Wochenendreport

Montag, 30. Juni 2008 um 9:59

Warum ich es genieße, in München zu leben: Es kommt vor, dass ich in der Straßenbahn neben Surfern auf dem Weg zum Surfen sitze. Gestern Morgen stieg ein solcher mit mir in die Tram, die mich zum Dauerlauf an die Isar brachte. Sein Brett hatte der junge Mann unterm Arm, unter der Windjacke sah ich eine gepolsterte Weste, unter der Bermuda blitzte eine Thermohose hervor. Wie erwartet stieg er an der Haltestelle Bayerisches Nationalmuseum aus, ich sah ihn noch über die Straße zum Eisbach laufen.
Und im Winter sitzen morgens die Snowboarder in voller Montur neben mir in der S-Bahn, auf dem Weg zum nächstgelegenen Berg. In wie vielen Städten kann man schon beides erleben?

Habe den letzten Kindergeburtstag dieses Jahres schadlos überstanden. Neffe Nr. 1 wurde sieben und interessierte sich deutlich mehr für die Feier mit Altersgenossen als für die besuchende Verwandtschaft. Vielleicht reicht ab nächstem Jahr das Zuschicken des Geschenks?

Schöne Stunden mit meinen Eltern verbrachte, nach ein paar Gläsern Wein und in scherziger Atmosphäre endlich aus ihnen rausgebracht, wie sie gerne beerdigt werden wollen. Vor allem mein Vater war dem Thema Tod immer ausgewichen, hatte sich geschüttelt, Gänsehaut bekomen und auch mal unauffällig den Raum verlassen. In den letzten Monaten aber sind einige Menschen in der näheren Bekanntschaft gestorben, das mag seine Einstellung verändert haben. Sie haben sehr voneinander unabhängige Wünsche, meine Eltern, der eine oder andere davon nicht ganz einfach umzusetzen. Aber das lange Mitlesen beim Herrn Bestatter hat mir die Zuversicht verliehen, das das schon irgendwie zu machen sein wird. So in 20 bis 30 Jahren.

So viel vom Bachmannpreis geguckt, wie nur ging. Mir hat die Findeis-Geschichte am besten gefallen. Und nächstes Jahr schaue ich mir das Ganze in Klagenfurt an.

die Kaltmamsell

7 Kommentare zu „Wochenendreport“

  1. sopran meint:

    Klagenfurt, ein großer Spaß. Nächstes Jahr Badeanzug einpacken und kommen! (Mir gefiel Findeis auch am besten).

  2. Traude meint:

    Das ist gut so, die Münchner lieben ihre Stadt, so wie die Wiener die ihre lieben!
    Und das mit den Kindergeburtstagen ist eine Erfahrung, die wir alle schon gemacht haben.

  3. Helga meint:

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    Gerne gelesen

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  4. walküre meint:

    Würde der Neffe seine Altersklasse links liegen lassen und stattdessen die erwachsenen Verwandten bevorzugen, wären ernsthafte Zweifel an seiner Entwicklung bzw. an der Ausbildung seines Charakters angebracht (Stichwort: berechnendes Mistvieh) … :-)

  5. The Exit meint:

    Fahren Sie eigentlich immer mit der 19er Tram? Eine wunderschöne Linie, wie ich finde.

  6. die Kaltmamsell meint:

    Oh, wenn ich mich traute, The Exit, schriebe ich Eulogen über jede der Linien, die ich frequentiere, über die 16, die 17, die 18, die 19 (selten) und die 27. Aber warum eigentlich nicht?

  7. Indica meint:

    Oh, bitte, Frau Kaltmamsell, schreiben Sie Elogen über die Straßenbahn, schreiben Sie! Sie haben mit dem Herrn Exit und mir schon zwei begeisterte Leser.

    Zumal die einigen wenigen Tramlinien, die ich in München fuhr, sehr lauschig wirkten.

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