Schleunchenbeteiliger
Freitag, 8. August 2008 um 13:07Ich hatte mal eine Freundin, deren Kusin, Techniker von Beruf, am CERN arbeitete (und ihr unter anderem das legendäre Mahlzeitmaschinchen baute). Diese höchst albern veranlagte Freundin sprach von diesem Verwandten und seiner Arbeitsstätte immer als „Schleunchenbeteiliger“. Und nachdem es derzeit so viel Berichterstattung über die anstehende Inbetriebnahme des LHC gibt, der größten je von Menschenhand erbauten Maschine, bemühe ich mich um wenigstens ansatzweises Verständnis ihres Einsatzes.
Eigentlich finde ich Astrophysik nämlich nicht sehr spannend, leider. Schon beim Fernsehen als Kind erlahmte meine Aufmerksamkeit, wenn auf schwarzem Hintergrund Sterne und Planeten eingeblendet wurden. Diesmal allerdings hat mich die Ästhetik der Maschine gefangen. Schaun Sie sich allein mal diese Bilderreihe an:
Dazu kommt, dass es sich bei diesen Ingenieurinnen, Technikern und Wissenschaftlern um waschechte Spinner handelt. Die zum Beispiel einen CERN-Rap aufgenommen haben.
Die Untertitel des Filmchens sind gar nicht schlecht als erster Einstieg in die Materie – haha, genau darum geht es ja.
Gestern gab es eine Sendung zu Teilchenphysik, Weltentstehung, CERN in 3sat, die allerdings für mich zu hoch einstieg. Die Website dazu bietet umfangreiches Material.
Interessant fand ich die Herleitung einer bestimmten Form von Wissenschaftsangst und
-feindlichkeit:
Für Nicht-Wissenschaftler ist der Abstand zwischen wissenschaftlichen Theorien und Alltags-Erfahrungen so groß, dass sie behauptete Tatsachen und Hypothesen, die sie nicht sehen können, auch nicht verstehen können. Die Begrifflichkeit der Wissenschaftler stellt für normale Menschen oft ein Problem dar. Das trifft besonders bei komplexen Erklärungsmodellen zu Materie und zur Entstehung der Welt zu.
Um ihre Theorien Laien näher bringen zu können, so geht die Überlegung weiter, greifen Wissenschaftler zu erzählenden Kommunikationsstrukturen, sie verwenden Bilder und Analogien, erzählen Geschichten. Damit erwecken sie beim Laien aber leicht den Eindruck, ihre Erklärungen stünden auf einer Stufe mit mystischen, religiösen und esoterischen Konstrukten.
Auch wenn Konstrukte wie Gott ebenfalls nicht richtig greifbar sind, haben sie dennoch den Vorteil, dass sie Ängste mindern und die Menschen beruhigen können.
Und jetzt habe ich dann doch den Ehrgeiz, wenigstens ansatzweise zu kapieren, was es mit der Dunklen Materie auf sich hat. Im heutigen SZ-Magazin liefert Rainer Stadler einen Einstieg.
die Kaltmamsell5 Kommentare zu „Schleunchenbeteiliger“
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8. August 2008 um 13:31
Nachdem der „Schleunchenbeteiliger” gestern bereits im Twitterversum aufleuchtete, konnte man beim Nachhaken auf dieses Gedicht stoßen:
http://home.arcor.de/sannah/violett/mylyr.html#schleunchen
Auch eine Erklärungshilfe, wenn auch mit reichlich schwarzer Materie drumherum. Sind Physiker die neuen Poeten?
8. August 2008 um 14:16
>>Um ihre Theorien Laien näher bringen zu können, so geht die Überlegung weiter, greifen >>Wissenschaftler zu erzählenden Kommunikationsstrukturen, sie verwenden Bilder und >>Analogien, erzählen Geschichten.
In diesem Zusammenhang auch interessant: Das Konzept von “Lies-to-children” in Terry Pratchett’s “Science of Discworld”-Reihe…
8. August 2008 um 16:45
Die erste Assoziation beim Anblick dieses Bildes war “Stargate”.
8. August 2008 um 20:41
…oder 2001. mich faszinieren die maschinen (vor allem, wenn sie irgendeine art von symmetrie aufweisen) ungemein. aber um auch nur ansatzweise zu verstehen, worum’s da geht, müsste ich mir wohl ein paar wochen leseurlaub nehmen. und falls es den jemals gäbe, warten da schon stösse voller bücher und hunderte bookmarks zu kulinarischen themen, die mich dann doch noch ein kleines bisschen mehr begeistern können…
11. August 2008 um 12:39
@ Gonzo der Große:
Genau daran habe ich auch sofort gedacht – das ‘Lügen für Kinder’ Konzept. Funktioniert ja bei den meisten Sachen auch genau genug, zumal für ein echtes Verstehen häufig ein mehrjähriges Hochschulstudium notwendig wäre…