Berlinjournal Donnerstag, 7. Mai 2015 –
re:publica 3

Freitag, 8. Mai 2015 um 17:29

Da ich am selben Abend abreiste, musste ich meinen Koffer mit zur re:publica nehmen und konnte nicht radeln. Ich schaffte es dennoch pünktlich zur Techniktagebuch-Session: “Techniktagebuch in Person (TTIP) – mit Aufzeichnungsservice”. Wir wollten damit Menschen mit Technikgeschichten anlocken, die auf “Aufschreiben!”-Aufforderungen nicht reagieren, und ihre Erzählungen fürs Techniktagebuch aufzeichnen – hier übrigens der Zugang für Gastbeiträge.

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Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass um diese frühe Stunde und zu dieser versteckten Stage J allenfalls ein paar Versprengte und Irrläuferinnen kommen würden, doch es wurde ein munteres Erzählen unter anderem über verflossene Rundfunktechnik, Autotricks, Onlinebanking, Plattenspieler namens Schlafzimmer, Ladegeräte.

Dazwischen bekam ich einen Anruf vom Traumarbeitgeber, der nicht nur ein Kerzchen ans Ende des Tunnels stellte, sondern das Schild “Ausgang”. Näheres erzähle ich Ihnen, wenn die noch zu überwindenden Komplikationen ausgeräumt sind. Aber schon mal vorsichtiges Yay!

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Ich sah mir noch Journelle an mit “Fremd gehen immer nur die anderen – Liebe und Beziehung in Zeiten der Digitalität”, eine launige Freude.

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Über “Der Rabbi und die koscheren Gummibärchen – Die deutsch-jüdische Blogosphäre” erzählte Juna Grossman – na, viele gibt es da ja wirklich nicht.

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Der Vortrag von @NeinQuarterly hieß “Losing hope. Finding Europe. – Utopian Negation Reconsidered” und war ein bisschen kompliziert. Aber es tauchten einige seiner witzigsten Tweets auf sowie Variationen seines Adorno-Logos.

Auf Frau Frohmanns Vortrag “Die neue Grand Tour. Kavalier_innen_reise im Netz.” war ich sehr gespannt gewesen. Die Grundidee halte ich auch weiterhin für bedenkenswert, doch es wäre nützlich, sich auf eine Epoche und Reisegruppe zu konzentrieren und sie mit einer Gruppe Netzreisender zu vergleichen. Bei 150 Jahren sehr unterschiedlicher historischer Vorgänge und der inzwischen unüberblickbaren Heterogenität der Webnutzung verliert sich sonst die Vergleichbarkeit.

Eigentlich hatte ich mir als Schlusspunkt des letzten Konferenztages Felix’ Session “Kognitive Dissonanz” gesetzt. Doch ich hätte ohnehin meinen Koffer bereits mitnehmen und noch vor Ende der Stunde verschwinden müssen, außerdem war ich von den vielen Eindrücken der Woche bis ins Mark erschöpft. Ich hielt es für vernünftig, statt dessen etwas früher zum Flughafen zu fahren.

War es sicher auch, doch dortselbst erwartete mich bei der Gepäckabgabe die Information, dass der Flug mit einer Verspätung von mindestens 45 Minuten abfliegen würde. Zu meiner Erschöpfung gesellte sich so große Wut, dass ich mich nicht einmal auf mein Buch konzentrieren konnte. Die Aussicht auf eine Heimkehr nach Mitternacht – und das, wo ich extra nicht in Felix’ Vortrag gewesen war – brachte mich zu herzhaftem Fluchen. Da konnte Tegel einen noch so lieblichen Sonnenuntergang hinters Rollfeld legen. Ich klammerte mich an eine Karte, die mir Zeichner Claus Ast vom Skizzenblog geschenkt hatte.

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(Falls Sie es nicht erkennen: Das ist ein grimmiger Nacktmull, der eine Hasenohrenmütze trägt. Ich habe selten etwas Lustigeres gesehen.)
(Gibt’s hier zu kaufen.)

Tatsächlich kam ich kurz vor Mitternacht heim. Meine Wut war bis dahin verraucht, mein Buch ausgelesen, mein Vorsatz, NIE! WIEDER! ZU REISEN! als albern erkannt.

die Kaltmamsell

12 Kommentare zu „Berlinjournal Donnerstag, 7. Mai 2015 –
re:publica 3“

  1. Ulla meint:

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    Genau!

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  2. Berit meint:

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    Gerne gelesen

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  3. Monika meint:

    Die Daumen bleiben weiterhin feste gedrückt, damit das Kerzchen am Ende des Tunnels eine veritable leuchtstarke Lampe wird.

    (Wir haben Sie übrigens vermisst, bei Felix’ Session, aber das wissen Sie eh)

  4. MissJanet meint:

    ich stecke auch gerade sehr unglücklich in einer Arbeit fest, ich drücke Ihnen so sehr die Daumen, dass sie blau werden :).

  5. Rubyeva meint:

    Ich drücke fest die Daumen, dass alle Komplikationen sich willig beiseite räumen lassen!

  6. Lempel meint:

    Komplikationen? Das wird doch zu machen sein! Deswegen freue ich mich jetzt schon für Sie.

  7. adelhaid meint:

    yay. (klein. leise. vorsichtig.)

  8. Nina meint:

    Vorsichtiges mitjubilieren & festes Daumen gedrückt halten

  9. Trippmadam meint:

    Eine jüdische Bloggerin, die ihre Identität allerdings eher selten zum Thema macht, ist die Autorin dieses Blogs: https://dontdegradedebsdarling.wordpress.com/ Ich weiß nicht, ob sie erwähnt wurde.

  10. Jessica meint:

    Ich bin sonst überwiegend stille Mitleserin, auch hier werden kräftig die Daumen gedrückt.

  11. iv meint:

    Ui!!

  12. Ilse meint:

    Der Gedanke, vor Wut nie mehr zu reisen, kommt bei jeder Reise mindestens einmal auf (Flug nach London: 3 Stunden Verspätung, Easyjet, Ankunft Luton um 2a.m.). Vergeht aber offensichtlich immer wieder.
    Und: Best of luck!

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