Journal Freitag/Samstag, 15./16. Mai 2015 – Bleierne Beine
Sonntag, 17. Mai 2015 um 8:29Der Freitag war so ereignisarm, dass mir nicht mal etwas für einen Journaleintrag einfiel.
Doraden kann ich jetzt, was mich sehr freut.
Abends sah ich mir die BBC-Verfilmung von Lisa Lynchs The C-Word im Internet an – meine Güte, es sind schon über zwei Jahre seit Lisas Tod vergangen. Ich war gerührt, trotz der starken Verkürzung (wie soll man auch ein paar Jahre Blog in 90 Minuten Film packen?). Interessant fand ich den Versuch, die menschlichen Auswirkungen des Bloggens und Twitterns nachvollziehbar zu machen – offensichtlich gerichtet an Zuschauerinnen, die keinen Bezug dazu haben.
Ich bin Lisa immer noch dankbar dafür, dass sie die Folgen ihrer Brustkrebserkrankung so nachvollziehbar und nahegehend mitgeschrieben hat. Leider hat es in meiner Umgebung seither einige Frauen erwischt, zumindest hatte ich ein wenig Ahnung, was gerade mit ihnen passiert.
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Am Samstagmorgen verabschiedete ich Herrn Kaltmamsell, der zur Firmung von Neffe 2 fuhr. Ihm macht die Wahrnehmung solcher Familienpflichten nichts aus, während ich von meinem Bruder vor zwei Jahren Dispens erhielt, nachdem ich auf der Firmfeier von Neffe 1 ein wenig zu vernehmbar darüber nachgedacht hatte, ob es neben Patrizid und Matrizid eigentlich auch Nepozid gebe, weil Neffe 2 mich bis kurz vor Explosion nervte. Seither brauche ich nicht mehr zu kommen (genauer: mein Bruder bat um meine künftige Abwesenheit, sollte ich mich nicht erwachsen benehmen können).
Gestern kaufte ich statt dessen auf dem Viktualienmarkt und in diversen Supermärkten Nahrungsmittel, drehte eine sonnige Laufrunde an der Isar (ausgesprochen beschwerlich, meine Beine waren Blei-gefüllt, zudem ging es auf den Wegen zu wie auf dem Oktoberfest), holte mir nach dem Duschen ein Fladenbrot in der Bäckerei Sultan, von dem ich ein sehr großes Stück gefüllt mit Tomatenscheiben, Basilikumblättern und Olivenöl frühstückte.
Als die Sonne es ein wenig auf den Balkon schaffte, las ich dort Zeitung – die Freitags- und Samstagsausgaben waren wie gewohnt eingetroffen.
Während ich noch den zweiten Teil des Sommerkleidungsbügelbergs abtrug, kam Herr Kaltmamsell von der Familienfeier zurück und hatte mittelbizarre Geschichten vom firmenden Bischof zu erzählen, der sich als “berühmter singender Bischof aus Indien” vorgestellt habe und mit seinen erklärten 82 Jahren am Ende die Gitarre zu einem Liedlein gezückt.
Ich wiederum bereitete abends nach einem Rezept von Brotdoc meine ersten Croissants seit Teenagerjahren zu, sah mir vor dem Formen einige Male das von Brotdoc verlinkte Video an und will jetzt möglicherweise auch so ein dünnes, langes Nudelholz.
So schob ich die Rohlinge abends in den Kühlschrank:
Erwähnte ich, dass in den neuen Kühlschrank ganze Bleche passen?
Mehr als zweimal?
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Apropos Teig: Vor anderthalb Jahren hatte ich mich nach einer Alternative zu unserer Küchenmaschine Kenwood umgesehen, unter anderem von Ihnen interessante Hinweise bekommen. Doch kaum eine hatte halt Erfahrungen mit mehr als der eigenen Maschine. Lutz Geißler vom Plötzblog hat nun mit dem NZZ-Journalisten Joachim Schirrmacher in einem Brotbackkurs sechs gängige Maschinen im Vergleich getestet – mit sehr interessanten Ergebnissen:
“Von Klebern, Krume und Knetern – Sechs Knetmaschinen im Praxistest”.
Ausführlicher bei Joachim Schirrmacher, hier wird auch das Kneten mit einem Krups-Handrührgerät beschrieben.
Das heftige Wandern der Kenwood-Maschine scheint ein Spezialproblem des Modells zu sein, mit dem ich arbeite (Major Titanium), beim getesteten Cooking Chef wird nichts dergleichen erwähnt.
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Konstantin Klein mit einem sehr interessanten Detail zur re:publica-Location Station:
“re:publica: Unter der Hochbahn”.
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Als Hete haben Sie sich das ja schon immer gefragt: Wie, um Himmels Willen, haben Lesben Sex?!
Bitte schön: Hier in Einzelschritten mit animierten Illustrationen.
“This Is How Lesbians Have Sex”.
11 Kommentare zu „Journal Freitag/Samstag, 15./16. Mai 2015 – Bleierne Beine“
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17. Mai 2015 um 8:41
Auch andere kenwood modelle wandern ungemein eifrig und ich ließ das meine wegwandern ,um eine standfestere Kitchen Aid willkommen zu heißen .
17. Mai 2015 um 9:20
Etwas fassungslos ob der Tatsache, dass 2 Jahre nicht ausreichen, die eigene “Spontanität” zugunsten des doch nach meinem Eindruck von Ihnen geliebten Bruders nur für kurze Dauer in den Griff kriegen zu wollen.
Ich gebe normalerweise sehr viel für einen gelungenen Witz und denke, dass der Nepozid wohl so gemeint war. Man kann aber wohl nicht erwarten, dass alle den gleichen Humor haben. Wäre es da nicht angebracht, auch sich selbst zu hinterfragen?
Ich muss natürlich zugeben, sehr harmoniebedürftig zu sein, habe einige Fehler und kein Problem damit, diese wenn nötig zu bekennen. An meiner Perfektion darf gekratzt werden, das erleichtert auch mein Leben.
17. Mai 2015 um 9:45
Na ja, Trulla, die Zeit ist ja auf meiner Seite: Irgendwann sind die Nifften keine Kinder mehr. Sobald sie satisfaktionsfähig werden, kann ich es ja wieder versuchen.
17. Mai 2015 um 12:18
Singende Bischöfe, ja heute muss ja mehr äkkschon sein, bei mir gab es nur den rituellen “Backstreich”, den mich damals mit ziemlicher Empörung hinterlassen hat, als ich mich aus der knieenden Haltung wieder erhob… Gibt es den heute auch noch, den “Backenstreich”?
17. Mai 2015 um 22:59
Zu dem Nudelholz – bei uns zu Hause (Bäckerfamilie) haben wir nur solche Teigrollen. Die sind sämtlich aus Besenstielen entstanden, also einfach einen Besenstiel aus Holz kaufen, auf der gewünschten Länge absägen, die Enden mit Schleifpapier glätten, fertig. Kein Scherz.
18. Mai 2015 um 9:22
Danke für den Tipp, Novemberregen, wie schon für den zur Reinigung der Gärkörbchen! Du lässt dir hoffentlich viele Bäckereigeschichten von deinem Vater erzählen – vielleicht sogar auf Band?
18. Mai 2015 um 11:16
Entschuldigung, dass ich mich noch mal melde zu den Nichten und Neffen: Ich
habe zwei völlig unausstehliche Exemplare im Alter von 11 und 14, und es
wird nicht besser, keine Sorge oder Hoffnung. Aber ich gehe trotzdem zu jedem Familienevent, auch mit der Faust in der Tasche, obwohl ich am liebsten beide zunächst mit den Füßen an den Boden (sprichwörtlich und im übertragenen Sinne!!!) nageln würde. Warum gehe ich dahin? Weil mein Vater vor zwei Jahren urplötzlich an Krebs gestorben ist und diese Feste die Erinnerungen sind, die bleiben.
Und ja: man kann etwas draus machen, dass es nicht so gruselig ist. Ich zieh’ mich hübsch an und halt für ein paar Stunden den Mund. Kann ich nämlich, ich bin schon erwachsen. Und es drückt mich nicht so, dass ich es nicht aushalten könnte.
Heute leider kein Verständnis für Sie, wie sonst fast immer, trotz toller Croissants.
Beste Grüße, Milla
18. Mai 2015 um 11:23
Vielleicht sind die Feste einfach unterschiedlich, Milla? Von meinen Eltern bekomme ich auf dieser Art von Fest nämlich gar nichts mit, sie werden sicher nicht die Erinnerungen sein, die bleiben (anders übrigens die Familienfeste von Herrn Kaltmamsells Verwandten, die ich sehr gerne mag).
Ich denke liebevoll an viele andere Anlässe mit meinen Eltern, die sehr gut ohne Kinder funktioniert haben – jüngst erst ein gemeinsam vergrillter Samstag, auf dem meine Mutter viele Kindheitserinnerungen erzählte.
18. Mai 2015 um 23:44
Gibt es schon einen Artikel in dem sie naeher auf das Verhalten der Neffen eingehen? Was machen die denn genau bzw was machen sie nicht?
19. Mai 2015 um 7:47
Da macht die von den Neffen genervte Schwester eine etwas überzogene Bemerkung und der Bruder verweist sie künftiger Familienfeste, statt seinen Sprösslingen Benehmen beizubringen???
Und nein, ich finde nicht, dass es ein Zeichen von “Erwachsen sein” ist, gute Miene zum bösen Spiel zu machen, den Mund zu halten und sich von nervigen Kindern auf der Nase herumtanzen zu lassen, auch nicht bei Familienfesten.
20. Mai 2015 um 8:35
…der eine ist von gewöhnlichem kinderverhalten genervt und erwartet stumme statuen aus dem neunzehnten jahrhundert, der andere findet alles niedlich, was das kind tut, auch wenn es vollkommen unangemessen und nicht altersgerecht ist. man kann lernen, kinder zu mögen und mit ihnen umzugehen. wie immer ist die veranstaltung keine einbahnstraße. man muss das nicht tun, aber es bereichert das leben ungemein und gehört zum üblichen verhaltenssektrum unserer art. schließlich war jeder mal ein mini oder medi. grüße von ehemals sehr von kindern genervter person, die ihnen heute meist zugetan ist.