Journal Sonntag, 15. Januar 2015 – Dantons Brunch
Montag, 16. März 2015 um 7:50Den zweiten Teil des wochenendlichen Partyhoppings trat ich an: Frühstück bei meinen Eltern, vorgegriffene Geburtstagsfeier für meinen Vater im elterlichen Freundeskreis.
Da ich nicht geschafft hatte, meinen Journalblogpost vor der Abfahrt des Zuges fertig zu stellen, nahm ich mein Macbook mit. Ich würde schon einen Weg finden, unterwegs ins Internet zu kommen. Genau dieses stellte sich sogar als besonders einfach heraus: In der WLAN-Auswahl wurde mir mein eigenes iphone als passwortgeschützter Hotspot angeboten; ein Klick darauf brachte mich online.
Meine Mutter hatte enorm aufgekocht, diese Frühstücke heißen im elterlichen Freundeskreis Brunch und ziehen sich bis in den späten Nachmittag.
Noch im Ofen war bei dieser Aufnahme der Lauchflan. Nachmittags gab es Käsesahnetorte und Eclairs.
Ich unterhielt mich vor allem mit einer Elternfreundin, die über ihren Managermann auf mehreren Kontinenten gelebt hat und vom Brotbacken in Brasilien (in ihrer deutschen Mangerfamilienenklave war die Zutatenbeschaffung kein Problem) und Eierkaufen im China der 80er (Eierkartons unbekannt) erzählen konnte.
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Obwohl ich ein Mittwochsabo habe, lag der jüngste Theatertermin am gestrigen Sonntagabend: Büchners Dantons Tod. Die dreieinviertel Stunden Dauer ließen mich ein wenig schwanken, doch am End ging ich hin. Von Büchner hatte ich ja durchaus Spannendes gesehen, Dantons Tod kannte ich noch nicht. Als gleich am Anfang ein Hund mit auf die Bühne kam (die Herrschaften hinter mir unterhielten sich darüber, dass es sich um Frau Paulmanns Hund handle, davor habe sie einen Berner Sennenhund gehabt), freute ich mich: Was kann schon in einer Inszenierung mit Hund schiefgehen?
Es wurde ein sehr anstrengender Theaterabend. Das lag aber ganz klar am Stück: Da passiert ja nichts, es wird nur geredet, diskutiert auf der Bühne. Natur und Veränderung, welchen Preis darf die Weiterentwicklung der menschlichen Gesellschaft haben (ich fühlte mich an die späte Erklärung des Oberbösewichts in Kingsman erinnert), was haben Tugend und Verbrechen miteinander zu tun – wenn es sie überhaupt gibt, wo hört Revolution auf, wie weit darf man die eigenen Regeln zum höheren Gut dehnen. Alles interessante und wichtige Fragen, aber sie wären in einem Essay besser aufgehoben. Jaja, ich weiß: Das heißt Ideendrama und muss so. Aber ich ganz persönlich möchte von Theater etwas Anderes, vielleicht fehlt mir einfach das Germanistinnengen.
Und bei dreieinviertel Stunden hilft das sensationelle Ensemble auch nicht mehr. Sandra Hüller in ihrem kurzen Auftritt größtartig, Benny Claessens weckte mich mit seinen Ausführungen zur Guillotine kurz vor Ende nochmal richtig auf (er war nicht beim Verbeugen dabei, hoffentlich alles in Ordnung?).
Die Musik von Carl Friedrich Oesterhelt gefiel mir ganz ausgezeichnet (viele Anklänge an Michael Nyman), ich war immer erleichtert, wenn gespielt wurde. Der Hund tauchte leider gar nicht wirklich auf.
In der Pause ging ich hinauf in den Rang und machte Fotos aus einer für mich ungewohnten Bühnenperspektive.
Aber jetzt kenne ich auch Dantons Tod.
die Kaltmamsell3 Kommentare zu „Journal Sonntag, 15. Januar 2015 – Dantons Brunch“
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16. März 2015 um 22:42
Und wie brachte man in den 1980ern in China die gekauften Eier heil nach Hause?
17. März 2015 um 5:56
In Plastiktüten und sehr, sehr vorsichtig, arboretum, ein paar kaputte einkalkulierend.
17. März 2015 um 20:07
In der DDR fehlte es auf dem Lande auch oftmals an Eierkartons in ausreichender Menge UND an Plastetüten (nicht falsch, liebe Rechtschreibkorrektur, die nannte man wirklich so). So rollte man etwa 5-6 Eier nebeneinanderliegend straff in Zeitungspapier, etwa so, wie man Kleingeld rollt. Das ergab eine recht stabile und handliche Rolle. Mache ich heute noch gern mit gekochten Eiern, z. B. beim Picknick.