.html
    (bzw. so ähnlich, ich habe kein richtiges Rezept dafür, weil das in Hessen so ein alltägliches Essen ist. Ich würde die Soße noch mit Muskat oder Macis würzen. Statt Rinderhack würde ich halb Schweinemett, halb Rinderhack nehmen.)

    Eine kroatische Freundin gart Schwarzwurzeln in einer kräftigen Fleischbrühe und gießt Joghurt (nicht direkt aus dem Kühlschrank, am besten 1 Stunde vorher herausnehmen) darüber. Dann vermischt sich der salzige Geschmack mit dem säuerlichen und der kühle Joghurt mit dem heißen Gemüse.

  5. Britta meint:

    Wie wär’s mit Schwarzwurzel-Risotto? Die geschälten Schwarzwurzeln in ca. 1 cm lange Stücke schneiden und in den letzten 10 Minuten zu dem Reis geben. Parmesan dazu. Lecker….

  6. arboretum meint:

    He wrote pirate porn, ghost porn, science-fiction porn, vampire porn, historical porn, time-travel porn, secret-agent porn, thriller porn, zombie porn and Atlantis porn.

    Ein wunderbarer Satz, ich musste so lachen. Ich weiß nicht, ob ich die kopulierenden Gespenster heute noch aus dem Kopf bekomme.

  7. Lempel meint:

    Ich habe die Schwarzwurzel sogar schon im Garten angebaut, aber auch noch kein Gericht gefunden, das mir schmeckt. Der Anbau hat sich trotzdem gelohnt. Ich hatte eine Pflanze im Garten vergessen, die jetzt schon ein paar Jahre immer wiederkommt. Sie zeigt ihre schönen gelben Blüten, wenn sonst nicht viel blüht und wird sehr gerne von Bienen angeflogen. Bienenpflanzen bekommen Bleiberecht in meinem Garten!
    Letztes Jahr habe ich übrigens Haferwurzeln ausprobiert. Immerhin muss man die nicht so aufwendig putzen, aber sie schmecken auch nicht besser als die Schwarzwurzeln. Aber auch die sollen sehr schön blühen und sind Bienenweiden. Ich bin schon auf die Blüten gespannt.

  8. arboretum meint:

    OK, dann oute ich mich mal: Ich mag frische Schwarzwurzeln und würde sie öfter essen, wenn das nicht immer so eine klebrige Sauerei im Topf gäbe. Topinambur und Koriander finde ich hingegen ausgesprochen widerlich.

  9. wrtlbrmft meint:

    Ich verkneife mir jetzt einen Kommentar zum Hand-Werk hinter *quote on* pirate porn, ghost porn, science-fiction porn, vampire porn, historical porn, time-travel porn, secret-agent porn, thriller porn, zombie porn and Atlantis porn *quote off*…

    … und kommentiere stattdessen lieber den Bericht zur beruflichen Angebotssondierung: auf Basis eigener Erfahrungen und Beobachtungen habe ich mal als Faustformel aufgestellt, dass bei Kandidaten mit nicht absolut normkonformen Lebensläufen ca. eine von fünf Bewerbungen zu einem Erstgespräch führt, eines von fünf Erstgesprächen zu einem Zweitgespräch und eines von fünf Zweitgesprächen zum neuen Job. (Tatsächlich wird die Quote nach dem Punkt “Erstgespräch” etwas günstiger, aber mit fünf-fünf-fünf prägt sich die Formel besser ein und man wird eher positiv überrascht als negativ.) Von daher: dran bleiben – das wird schon noch!

  10. Neeva meint:

    Schwarzwurzelsaft bekommt man übrigens hervorragend mit Öl oder Fett von Händen und Töpfen. Ich schmiere mir die Hände vor dem Schälen immer dick mit Kokosfett (das billigste, was in meiner Küche rumsteht) ein. Dann kann ich anschließend mit Wasser und Seife das Fett runterwaschen und der Saft hatte keine Chance sich an meiner Haut festzukrallen.
    Ich verabscheue nämlich Gummihandschuhe.

  11. die Kaltmamsell meint:

    Vielen Dank für die Aufmunterung, wrtlbrmpft. Ihre Berechnung basiert vermutlich auf einer anderen Branche: Im Moment wäre ich über eine Quote eins zu zwanzig sehr froh. Bleibe aber natürlich dran, habe ja keine andere Wahl.

  12. midori meint:

    Ich denke, es ist diese Übung hier: http://blog.tillsukopp.de/wp-content/uploads/2009/10/321-300×137.jpg oder?
    Ich fand das Lat-Drücken auch immer viel zu leicht, aber da Zug-Übungen beim Hot Iron ja sowieso unterrepräsentiert sind, muss man ja nehmen, was man kriegen kann..
    Geht übrigens auch mit rechtwinklig angehobenen Beinen und ist dann etwas schwerer (http://media.fitnessuebungen-zuhause.de/training/latdruecken_liegend2Ahd.png)

  13. wrtlbrmft meint:

    @die Kaltmamsell: Die Branchen waren in meinem Fall recht unterschiedlich – nur der Tätigkeitsbereich (Marketing-Kommunikation) war immer konstant. Mag aber durchaus sein, dass es da mit der Bewerbungserfolgs-Quote für Nicht-Mainstreamer besser ausschaut als anderswo… ist ja doch ein Fachgebiet, wo die formalen Qualifikationen schwieriger zu fassen sind als z.B. in den typischen MINT-Fächern.
    Was die Erfolgswahrscheinlichkeit einer Jobsuche nach meinen Erfahrungen übrigens signifikant in die Höhe schrauben kann ist die Bereitschaft zum Wechsel in die Provinz. Dafür sind sich viele der “klassischen” Kandidaten nämlich offenbar zu schade, wodurch sich die Konkurrenzsituation im Auswahlprozess natürlich gleich ganz anders darstellt. Keine Ahnung, ob Sie in der Richtung auch schon mal recherchiert haben bzw. ob ein Ortswechsel für Sie überhaupt in Frage käme…?!?

  14. Anikó meint:

    Oh, das freut mich ja sehr, dass Sie der Schwarzwurzel mit dem Rezept noch eine Chance gaben :-)
    Und ich muss ja gestehen, dass ich so ein bisschen neidisch auf ihre Ernteanteilsbox bin, aber das was hier um Göttingen angeboten wird, ist für mich alleine leider viel zu groß *seufz*

  15. die Kaltmamsell meint:

    Die Größe wäre in unserem Kartoffelkombinat kein Problem, Anikó: Es gibt auch halbe Kisten, oder Sie könnten sich eine (sogar die halbe) mit einer weitere Genossenschaftlerin teilen. Halten Sie mal die Augen offen in Ihrer Gegend nach “Solidarische Landwirtschaft” – es soll ja immer mehr solche Projekte in Deutschland geben.

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