Geständnis
Samstag, 21. Februar 2004 um 10:22„Packungsaufschriftlektüre“ schreibt er scheinbar unschuldig.
Da scheint ja noch so ein Zwangsleser zu bloggen.
Ich lese IMMER. Außer ich schreibe gerade – und selbst dann lese ich ja, was ich selbst gerade schreibe. Kein Buchstabe ist vor meinen lesenden Augen sicher. Sitze ich in einem Café, mag es für einen Außenstehenden aussehen, als ruhe mein Blick versonnen im Nichts. Irrtum! Anschließend bin ich ohne Anstrengung in der Lage, die Aufschrift auf den Zuckertütchen wiederzugeben, oder den ungefähren Inhalt der Liste kleiner Mahlzeiten auf der Rückseite der Speisekarte. Dabei habe ich keineswegs ein fotografisches Gedächtnis – im Gegenteil, mit Auswendiglernen tue ich mich besonders hart.
Ich kenne die schriftlichen Bezeichnungen für Orangensaft in verschiedenen Sprachen, nur weil Orangensaft-Tüten regelmäßig auf Esstischen herumstehen. Das Kleingedruckte auf Video-Kassetten, türkisch-deutsche Ladenbeschilderung, Urlaubskarten an fremden Bürowänden, Warnungen und Hinweise am Wiesenrand – alles gelesen. Weswegen fremde Schriften mich in den mittleren Wahnsinn treiben können: Am schlimmsten in Griechenland, weil sich meine Augen vor meinem altphilologischen Hintergrund einbilden, das müssten sie doch lesen können. Hat mich sicher ein Drittel meines Kreta-Urlaubs gekostet.
die Kaltmamsell8 Kommentare zu „Geständnis“
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21. Februar 2004 um 11:45
Soll das im Umkehrschluß heißen, es gibt auch Leute, die einfach nicht lesen können obwohl sie keine Analphabeten sind? Himmel, dann hätte ich noch ein weitere Zwangsstörung, obwohl mir Zwangslesen wenig therapiebedürftig erscheint.
21. Februar 2004 um 11:50
Es gibt Menschen, so habe ich mir sagen lassen, die nicht nur das Lesen abstellen können, sondern auch das Denken. Das Input-Aufnehmen, Verarbeiten, Analysieren, Sinnmachen.
Allerdings wissen wir zwei beiden, dass wir lediglich einen winzigen Twist der Perspektive brauchen, um die da zu den Meschuggenen zu erklären, ha!
21. Februar 2004 um 17:28
Ich hatte als Kind eine Augenop. Als wir vom Spital heimfuhren, hab ich alles gelesen, was draussen sichtbar war, dann musste ich kotzen. Seitdem schaffe ich es manchmal, nicht ständig RTL RTL RTL SAT 1 SAT 1 SAT 1 1 1 1 1 3sat 3sat zu sehen, sondern das TV- Bild.
21. Februar 2004 um 19:00
Kaffeesurrogatextrakt.
Es gibt Schlimmeres: Einen guten Freund von mir konnten wir einmal nur vereint daran hindern, eine Speisekarte zu redigieren.
21. Februar 2004 um 19:10
*mit Koffein
So gute Freunde hatte ich nicht, als ich seinerzeit mit Kuli und amtlichen Korrekturzeichen über eine megapseudobayerische Speisekarte herfiel.
21. Februar 2004 um 20:04
Herr Parka — darf ich Ihren Freund bitte heiraten?
22. Februar 2004 um 1:42
Welche Erleichterung – ich bin nicht allein.
Belastender allerdings scheint mir der Denkzwang. Stellt sich nie ab. Nie. Naja, vielleicht beim Tai Chi und beim… Sie wissen schon. Sonst nie. Es geschieht, daß ich nachts aufwache, weil mein Wahnwitzhirn die Lösung eines Tagesproblem ausgegeben hat. Schnell aufschreiben. Weiterschlafen.
23. Februar 2004 um 9:21
Ihre Anfrage richte ich ihm gerne aus, Frau Anke. Übrigens hatte ich mal mit einem Herrn Anke zu tun. Was nicht allzu off topic ist, wenn man bedenkt, dass er mir mit den Worten »Da müssen Sie den Herr Anke fragen« vorgestellt wurde.