Journal Sonntag, 3. April 2016 – Sonnenbrand aus der neuen Gärtnerei
Montag, 4. April 2016 um 7:01Bis in den Morgen lauter Träume, in denen ich mich ärgern musste. Braucht kein Mensch.
“Taube auf dem Baum gelandet!”, rief Herr Kaltmamsell überm Morgenkaffee. Das war bemerkenswert, denn zwar gibt es hier schon auch hin und wieder Tauben, doch nicht auf unseren Kastanien, sondern auf dem Boden oder den Balkonen. Es war auch keine gewöhnliche Stadttaube.
Sondern eine Wildtaube, eine Ringeltaube.
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Es war sonnig und warm, dennoch zog ich mich zum Laufen viel zu warm an. Diese heftigen Temperatursprünge der vergangenen Jahre habe ich immer noch nicht verinnerlicht. Meine Jacke trug ich schon bald in der Hand (ärmellos, daher nicht um die Hüfte bindbar). Trotz immer noch heftigem Muskelkater lief ich gut, sah grillende Menschen, hörte Hunde mit heftigem PLONTSCH in die Isar springen, erspähte zwei Wasseramseln, sah viel Lerchensporn, Schuppenwurz, Veilchen, Huflattich, Taubnesseln, Buschwindröschen, die Bäume brachen ebenfalls bereits in Blüten aus.
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Nach Mittag packten Herr Kaltmamsell und ich unsere Fahrräder in die S-Bahn, raus nach Mammendorf, denn: Unser Kartoffelkombinat hat vielleicht eine neue, dauerhafte Bleibe. Derzeit sind wir ja in Schönbrunn beheimatet, doch vor einigen Monaten stellte sich überraschenderweise heraus, dass ein Wettbewerb ausgeschrieben wird für ein komplett neues Konzept der gesamten Kloster- und Dorfanlage – ob die Gärtnerei ein Teil davon sein wird, ist völlig offen. Also machte sich der Vorstand nach nur einem Jahr erneut auf die Suche nach einem Gemüsehof.
Gefunden hat er zwar keinen Gemüsehof, aber wahrscheinlich eine Möglichkeit, ein Ziel der Genossenschaft früher zu erreichen als geplant: Den Kauf einer eigenen Gärtnerei. Nur dass die Anlage derzeit noch keine Gärtnerei ist, sondern eine Baumschule. Sie würde erst in eine Gärtnerei umgewandelt werden. Gestern nahm ich einen der Termine für uns Genossenschaftlerinnen wahr, die Baumschule zu besichtigen und mich über den Stand der Dinge sowie der Planung zu informieren.
Das Gelände ist weitläufig und mit S-Bahn und Fahrrad gut zu erreichen.
Gewächshäuser gibt es zum Teil auch noch.
Drumrum ist außer Aussicht praktisch nix.
Nicht da ist natürlich auch die Ausstattung, die ein Gemüsehof im Gegensatz zu einer Baumschule braucht, zum Beispiel Lagermöglichkeiten für Gemüse. Übernähmen wir die Anlage, wäre das eine gewaltige Unternehmung für das Leitungs- und Orga-Team, doch alle machten den Eindruck, als hätten sie richtig Lust darauf. Bodenproben wurden bereits analysiert, erste Pläne – auch für die Finanzierung – stehen. Wie im Kartoffelkombinat gewohnt, wurden alle verfügbaren Informationen transparent und bereitwillig weitergegeben, inklusive offener Fragen.
Beschlossen kann solch ein Kauf natürlich nur von der gesamten Genossenschaft werden. Sollte das klappen, werden wir uns schneller vergrößern als bisher geplant, die große Anlage rechnet sich nur mit deutlich mehr Haushalten. Schon jetzt sind noch ein paar Plätze im Kartoffelkombinat frei, auch ohne die neue Gärtnerei. Wenn Sie interessiert sind, zum Beispiel weil es Ihnen um mehr als nur gutes Gemüse aus der Region geht, bitte hier weiterlesen.
Auch wenn ich darauf achtete, auf dem Rundgang und bei den Diskussionen an verschiedenen Stellen den Schatten zu suchen, war das eindeutig ein Hauch Sonnenbrandrot im Nacken, den ich heimbrachte.
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Zum Nachtmahl breitete Herr Kaltmamsell Grü Soß mit Kartoffeln und Eiern, die geballte Ladung Frühlingskräuter in Nase und Mund. Vielleicht probiere ich mal eine pürierte Version aus, doch ich genieße sehr, in der gehackten Soß die einzelnen Kräuter voneinander unterscheiden zu können.
die Kaltmamsell1 Kommentar zu „Journal Sonntag, 3. April 2016 – Sonnenbrand aus der neuen Gärtnerei“
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19. April 2016 um 23:43
Liebe Kaltmamsell, danke für den Link zu der Ringeltaube! Wie häufig lerne ich damit schon wieder etwas Neues durch diesen Blog, in diesem Fall nämlich, dass es überhaupt auch Wildtauben gibt. Die Tauben in unserem großen grünen Innenhof (Berlin ist auch ein Dorf..) scheinen auch solche zu sein. Ein paar Mal war mir schon aufgefallen, dass das echte Brummer sind im Gegensatz zu den sonstigen Stadttauben. Ich schob das bisher nur auf die fortwährenden Fütterungen durch die Nachbarinnen. Nicht nur das, sie fliegen herum..! Das schaue ich mir nochmal genauer an. Und die Schilderungen zum Kartoffelkombinat lese ich sehr gerne.. so was würde ich hier in/um Berlin auch super finden. Gibt es vielleicht auch, kenne ich nur nicht. Liebe Grüße!