Journal Samstag, 20. Juni 2015 – Kuchenfiasko und breite Squats

Sonntag, 21. Juni 2015 um 8:59

Zu meiner Verärgerung früh aufgewacht, wo ich doch hätte ausschlafen können. Draußen wars kalt und regnerisch, meine Mutter sagte das für Sonntag geplante Grillen ab. Schon zum Morgenkaffee mit Duolingospielen angefangen.

Einkaufsrunde: beim Dehner frische Meisenknödel (derzeit geht bis zu einer am Tag weg), am Viktualienmarkt Hirschgulasch, bei Knapp & Wenig Knödelbrot und Frühstückssemmerl, in der westfälisch-fränkischen Metzgerei Clasen in der Dienerstraße holte ich Speck fürs Hirschgulasch und Prager Schinken fürs Frühstück, beim Alnatura Milchprodukte und Petersilie, abschließend beim dm-Drogeriemarkt Waschpulver und Zahnpasta.

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Ich hatte dringenden Kuchenbackdrang und machte mich nochmal an Torta della nonna – das Trauma des letzten Versuchs sollte überwunden sein. Denkste: Diesmal wurde die Füllung beim Kochen perfekt dick, doch nachdem ich sie vom Feuer genommen hatte (vorschriftsmäßig deutlich vor dem Kochen) und abkühlte, begann sie sich nach 15 Minuten wieder zu verflüssigen. Ergebnis:

150620_Torta_della_nonna_1

Das mit der Torta della nonna lasse ich künftig einfach bleiben.

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Spätnachmittags ging ich in mein Sportstudio, um unter anderem das wöchentliche Krafttraining nachzuholen. Die Vorturnerin freute sich so, mich nach Monaten mal wieder zu sehen, dass sie sich besonders intensiv um mich kümmerte und korrigierte: Oh, ich belaste also bei den breiten Squats das linke Bein mehr (sehr wahrscheinlich eine Schonhaltung wegen meiner rechtsseitigen Hüftprobleme), bei den Ausfallschritten vom Step habe ich das Gewicht zu weit hinten, und bei den Liegestütz den Po zu weit unten. Bei so viel Zuwendung fühlte ich kleines Sportstreberlein mich natürlich verpflichtet, mich besonders in die Übungen reinzuhängen. Ich werde ab Sonntagmittag wahrscheinlich vor lauter Muskelkater nicht mal mehr schmerzfrei atmen können.

Abends schnelle Nudeln mit gebratenen Frühlingszwiebeln und erster Zucchini des Jahres aus dem Ernteanteil (Herr Kaltmamsell war auf einer Einladung), zum Nachtisch Torta-della-nonna-Kekse. Noch ein paar Runden Duolingo.

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Für uns Vogelbeobachterinnen: Eine hochspannende Geschichte über die Heidelerche.
“Heidelerche”.

Bei unserer Erstentdeckung der Heidelerche standen wir so mittelruhig rund fünfzehn Meter entfernt, ich bemerkte den Vogel nur durch Zufall. Ganz still heidelerchte er vor einem Gebüsch auf dem Boden herum. Er gab sich Mühe, mit seiner Umgebung zu verschmelzen. Das gab mir wiederum die Gelegenheit, völlig unbeteiligt rein zufällig in seine Richtung zu schlendern, ganz langsam. Das funktionierte bis etwa zehn Meter Entfernung, dann zeigte eine leichte Drehung des Vogels, dass er mir nicht länger abnahm, nur zufällig in der Gegend unterwegs gewesen zu sein, schließlich flog er weg. Nicht, ohne ein paar szenetypische Laute von sich zu geben, die sogar für einen audioornithologisch herausgeforderten Mann wie mich wiedererkennbar waren.

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Der klügste Text, den ich bislang zur Eskalation nach Tim Hunts Blödsinn über Forscherinnen gelesen habe, kommt von meiner Lieblingsaltphilologin Mary Beard:
“50 shades of sexism”.

This 72-year-old guy made a very big error and probably has some antediluvian views on gender. I would like to smack his bottom, give him a piece of my mind and keep a very close watch on him if he is grading applications. But I wouldn’t drum him out of the academic town.

Besides, a quick campaign against an individual can be an easy deflection from the real underlying issues, about women’s chances in science or in the academy more generally. It is much simpler to take Hunt down a peg or two (deservedly maybe), than to address the bigger political questions of women’s scientific careers (question which need much more thought, effort and probably cash).

In any case, I have come to think that those old blokes who actually give voice their silly prejudices are a bit easier to deal with/argue against than those who hold much the same views but know better than to utter them out loud (and that sort exists, believe me). Carefully hidden prejudice is the worst of all.

(Sie dürfen mir danken, Sie mit den Wort antediluvian bekannt gemacht zu haben. Bitteschön.)

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Fabian Neidhardt ließ sich nachts in Stuttgart von einem Obdachlosen anquatschen:
“Der richtige Zeitpunkt, um mit dem Helfen aufzuhören.”

via @diplix

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Neue Musik entdeckt! Einem Link bei Pepa gefolgt – und den halben Vormittag weiter auf YouTube Musik von Arturo Márquez gehört, gespielt vom Orquesta Filarmónica de las Américas unter Dirigentin Alondra de la Parra.

https://youtu.be/daGlmea5QkI

die Kaltmamsell

8 Kommentare zu „Journal Samstag, 20. Juni 2015 – Kuchenfiasko und breite Squats“

  1. Josef meint:

    Liebe Frau Kaltmamsell,

    ältere Leser dürften das schöne Wort “antediluvian” noch aus dem Song “Atlantis” des schottischen Sängers Donovan aus dem Jahr 1968 kennen ;-) (cf. e.g. https://www.youtube.com/watch?v=leI7sfmipuI)

  2. Hande meint:

    Auf die Gefahr hin, dass ich was sag was Du schon beachtet/ausgeschlossen hast, aber wenn ich einfach das so angucke (und das Rezept) habe ich paar Vorschlaege/Fragen:
    * Warum freeform? nutze doch ein springform… (hab gesehen, dass die verlinkte italienische rezept freeform ist, aber normal ist es immer im form)

    * dein custard ist entweder under- oder overcooked. (ich benutze den von Dorie Greenspan ubrigens, mit 100% geling-rate bisher).
    Wenn undercooked, ein enzym aus dem ei der nicht todgekocht worden ist attackiert die staerke und du hast suppe. leider kann ich mich nicht dran erinnern wie es heisst, aber ist bestimmt zu finden. (ich denke das ist was bei dir passiert, weil es bei dir erst fest aussieht und erst nachdem warten sich wieder verfluessigt.).
    vollstaendigkeitshalber erwaehne ich auch wenn overcooked (glaub aber nicht, dass das dein problem ist), the staerke molekule explodieren und geben die fluessigkeit, die sie vorher gebunden hatten, wieder ab. dies geschieht besonders frueh wenn saeure dabei ist (zitrone!). das sieht mann aber schon beim kochen, nicht erst hinterher. eine loesung dann ist tapioca statt normale staerke.

  3. die Kaltmamsell meint:

    Vielen Dank, Hande. Ich muss noch eine Weile beleidigt sein, dann überlege ich mir einen Neuanfang mit anderem Rezept. Oder gehe zum Torta-della-nonna-Essen immer zu Marietta.

  4. Ulla meint:

    Meisenknödel?! Die Meisen können wohl jetzt selbst für Futter sorgen!!!

  5. die Kaltmamsell meint:

    Manche sind für Ganzjahresfütterung, Ulla, manche dagegen. In meinem Fall ist es der pure Eigennutz, dass ich die Vögelchen damit weiterhin auf dem Balkon beobachten kann.

  6. Neeva meint:

    Ahh! Vorsintflutlich! Es hat jetzt echt zwei Stunden gedauert, bis mir die deutsche Übersetzung einfiel.

  7. mhs meint:

    Auch ich danke, obschon ich sowohl antediluvian wie auch Fr. Parra und das POA kannte. Aber besonders letztere könnten bekannter sein…

  8. Fabian Neidhardt meint:

    Danke für die Erwähnung ;)

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